Amtsblatt der Stadt Steyr 1983/2

tion in der gesamten Steyrniederung ver- standen werden muß. Nach ausführlichen und fachlich korrekt geführten Verhand- lungen mit dem Wissenschaftsministerium und dem Bundesdenkmalamt ist es ge- lungen, die Zusicherung von 10 Millionen Schilling zur Sanierung des Kanalgerinnes zu erreichen. Vom Land Oberösterreich ist eine globale Erklärung auf Unterstüt- zungsbereitschaft vorhanden, allerdings ohne Betragszusicherung. Die Wasser- rechtsbehörde weigert sich bis heute, von sich aus die Aufhebung des Zuschüttungs- bescheides durchzuführen und verlangt von der Stadt Steyr einen diesbezüglichen Antrag. Sofern ein solcher gestellt wird, müssen sich die Stadtverantwortlichen darüber im klaren sein, daß sie unter Umständen auch die bereits zur Kanalisie- rung zugesicherten 25 Millionen Schilling vom Wasserwirtschaftsfonds verlustig ge- hen, wenn bis 1985 die Frage nicht gelöst ist, da die Finanzsituation von Bund, Län- dern und Gemeinden immer schwieriger wird. Das Bundesdenkmalamt nahm an einer Gemeinderatssitzung am 25. Juni 1982 mit ihrem Präsidenten Dr. Thalham- mer teil und erklärte sich einverstanden, daß bei Errichtung eines Abwasserkanals dieser im derzeitigen Kanalbett verlegt werden kann, jedoch der Kanal an sich erhalten bleiben soll, wenn auch mit ei- nem schmäleren Gerinne. Zur Nutzung für kommunale Strukturverbesserungen stimmte das Bundesdenkmalamt auch zu, vom Direktionsberg aufwärts eine Zu- schüttung mit gleichzeitiger Verlegung eines Abwasserkanals zu genehmigen. Ein überwiegender Teil der Bevölkerung die- ses Gebietes hätte diese Lösung begrüßt. Inzwischen ist über meine Anregung ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben worden und demnächst findet bereits die nächste Sitzung einer Jury zur Vorberei- tung späterer Entscheidungen statt. Nachdem eine Mehrheit des Gemeinde- rates entschied, entgegen den Genehmi- gungen des Bundesdenkmalamtes das ge- samte Kanalgerinne mit den Nebenarmen im gegenwärtigen Zustand zu belassen, wird sowohl der Architektenwettbewerb als auch ein späteres Kanalprojekt sehr stark eingeschränkt. So muß zunächst ein- mal das Ergebnis des Bewerbes abgewartet werden, bevor neue Beauftragungen von Plänen und Projekten mit zusätzlichem Kostenaufwand erfolgen können. Es wird an jener Generation von Gemeinderäten liegen, die sich 1985 einer Wiederwahl zu stellen haben, sehr bald die Entscheidun- gen .w treffen, die die Bevölkerung t:rwar- tet, die auch sinnvoll sind und nicht nur den Vorstellungen von Phantasten zu ent- sprechen vermögen. In jenem Teil des Wehrgrabengebietes, wo die Möglichkeit gegeben ist, werden bereits seit 1982 die nötigen Schritte gesetzt, um Straßen, Be- leuchtung, Kanäle zu verbessern. Die Pla- nung eines Veranstaltungszentrums ist im Gange, Freizeitplätze sind bereits in Be- trieb. Abschließend, meine Damen und Her- ren, lassen Sie mich noch einige Aussagen aus der Sicht der Gemeindeverwaltung . und aus meiner persönlichen Beurteilung machen . Der Raum Steyr war schon im- mer ein stark zur Metallverarbeitung hin steyr orientiertes Gebiet. Die Wechselwirkung zwischen Branche und Ausbildungsmög- lichkeiten hat diesen Trend noch verstärkt, so daß ein hoher Prozentsatz von Fach- kräften in der Metallverarbeitung tätig ist. Die gute Entwicklung der Steyr-Werke mit ihrem stark ausgeweiteten Exportvolu- men, die Firma GFM mit ihrer weltweiten Wirtschaftsverbindung und einer nahezu I00prozentigen Exportquote sind wesent- liche Fundamente dieses Zweiges. Die Ansiedlung des BMW-Motorenwerkes ist nicht zuletzt auch aus den vorgenannten Gründen zust;mde gekommen. Diese Um- stände sind in Hochkonjunkturzeiten sehr beruhigend, geben aber in Zeiten von branchenmäßigen Einbrüchen zu Besorg- nis Anlaß. Es war daher seit längerer Zeit ein Bestreben der Stadtverwaltung, mitzu- helfen, wenn sich Betriebe einer anderen Fachrichtung hier ansiedeln wollten oder ihre Betriebsstätten auszubauen beabsich- tigten. Hier kann ich die Unterstützung bei der Ansiedlung von Großkaufhäusern zitieren, die nunmehr auch verfassungs- rechtlich geklärt ist. Die Expansion des Betriebes Sommerhuber um ein zweites Werk und weitere Ausbauabsichten dieser Firma kommen unseren Überlegungen entgegen. Die Stadt hat bei derlei Gele- genheiten. sowohl baurechtlich als auch bei der Grundbeschaffung und mit fman- ziellen Förderungen nie gespart, im Wis- sen, daß jede positive Entwicklung das Image der Stadt hebt und der Kaufkraft der Bevölkerung zusätzliche Impulse ver- liehen werden. Ein Beispiel ist hier wieder- um das Motorenwerk, das im März dieses Jahres die Ausbauphase I mit 1000 Mitar- beitern abschließen wird. Letzten Berich- ten nach wird sich die Zahl der Arbeits- plätze in diesem Betrieb sogar auf 1200 erhöhen. In Anbetracht des Umstandes, daß eine rapide Zahl von Arbeitsuchen- den eingetreten ist, ist die Absicht von BMW, in einer weiteren Ausbaustufe auf eine Zahl von 1800 Mitarbeitern bis 1985 zu kommen, nur zu begrüßen und ich unterstreiche neuerlich die Absicht der Stadt und des Gemeinderates, im Rahmen einer generellen Förderung durch Bund und Land auch von der Gemeinde im Rahmen der bisherigen Lösungen und in den Grenzen vorhandener Möglichkeiten Beiträge zu dieser Ausbaustufe zu leisten. 1919 Arbeitssuchende im Vergleich zu nur 40 offenen Arbeitsstellen, also bei einem Verhältnis von 39 Arbeitssuchen- den bei einem freien Arbeitsplatz, müssen uns jede Anstrengung wert sein. Eine besondere Aufmerksamkeit verdienen hier Familienväter und junge Menschen, de- nen man den Weg zu einem Arbeitsver- hältnis und damit zu einer geordneten Umgebung ebnen muß. Der Fremdenverkehr als ursprünglich gedachtes drittes Bein in der heimischen Wirtschaft ist dieser Aufgabe nicht gerecht geworden. Die Gründe dafür sind sicher- lich nicht bei Einzelpersonen zu suchen, sondern hängen neben einer wirtschaft- lichen Rückentwicklung sehr wesentlich mit der Randlage und schlechten Erreich- barkeit des Straßennetzes zusammen. Wir werden uns also weiterhin auf Industrie, Gewerbe und Handel bei der Beurteilung unserer Wirtschaftskraft verlassen müssen. Zusammenfassend sind die geäußerten Sorgen sicher am Platz, sie sind aber kein Anlaß, in Pessimismus zu verfallen. Je eher man die Probleme erfaßt, um so früher können Steuerungsmaßnahmen er- griffen werden. Es wird nur immer schwie- riger, mittel- oder gar langfristig zu pla- nen, insbesondere bei der öffentlichen Hand, weil deren Mittel zu sehr vom Arbeitsertrag aller Arbeitnehmer abhän- gen. Wenn es trotz trister internationaler Entwicklung gelungen ist, Österreich ge- meinsam mit Dänemark und Norwegen zu einem der lebenswertesten Staaten zu ma- chen, spricht dies für die Lebenskraft der Menschen in unserer Republik. Daß der Gemeinderat und die Stadtver- waltung weiterhin bemüht sein werden, Steyr in der liebens- und lebenswerten Funktion als Ort der Begegnung und als begehrte, aber auch geschätzte Heimat für die Bewohner zu pflegen, dessen kann ich Sie aus vollem Herzen versichern." 11 / 51

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2