Amtsblatt der Stadt Steyr 1982/9

Vorderansicht Hauses Dorothea Strasser, die Witwe nach Daniel Strasser, um 1595 angemerkt. Der damalige Hauswert ist mit 800 fl. angege- ben. Die Nachfolge im Hausbesitz trat ihr Sohn Wolf Strasser zu Gleiss an, der nach Berndt den auf dem Stich von Wolfgang Hauser als „Storner" bezeichneten Adels- sitz am ostwärtigen Brückenkopf der Neu- torbrücke besaß. Während das Haus Stadtplatz 29 im Besitz von Wolf Strasser stand, ist ein Wert von 1000 fl . in der Hauschronik verzeichnet. Es ist daher an- zunehmen, daß in dieser Zeit, also unter Wolf Strasser, ein Umbau der ursprüng- lich aus zwei Häusern bestandenen Lie- genschaft, welche unter dem Handels- mann Georg Strasser 1534 vereinigt wur- den , stattgefunden hat. Bei diesem Umbau sind die Hofarkaden entstanden, deren Säulen bis auf ein .geringes Maßdetail den Kapellensäulen gleichen . Die Höhe des Mitte lwulstes differiert um vier Zentime- ter. Die beiden Säulen der Kapelle könn- ten Ausschußwerkstücke gewesen sein, bei deren Herstellung den Steinmetzen ein Feh ler unterlief. Dorothea Strasser war eine Tochter des Hieronimus Zuvernumb. Sie wird die An- regung gegeben haben, die beiden Aus- schußsäulen zur Verschönerung und zum Ausbau der großväterbchen Votiv,kapelle zu verwenden. Die Gestaltung läßt eine derartige Annahme ohne weiteres zu . Die Form der Säulen, besonders die Eckker- ben des Fußes, sind noch als gotische Stilmerkmale zu bezeichnen, während die runde Säule selbst der Renaissance zuzu- ordnen ist. Dies weist sehr einde uti g auf die Zei t des Umbaues hin . Auf Grund der damaligen Stadtgrenze - die Grenzsteine von 16 14 bzw. 1680 sind heute noch vorhanden - kann angenommen werden , daß die in Wolf Strassers Besitz be- 0 Seirenansichr l 1:rs r 240 1 ~ MI t 240 j Grundriß M 1:10 findlichen Stornergründe bis an die Gren- ze des Herrschaftsbereiches der Stadt Steyr im Süden reichten. So standen auch die Gründe um die heutige Marienstraße damals in seinem Besitz. Es ist damit nachgewiesen , daß die Marienkapelle in ihrer heutigen Form von einem Strasser um 1600 gestaltet wurde. Ob die Kapelle an der SteUe einer ä lteren Anlage oder neuerrichtet wurde, kann nicht schlüssig belegt werden. Da aber die vorerwähnte Porothea Strasser eine geborene Zuvernumbin war und ihr Vater nach einem Sturz seines Pferdes am Kühberg bei den Stadeln ein „Kreuz" errichten ließ, so besteht die berechtigte Annahme, daß die Entstehung der heutigen Marienkapelle, die auf dem Stich in „Merians Topographia Germa- niae " schon dargeste llt ist, auf den glück- lich ausgegangenen Unfall des Hieroni- mus Zuvernumb zurückgeht. Otto Eh ler 29/ 341

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