Amtsblatt der Stadt Steyr 1983/3

Z u Jen emsigsten Sportlern Steyrs ge- hören 1.weifellos die Eisstockschützen. Wenn die Stadt um 6 Uhr früh noch in völlige Dunkelheit gehüllt ist, herrscht jeden Samstag um diese Zeit auf der Kunsteisbahn schon reges Treiben. Bis zu 34 Mannschaften beginnen auf 16 Bahnen mil Turnieren oder Meisterschaften. Jeder Samstag ist von Oktober bis März ausge- bucht und überdies werden noch acht Sonn- und Feiertage zu Meisterschaften herange1ogen. Diese Veranstaltungsdichte verrli l die Nachfrage für diese Sportsparte. In Oberösterreich sind in 322 Vereinen 14.272 Eisschützen registriert. Auf den Steyrer Raum entfallen 700 vereinsregi- stricrtc Schützen. während noch die „Dunkd,iffer" von 1000 Hobbyschü tzen da1,ukommt. Das alte, traditionelle „6 - 9 12 Spiel" mit gedrechselten , von den Wagnerrneistern hergestellten Birnholz- stöcken als „Bratlschießen" oder sonstige volkstl'lmli ehe Wettkampfart belebt auf wgefrorenen Flüssen und Teichen förm- lich unsere schöne Winterlandschaft. Dann geht noch der Mostkrug oder das Schnapsflascherl in die Runde und sorgt für Heiterkeit und Spielwitz. Anders hin- gegen geht es nach der olympischen IER- und der ISPO-Regel zu. Der traditionelle Holzstock ist ins Museum verbannt und nicht erlaubt. Der Plastikkern, der mit einem starken Eisenring versehen ist, darf nur 5,33 k~ wiegen. In raffinierter Weise 30/106 werden je na<:h l~isverhältnissen und Tem- peratur bis ,u 20 verschiedene Gummi- platten (im Sommer Plastik) verwendet und aufgeschraubt, um gefinkelte Rutsch- verhiiltnissc 111 er1,iclen. Da jede Platte ca. 200 Schilling kostet , summieren sich auch die Auslagen eines Turnierschützen, der jegliche Ko~ten selbst bestreitet. Die Grundausrlhtung eines Durchschnitts- schützen bcHiuft sich auf ca. 5000 Schil- ling. Anstatt der volkstümlichen Holzdau- be wird im Wettkampfsport eine runde Gummidaube mit einem Durchmesser von 10 cm verwendet. Während die gerill- te Oberfläche auf Eis verwendet wird, dient die flache Seite für Asphaltbahnen. Wie ermüdend für den Schützen ein Mei- sterschaftstag ist, kann nur der Aktive ermessen. Mehrere Stunden ist er jegli- chen Wetterunbilden ausgesetzt und gibt an die IOO Schüsse bei höchster Konzen- tration ab. Steyr ist als Meisterschaftsaus- tragungsort durch die idealen Bedingun- gen auf der Kunsteisbahn und durch das Entgegenkommen der Stadtgemeinde sehr beliebt. Da im Vorjahr die Senioren- Staatsmeisterschaften auf der Rennbahn durch plötzliche Regengüsse abgebrochen werden mußten - Veranstaltungskosten 130.000 Schilling - , werden laut Bundes- beschluß österreichische Meisterschaften nu r mehr an Orte mit Überdachung verge- ben . Bereits im nächsten Jahr wird eine Halle in Amstetten eröffnet. Bezirksobmann Valentin Stöckler ver- tritt in mustergültiger Weise die Interessen der Steyrer Schützen. In acht Vereinen wird das Stockschießen durchgeführt: Fo- relle, Polizeisportverein, Magistratssport- verein, ATSV Stein, Union, ASV Bewe- gung,..ATSV Steyr und ASKÖ-FZC Rest- hof. Uberdies werden alljährlich die Ar- beiterka~mer- sowie Steyr-Werke-Mei- sterschaften unter großer Beteiligung ab- gewicke lt. Die erfolgreichsten Mannschaften sind Forelle und Union Steyr, die beide an der Landesmeisterschaft teilnehmen. Wäh- rend Forelle um zwei Punkte den Aufstieg in die Regionalliga verpaßt hat, ist Union aus dieser Liga abgestiegen. ln der Lan- desliga sind ATSV Steyr und Forelle ver- treten, in der Unterliga ASV Bewegung und im Gebiet ATSV Stein, Union und Forelle. Bester Ziel- und Stockschütze ist Alois Obermaier (Forelle), der in der Lan- desmeisterschaft teilnimmt. Auch im Sommer wird allerorts geschos- sen. Wie die „Schwammerl" schossen die Asphaltbahnen heraus, so daß in Steyr 41 Bahnen zur Verfügung stehen, wobei die Rennbahn mit 13 den Löwenanteil hat. Die Technik hat also eine Ausweitung des Stockschießens zur Freude und Begeiste- rung der zahlreichen Anhänger auf das ganze Jahr ermöglicht. F. L. Vizebürgermeister Schwarz gratuliert der Mannschaft Forelle I zum Gewinn der Stadtmeisterschaft der Eisschützen. Im Bild (v. l. n. r.): Bezirksobmann Stöckler, Pilzweger, Vogel, Ursprunge,, H. Kessel, Niess. Fotos: Steinhammer

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