Amtsblatt der Stadt Steyr 1983/5

Lorenz hat seinen Gegner im Eck. Foto: Steinhammer Boxen: Steyr dominiert im Schwergewicht Daß die Steyrer schneidige Burschen sind und im Ringgeviert bereits durch Jahrzehnte hindurch ihren Mann gestellt haben, bewiesen sie stets im fairen, ritterli- chen Faustkampf. So beherbergte Steyr in der 64jährigen wechselvollen Boxgeschich- te am laufenden Band viele Landesmeister und auch Staatsmeister. Kein Wunder, daß die Amateure-Boxer nicht nur in heimischen Kreisen, sondern auch über die Landesgrenzen hinaus einen hervorra- genden Ruf genießen. Die Steyrer Boxer sind also zugleich geachtet und gefürchtet. Durch die Erringung eines Staatsmeisterti- tels erlangten Otto Hofstätter, Karl Ma- Fortsetzung von Seile 26 Steyr - Großraming - Laussa - St. Ulrich, das zugleich auch als Landesmeisterschaft für Hobbyfahrer ausgeschrieben ist. Höhe- punkt ist zweifellos die Eisenwurzen- Rundfahrt im August. Die Strecke Steyr - Steyrtal - Hengstpaß - Altenmarkt - Steyr umfaßt 160 km, wofür man 200 Teilneh- mer erwartet. Radfahren is_t auch für viele Steyrer ein zielbewußter, gesundheitsfördernder Le- bensbeitrag gerade in unserem Wohl- standsüberfluß geworden und gewinnt da- durch immer größere Bedeutung. So ha- ben viele Steyrer ihre Räder wiederum chein, Peter Waldorf und Hans Käferböck hohes sportliches Ansehen für die Eisen- stadt. In jüngster Zeit rückten zwei Aspekte den Steyrer Boxsport wiederum ins Ram- penlicht. Es wurde nämlich das oberöster- reichische Hoffnungsturnier um den „Gol- denen Handschuh" in die Eisenstadt ver- legt. Die Teilnahme von 45 Kämpfern brachte das beste Nennungsergebnis seit langem. Bedauerlicherweise kam es zu einem schweren K. o. eines Andorfer Halbschwergewichtlers. Steyr war mit vier Nachwuchsleuten vertreten und stellte in der Schülerklasse im Papiergewicht mit vom Dachboden heruntergeholt, sparen Benzin und tanken Gesundheit. Zu den Giganten der Landstraße gehö- ren zweifellos die beiden Pensionisten Jo- sef Bachmayr (62) und Georg Gruber (63). In fünf Wochen radelten sie vom Brenner bis Sizilien und bewältigten 2900 km. Das Tagespensum lag bei 120 km. Großteils nächtigten sie im Freien und erregten überall großes Aufsehen. Addiert man die gefahrenen Ki lometer nach dem Kri_~g, so ist Josef Bachmayr bereits um den Aqua- tor geradelt. Das Jahrespensum 1982 von 7000 km kann sich auch unter Rennfah- rern sehen Jassen. Heuer will er nach Griechenland, per Rap, versteht sich. F. L. Muharrimed Söyler einen Turniersieger. Seit einigen Jahren stehen nämlich in den heimischen Reihen jugoslawische und tür- kische Nachwuchsleute. Heuer stellt Ama- teure gerade in den schwersten Gewichts- klassen die Landesmeister, im Halb- schwergewicht mit Otto Lorenz und im Schwergewicht mit Derrick Mayer, der zugleich auch ös terreichischer Vizemeister ist. Mayer ist im Olympia-C-Kader vertre- ten und hatte kürzlich eine ehrenvolle Einladung zu einem internationalen Tur- nier nach Venedig erhalten. Im Semifinale wurde sein ägyptischer Gegner wegen Kopfstoßes disqualifiziert. Den beiden Li- zenztrainern Peter Waldorf und Franz G ruber ist es zu verdanken, daß das Training in der Fabrikstraße von acht bis zwölf Boxern besucht wird . Dreimal in der Woche wird hart trainiert. Durch die Ein- führung des Schülerboxens wird der Faustkampf durch ganz leichte Gewichts- klassen erweitert. Dadurch will man den internationalen Anschluß nicht verpassen, doch verringert sich andererseits das Pu- blikumsinteresse. Jährlich werden fünf bis sechs ~~affelkämpfe ausgetragen. So wie in ganz Osterreich kaum ein Verein seine eigene Staffel auf die Beine bringt, werden auch vom SK Amateure Gastboxer aus Wels und Braunau herangezogen. Die Sektion verdankt der ständigen Unterstüt- zung durch den Anhängerklub mit seinen 250 Mitgliedern ihre Existenz. Am 30. April feiert der Anhängerklub sein zehn- jähriges Jubiläum und hat aus diesem Grund den BC Ingolstadt zu einem inter- nationalen Vergleichskampf zu Gast. Dem Verein gereicht es zur Ehre, daß beinahe der gesamte oberösterreichische Boxver- band von Steyrern gestellt wird, durch Hans Lachmayr als Präsident, durch Ing. Waldemar Mencel als Schriftführer und durch Elmar Schatz! als Kassier. Mit gro- ßer Umsicht führte seit sechs Jahren Man- fred Zimmermann die Vereinsagenden und wird ab nun von Wolfgang Rolinek abgelöst. ,,Doch leider werden wir vom Publikum im Stich gelassen!", wenden sich die Boxer um Unterstützung an die Steyrer Sportfreunde. Und nun ein Blick in die Steyrer Boxge- schichte: Schon im Jahre 1919 wurde dieser harte Kampfsport im Athletenclub ,,Herkules" betrieben. 1932 war der „Pun- ching-Club" im Vereinsregister eingetra- gen. Während der Boxbetrieb in den Kriegsjahren eingestellt war, wurde 1945, mit dem Wiederaufbau begonnen. Die Durchführung der ersten Nachkriegs-Lan- desmeisterschaft wurde Amateure übertra- gen. Alle fünf Titel blieben in Steyr! Amateure zählte in dieser Zeit neben dem KAC zu den besten österreichischen Staf- feln. Dementsprechend war auch die Eß- halle der Steyrer Werke bei Boxabenden „getaucht" voll. Ein Auf und Ab machte dann der Boxsport in Steyr durch. Zur Zeit steckt er wie überall in Österreich in einer Krise, wofür der Wohlstand mit seinen ablenkenden Auswirkungen in ho- hem Maße schuld ist. Es interessieren sich zwar laufend junge Leute, doch bringen nur wenige die Härte und Geduld für ein konsequentes Training auf. Innerhalb von zehn Jahren erlebte die Sektion einen Durchlauf von mehr als 50 Aktiven. F. L. 27/175

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