Amtsblatt der Stadt Steyr 1983/3

,~enn man Großbetriebe fördert, tut man viel für die kleinere Industrie und das Gewerbe'' Bundeskanz ler Dr. KREISKY würdigte die unlernehmerische Initiative des BMW- Managements und freute sich, daß BMW mit den in Steyr arbeitenden Menschen bisher so gute Erfahrungen gemacht hat. delt haben und uns die Versicherung ab- gegeben haben , daß di eses Projekt in anderer Form seine Verwirklichung finden wird und daß Sie uns damals zugesichert haben, daß - was uns ja das Wichtigste ist - an dem Ziel , daß dieses Werk tausend Menschen eine Arbeitss tätte bieten wird, und darunter sehr vielen eine sehr hoch- wertige Arbeitsstätte bieten wird , daß Sie dieses Ziel weiter vor Augen haben. Ich war sehr froh , daß damals in München eindeutige Klarheit hierüber hergestellt werden konnte und wir unsererseits wie- der sagen konnten, daß wir unsere Ver- pflichtungen auch erfüllen werden. In der Zwischenzeit war ich oft hier und habe mich vom Fortschritt, der hier erzielt wur- de, immer wieder aufs neue überzeugen können. Wenn ich auch kein Techniker bin, so habe ich in meinem Leben so viele Betriebe, so viele Fabriken besichtigt, daß ich ein gewisses Gefühl dafür habe, wie es in einer Fabrik ausschauen muß, und ich kann Sie nur aus ganzem Herzen beglück- wünschen zur Großartigkeit, mit der Sie hier an das Werk gegangen sind und wie hervorragend Ihnen dieses Werk gelungen ist. Ich bin Ihnen im Namen der Bundes- regierung, meine Herren von BMW, zu großem Dank verpflichtet, vor allem da- für, daß Sie so rasch die Situation erkannt haben und bei der Stange geblieben sind. Sie sprachen davon, daß Sie hier mit den arbeitenden Menschen, mit den hier wir- kenden Menschen , gute Erfahrungen ge- macht haben. Sehen Sie, das freut uns alle, weil das eine Bes tä tigung dafür ist, daß die Art, wi e wir unsere jungen Menschen ausbilden, di e richtige ist. Ich möchte Ihnen ge rne hi er die Zusage machen, daß wir auch in Zukunft a ll es tun we rden, um die Berufsausbildung unserer jungen Men- schen nicht nur zu fö rdern , sondern auf ein immer höheres Nivea u zu bringen. Sie werden hier auch in Zukunft den besten Nachwuchs finden, den Sie brauchen für dieses große Werk. Und so lassen Sie mich auch eine per- sönliche Erinnerung hier vorbringen. Ich bin als junger Mensch aus verschiedenen Umständen heraus hier einige Wochen in Steyr gewesen und habe das ganze Elend und die furchtbare Not dieser Zeit gese- hen_._Steyr war die Stadt des großen Elends in Osterreich. Hier sind, obwohl es auch damals sehr qualifizierte Arbeiter in Steyr gegeben hat, die meisten Arbeitslosen Öster- reichs gewesen, und es war eine echte Katastrophe, ein echtes Unglück, das da- mals die Menschen betroffen hat. Wenn ich heute in einer Tageszeitung das Bild der amerikanischen Automobilarbeiter ge- sehen habe, die sich um einen Teller Suppe angestellt haben, dann werden Sie verstehen, daß ich mit einem sehr guten Gefühl hierher gekommen bin. Hier in Steyr werden in den nächsten Monaten und Jahren neue Arbeitsplätze entstehen, hier wird man sich nicht um einen Teller Suppe anstellen müssen, hier wird es Ar- beitsplätze geben, gute Arbeitsplätze ge- ben. Das ist doch ein großer Unterschied zur Entwicklung in manchen Teilen der Welt. Herr von Kuenheirn, ich bin Ihnen auch dankbar für dieses kurze Kolleg in Volks- wirtschaftslehre, das Sie den hier Anwe- senden gegeben haben. Es ist durchaus wichtig zu sagen, daß, wenn man Großbe- triebe fördert, man in Wirklichkeit sehr viel für die mittlere und kleine Industrie und für das Gewerbe tut. Vor allem eines noch, wie wollen Sie denn einer wachsen- den Zahl von Angestellten neue Arbeits- plätze verschaffen, wenn nicht durch die verstärkte Industrialisierung. So geht es eben in der Wirtschaft zu, daß die Gro- ßen, die Kleineren und Mittleren zusam- menarbeiten, daß der eine den anderen braucht, daß der eine ohne den anderen nicht existieren kann. So möchte ich zum Schluß Ihnen allen, die Sie in diesem schönen Betrieb arbeiten werden, das Allerbeste wünschen. Ich sage Ihnen nicht ohne innere Bewegung, daß das auch für einen alten Mann, der das a lles erlebt hat, was in dieser Stadt passiert ist, ein Tag großer Freude und ich sage es offen, ein Tag großen Glücks ist. Das wünsche ich Ihnen allen anläßlich der Eröffnung dieses Werkes." „Ich möchte ga nz kurz nur heute daran erinnern, an jene Zeit, in der wir unsere ersten Gespräche zu führen begonnen ha- ben . Das Beme rkenswerte an dieser Zeit war, daß wir uns damals mitten in einer Phase der Pros perität, des Aufschwunges befunden haben und viele Menschen ge- glaubt haben , das wird so weitergehen. Es hat Leut e gegeben, di e uns sehr kritisiert haben, daß wir uns mit BMW und ande- ren Unternehmungen in Gespräche einge- lassen haben, wei l sie gemeint haben, der Arbeitsmarkt ist sowi eso so stark in An- spruch genommen, daß wir mit all diesen Projekten nur den Arbeitsmarkt mehr oder weniger zerstören werden. Wir waren überzeugt davon, daß ein Projekt dieser Größenordnun g und dieses Charakters einfach für Österreich notwendig ist und erinnere mi ch noch sehr gut an die Unter- stützung, di e ich beim Präsidenten des Österreichischcn Gewerkschaftsbundes, Benya , bei all en di esen Plänen gefunden habe. Vor a ll em we il wir uns gesagt haben, gerade in einem La nd , das eine solche Ro ll e gespielt ha t in der Geschichte der Automobilindustrie, das mit zu den Län- dern gehört ha t, wo di e ersten guten Automobil e erze ugt wurd en, wir könn en nicht auf di e Dauer abseits stehen. So ha ben wir immer stärk ere Kontakte mit der Automobilindustri e, nicht nur in unse- rem Nachba rl and , sond ern wir ha ben sehr konstruktive G espräche geführt und ich da nke Ihnen, Herr von Kuenheim, daß Si e dama ls zusammen mit Ihren Mitarbeitern nach Wien gekommen sind, um mit uns über die Errichtung eines Motorenwerkes, noch zusammen mit Steyr-Daimler-Puch, verhandelt haben. Ich möchte doch diesen Anlaß nicht vorübergehen lassen, um ei- nes Mannes zu gedenken, der heute nicht mehr unter uns weilt und dessen große Freundschaft für Österreich sicher diesem ganzen Projekt un endlich gutgetan hat, und ich erinnere mi ch noch mit starker innerer Bewegung a n den Besuch Ihres Herrn Herbert Qua ndt, der trotz seines schweren Gebrechens bis zuletzt Anteil genommen ha t a n di esem Vorhaben und ohne dessen warme Unterstützung wir wahrscheinlich damals nicht so erfolgreich hätten verhandeln können. Wir brauchen den Glauben an die Zukunft So möchte ich Ihnen, meine Herren von BMW, danken, daß Sie im Augenblick, in dem das ganze Projekt in eine - sagen wir es doch offen - Krise geraten ist, in wahrhaft unternehmerischer Art gehan- 14/90 Landeshauptmann Dr. RA TZENBÖCK kündigte als Folge der Unterstützung für das BMW-Projekt in Steyr auch eine Inve- stitionsförderung für die mittelständische Wirtschaft des Landes an. „ Vor vier Jahren wurde ein Vertrag unterzeichnet zwischen BMW-STEYR und dem Land Oberösterreich über die Errichtung dieses Werkes. In diesen vier Jahren hat man das Unternehmensziel gewechselt, Veränderungen bei den Eigen- tümern vorgenommen, aber die Vereinba- rungen eingehalten. Nicht nur eingehal- ten, sondern übererfüllt. Wir dürften nach diesen Vereinbarungen noch nicht hier stehen und die Eröffnung des Werkes vornehmen. Ich stelle fest, die Firma BMW ist so zuverlässig wie ihre Produkte, und ich bedanke mich dafür. Wir freuen uns alle über diese Eröff- sieyr

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2