Amtsblatt der Stadt Steyr 1983/3

nung heute, aber die Freude über die Eröffnung wird von etwas anderem über- strahlt, nämlich von der Feststellung des Herrn von Kuenheim, daß hier weiter gebaut wird, daß die Entscheidung gefal- len ist und BMW hier weitere 3000 Millio- nen Schilling investiert. Meine sehr geehrten Damen und Her- ren, was das Lan_d Oberösterreich beitra- gen konnte zu dieser Standortentschei- dung haben wir getan . Wir haben ein fa ires Angebot erstellt, abgestimmt auf unsere Möglichkeiten und im Rahmen unserer Wirtschaftsförderung, wobei wir diesen Rahmen überschritten haben we- gen der Bedeutung dieses Werkes. Ich möchte mich bedanken bei BMW dafür, daß dieses Angebot des Landes Oberöster- reich angenommen worden ist. Ich möchte aber auch einen Dank aussprechen, sehr geehrter Herr Bundeskanzler, für die För- derung, die vom Bund gegeben worden ist. Ohne diese Bundesförderung wäre diese Standortentscheidung wahrscheinlich nicht für diesen Platz getroffen worden. Ich möchte aber eines sagen: auch wenn Förderungen gegeben werden von Ge- meindeseite, von Landesseite, Bundesseite - BMW hätte nicht für hier entschieden, wenn man nicht schon Erfahrungen ge- macht hätte mit jenen, die jetzt hier be- schäftigt sind und wenn die Qualität der Mitarbeiter dieses Werkes die führenden Herren von BMW nicht überzeugt hätte, daß man hier gut investiert. Meine Damen und Herren, Förderungen verlaufen und werden verbraucht - die Leute aber blei- ben und die Arbeitsqualität auch. Dafür bedanke ich mich sehr herzlich. Ich möch- te den Verhandlern danken, die sich be- müht haben, über lange Zeit eine tragbare Vereinbarung für alle Beteiligten zustande zu bringen. Auf Bundesebene danke ich neben dem Herrn Bundeskanzler Herrn Staatssekretär Lacina und auf Landesebe- ne Herrn Landesrat Leibenfrost, auf Ge- meindeebene dem Herrn Bürgermeister Weiss und auf Seite von BMW vor allem Herrn Generaldirektor Büchelhofer. Sie alle haben große Sorgen gehabt, heute sind sie beseitigt, umso größer ist die Freude. Meine Damen und Herren, es soll aber jetzt nicht im Lande Oberösterreich der Technik auf höchstem Stand Rudolf AITA, Geschäftsführer der BMW-Motorengesellschaft, fo.hrte Bundes- kanzler und die Festgäste durch das Werk und erläuterte die technische Konzeption. „Von den etwa 360 Teilen eines Motors werden die wichtigsten motorbestimmen- den Teile, wie etwa Zylinderkopf, Kur- beigehäuse, Kurbelwelle, Nockenwelle, im Hause erzeugt, geprüft und mit dem gro- ßen Anteil von zugekauften Komponenten zu fertigen Motoren zusammengefügt und nach Durchlauf vollautomatischer Prüf- stände zum Versand gebracht. Einige Zif- fern illustrieren, was bei dieser Fertigungs- tiefe notwendig ist, um eine Produktions- menge von 150.000 Einheiten im Jahr herzustellen. Im Keller lagert zur Ver- und Entsorgung der sieben gehenden Transfer- straßen eine Kühl- und Schmierstoffmen- ge von ca. 20 Tanklastern, davon wird in der Minute etwa eine Menge von vier Tanklastern umgewälzt. Der tägliche An- fall von Metallspänen aus der metallabhe- benden Fertigung beträgt etwa 20 Tonnen. Ebenfalls im Keller werden die verunrei- nigten Abwässer regeneriert und so aufbe- reitet, daß sie ohne Bedenken in das öffentliche Kanalnetz abgegeben werden können. Auf den Dächern in der ganzen Halle sind über 1700 Lichtkuppeln instal- liert. Die Komplexität der materiellen Ein- richtungen sei nur an folgenden Ziffern illustriert: Die Anzahl der Prozeßsteue- rungen durch Mikrocomputer beträgt in Eindruck entstehen, wenn die Großen in- vestieren, sind wir da, wenn die Kleinen kommen, dann haben sie nichts. Wir ha- ben beschlossen, der mittelständischen Wirtschaft auch eine Investitionsförderung anzubieten, noch im heurigen Jahr. Zin- sengestü tzt soll für diese oberösterrei- chische mittelständische Wirtschaft eine Milliarde Schilling zur Verfügung stehen. Arbeitsplatz ist Arbeitspla,tz. ,, 1/,~ Ein Sozialgebäude beherbergt das Betriebsrestaurant und die Sanitätsstation. der ganzen Fabrik ca. 350 Einheiten . In den Transferlinien sind ständig 2500 Werkzeuge im Einsatz, weitere 8000 befin- den sich im Umlauf. Etwa 7000 Elektro- motoren nehmen in den Produktionsma- schinen bzw. gebäudeseitigen Anlagen Antriebsaufgaben wahr. Die hohe Auto- matisierung bringt es mit sich, daß 25 Prozent des in der Produktion bes_chäftig- ten Personals mit Wartungs- und Überwa- chungsaufgaben beschäftigt sind. 10 Pro- zent aller Mitarbeiter sind mit qualitätsbe- zogenen Aufgaben im engeren Wortsinne beschäftigt. Im Wareneingang können täg- lich bis zu 200 t Material vereinnahmt wer- den, in der vollautomatischen Prüfstands- anlage wird jeder einzelne Motor etwa 15 Minuten einem computergesteuerten Test- programm unterzogen und erst nach Er- füllung aller Parameter freigegeben. Diese Anlage gilt als eine der modernsten der Welt, wurde von BMW konstruiert und von österreichischen Firmen gebaut. Die eigentliche Motorenmontage, wo derzeit drei Motorbaureihen mit insgesamt 90 Varianten auf einem einzigen Fertigungs- band, untereinander vermischt, gefertigt werden können, hat eine Tageskapazität von 600 Einheiten. Die Kraft-Wärme-Kopplung ist in der Lage, 5 Megawatt Strom und über die Abwärme der Generatorantriebsmotoren Zusatzenergie für die Heißwasserauf- bereitung zu produzieren. Die gesamte monatlich aufbereitete Heißwassermenge beträgt 70.000 Kubikmeter, das entspricht etwa einem Bedarf von 200 Einfamilien- häusern. BMW hat keinen technischen Aufwand gescheut, um eine energieopti- mierte bzw. umweltfreundliche Fabriksan- Jage zu errichten ." Die Eröffnung dieses Werkes heute, die Entscheidung für den Weiterbau hier in Steyr und diese Förderungsmilliarde, diese Wirtschaftsmilliarde sollen uns Optimis- mus geben, meine Damen und Herren, Optimismus, die Probleme der Zukunft zu bewältigen. Wir brauchen den Optimis- mus, wir brauchen den Glauben an die Zukunft, denn der Mensch ist nicht nur der sogenannte homo oeconomicus, wie er in den Wirtschaftsmodellen aller Zeiten vorkommt, einer, der nur rationell denkt. Wir denken nicht nur rationell - die einen sagen leider, die anderen Gott sei Dank. Ich bin eher bei denen, die sagen Gott sei Dank. Diesen Optimismus wollen wir mit heimnehmen. Am Montag habe ich Lan- desauszeichnungen verliehen. Da waren zwei mittelständische Unternehmer dabei , einer aus Wels, der andere aus Pettenbach. Die haben 1945 angefangen, der eine Betrieb in Wels nach einem Bombenscha- den, da wurde von heute auf morgen ein Werk zerstört. Das wurde aufgebaut, ohne lange zu fragen, wer gibt mir etwas. Wis- sen Sie, im Gespräch wurde gesagt, 1945 hätten wir uns eines gewünscht, die Sor- gen des Jahres 1983 zu haben. Reduzieren wir die Probleme, die wir haben, auf ihre natürliche Größe, blicken wir mit Mut in die Zukunft und wir werden diese Proble- me bewältigen. Dem neuen Werk und dem, was kommt, ein Glück auf!" 15/91

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