Amtsblatt der Stadt Steyr 1983/6
Bindenschild und Wappen des Landes ob der Enns, Miniatur aus dem <,'reiner Mark Jhuch (/490) as Ausstellungserc1gn1s 198.1 in Oberilstcrreich 1st die große Landesausstellung „Tausend Jahre Oberösterreich Das Werden eines Landes" in der Burg zu Wels. Diese Burganlage halle einst große strategische Bedeutung: Sie lag inmitten der Stadtbefestigung an der Hauptschlag- ader der pulsierenden Siedlung und übte gleichzeitig eine beherrschende Kontrolle über den wichtigen Traunübergang aus. Bereits 776 ist das „castrum Weles" eines Hochfreien namens Machelm an dieser Stelle bezeugt, 885 scheint die Wei- ser Burg als königlich karolingische Hof- burg in den Urkunden auf. Kaiser Maxi- milian L hegte eine besondere Vorliebe für die nunmehr landesfürstliche Weiser Burg. Heute ist das Gebäude im Besitz der Stadt Wels. Für die Landesausstellung 1983 wurde die Burg Wels grundlegend restauriert. Dazu mußte das Gebäude außen und innen von Putzschichten und späteren Einbauten befreit werden, so daß die Bau- substanz aus Gotik und Renaissance nun ohne störendes Beiwerk zutage tritt. Das gilt vor allem für die eindrucksvolle Bo- gengalerie des Westtraktes und für den prächtigen Erker des Südtraktes. Er ent- stand zur Zeit Kaiser Maximilians I. und läßt durchaus einen Vergleich mit dem 32/224 .. (ioldenen Dach!" in Innsbruck zu. Im Inneren gelang es, herrliche spätgolische 1 lolzdecken mit mächtigen Rüstbäumen freizulegen. Auch die Gewölbe im Erdge- schoß kommen jelzl in ihrer ganzen Mächtigkeit und Tiefe voll zur Geltung. Das vom Architektonischen her gesehen hochinteressante Gebäude der Burg zu Wels präsentiert sich den Besuchern der Ausstellung „Tausend Jahre Oberöster- reich - Das Werden eines Landes" in einer Stilreinheit, wie sie seit Jahrhunderten nicht mehr zu sehen gewesen ist. Für die Ausstellung vom Werden des Landes Oberösterreich stehen insgesamt 2500 Quadratmeter Fläche in zwei Stock- werken zur Verfügung. Neben den reinen Ausstellungsräumen wurden ein Festsaal für 300 Personen, ein Sonderraum für audiovisuelle Vorführungen sowie ein Kaffeehaus eingerichtet. In diese Gaststät- te ist die stimmungsvolle Pergola und der berühmte Rosengarten der Burg integriert, so daß sie einen idealen Ruhepunkt für die Besucher der Ausstellung bietet. Der Umfang des Ausstellungsthemas ist gewaltig und reicht von den Grafen zu Wels-Lambach über die Otakare und Ba- benberger, König Premysl Ottokar, die Habsburger und das industrielle Zeitalter bis herauf ins zwanzigste Jahrhundert, wobei nicht nur die Geschichte, sondern auch die Bereiche der Kunst, der Wirt- schaft. der Volkskunde oder der Buchma- lerei berücksichtigt werden. Der Aufbau der Ausstellung entspricht dem historischen Ablauf, daher bilden die Exponate aus der Romanik den Auftakt. Daß dabei dem Benediktinerstift Lam- bach eine besondere Gewichtung zufällt, ist verständlich, gilt doch der hl. Adalbero, letzter Sproß der Grafen von Wels-Lam- bach, als eigentlicher Gründer der Abtei. In der Burg zu Wels fehlen der aus dem 11. Jahrhundert stammende Adalbero- kamm, eine Kupferstatue des Heiligen, die Handschrift seiner Lebensbeschreibung und ein Stifterbild ebensowenig wie das höchst bedeutsame Fragment der Lamba- cher Fresken, das vom Bundesdenkmal- amt Wien zur Verfügung gestellt wurde. Dazu kommen Zeugnisse romanischer Kleinkunst, eine romanische Madonna aus Schlägl sowie die sogenannte Rieder Kreuzigung, .1ie als die älteste erhaltene Holzplastik Osterreichs angesehen wird. Von ganz besonderer Bedeutung sind die gezeigten Urkunden, die bis ins 10. Jahrhundert zurückreichen. Als Rarität er-
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