Amtsblatt der Stadt Steyr 1982/10a

D er Rudersport zählt zu den ältesten Sportarten Steyrs. So feiert der „Ruderverein Steyr 1888", wie schon der Name verrät, in sechs Jahren sein IO0jähriges Jubiläum. In seiner wech- selvollen Vereinsgeschichte war der Verein durch Modetrends Wellentälern- und -hö- hen unterworfen. So ist zur Zeit, da die technische Entwicklung viele Sportarten beeinflußt und attraktiv macht, das kon- servative, unveränderte Rudern absolut kein Modesport. Dadurch fehlt es auch an jeglicher Unterstützung. Es ist aber den unentwegten Funktionären Rudolf Meid!, Dipl.-Ing. Richard Auer und dem Brüder- paar Hans und Adalbert Payrleithner und wenigen Aktiven zu verdanken, daß das ruhige, idyllische Flußbild der Enns nach wie vor mit schlanken Ruderbooten belebt wird . Von den 60 Mitgliedern legen sich 25 Aktive in die Riemen. Der Bootspark besteht zur Zeit aus einem Achter, zwei Riemenvierern mit Steuermann, zwei Doppelvierern mit Steuermann, einem Doppeldreier, drei Doppelzweiern, vier Einern und einem Schulboot sowie folgen- den Rennbooten: ein Vierer mit Steuer- mann , ein Doppelvierer, ein Doppelzweier und ein Einer. Unter dem Vereinsnamen „Germanen" hatten 1888 einige Geschäftsleute einen 44/ 392 sogenannten „bürgerlichen Verein" ge- gründet. In der Zwischenkriegszeit war das ursprüngliche Bootshaus zugleich die Tribüne des Trabrennplatzes auf der Rennbahn. Während des zweiten Welt- krieges wurde jegliche sportliche Betäti- gung unterbrochen. 1945 hatten die Be- satzungssoldaten ihre Freude daran, die übrig gebliebenen Boote einfach ins Was- ser zu werfen. Bauern hatten jedoch einige Boote aus dem Wasser gezogen, was in der schwierigen Aufbauzeit der Nachkriegs- jahre wiederum den Beginn des Ruderns darstellte. Nach der Vereinsumbenennung in „Ruderverein Steyr 1888" wurde in den fünfziger Jahren das Bootshaus erweitert. Zugleich nahm das Rudern in Steyr wie- derum einen gewaltigen Aufschwung. In letzter Zeit konnte durch das Entgegen- kommen der Ennskraftwerke AG in St. Ulrich am Stausee ein zweites Bootshaus ernchtet werden. Das ruhige Wasser am · Stausee - im Gegensatz dazu weist die Enns vor dem Bootshaus am Rennbahn- weg die stärkste Strömung auf - eignet sich besonders für das Anfänger- und Schulrudern. In diesem idealen Trainings- wasser wurden kürzlich 100 Gymnasiasten im Rahmen des Schulsportes in die Boote gesetzt und so mit diesem Sportzweig vertraut gemacht. Der Verein erhofft sich dadurch eine Aufwärtsbewegun~. ,,Das Rudern zählt zu den billigsten Sportarten! " sagt Rudolf Meid!, Obmann und zugleich staatlicher Lehrwart. Das Rudern ist auch echter Familiensport, denn viele Eltern setzen ihre Kinder ein- fach ins Boot und betreiben miteinander Wassersport. Die gepflegte, gartenähn- liche Anlage bietet überdies den Mitglie- dern einen echten Erholungswert. In der Breitenentwicklung liegt die Ziel- setzung des Vereines. Doch auch von sportlichen Erfolgen mit Landesmeisterti- . teln und einem berühmten Damenvierer aus dem Jahre 1938 berichtet die Chronik. Steyr ist mit durchschnittlich 16."000 Jah- reskilometern im oberösterreichischen Raum sehr gut placiert. Wenn zum Lei- stungstag aufgerufen wird, nehmen es vor allem Jugendliche sehr genau. So schliefen vor ein paar Jahren zwei Burschen im Bootshaus, um ja keine Minute zu verlie- ren, setzten sie sich bei völliger Dunkelheit um I Uhr ins Boot und ruderten rund um die Uhr bis Mitternacht. Der 79jährige Ruderpionier Dipl. -Ing. Richard Auer darf nicht vergessen werden. Er hält nicht nur den Bootspark in Ord- nung, sondern befährt auch bei jedem schönen Wetter die Enns und bringt es auf ca. 860 km im Jahr. Interessenten wird stets die Möglichkeit geboten, sich gegen telefonische Voran- meldung im Rudern zu versuchen . Mit einer vernünftigen und gesunden Sport- ausübung trägt der Verein zur Bereiche- rung des Steyrer Freizeitangebotes bei . F. L.

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