Amtsblatt der Stadt Steyr 1982/8

Neue Bilche Neue visuelle Formen Gyorgy Kepes: ,,SPRACHE DES SE- HENS. " 200 Seiten mit 251 Abbildungen. Ganzleinen , 58 DM, Verlag Floriap KUP- FERBERG. „Kepes Werk ist eine Grammatik und Syntax der neuen Sprache des Sehens", sagt treffend Prof. Hayakawas in seinem Vorwort. Wissenschaft und Technik eröffneten dem modernen Menschen ungeahnte Erfahrungs- bereiche. Die visuellen Formen der Vergan- genheit mit ihrem statischen Obj ektverständ- nis können das Geschehen unserer Welt - die Bewegung, die Dynamik, die neue Raum- konzeption - nicht mehr erfassen. Eine der großen Aufgaben der Kunst in unsere r Zeit besteht darin , neue visuelle Formen zu ent- wickeln und den Menschen zu erziehen, unsere Wirklichkeit in dieser neuen Sprache zu begreifen. Kepes zeigt, wie die Kunst , befreit vom Ballas t der Vergange nheit, aus einem Chaos der spezialisierten Zerstücke- lung herausführen kann. Erst auf der echten bildnerischen Grundlage wird die Kunst auch ihre gesellschaftliche Funktion erfüllen können: den Menschen durch eine dynami- sche Ik onogra phie zum positiven sozialen Handeln zu führen. Gyorgy Kepes, heute Professor für Visual Design am Massachusetts Institute of Tech- nol ogy, war Schüler und Freund seines Landsmannes Laszlo Mohol y-Nagy, mit dem er schon in Berlin, später in Chicago am New Bauhaus, sodann am Institute of Design zusammenarbeitete. Sein Buch, hier zum er- sten Mal in deutscher Sprache vorgelegt, erlebte in Amerika hisher zwölf Aufl agen, ein Zeugni s für se ine unverminderte Aktualität. Schmuck und Ordnung Ernst H. Gombrich: ,,ORNAMENT UND KUNST. " 412 Seiten, 458 Abbildungen, da- von 15 vierfarbi g, Leinen, DM 78.-, Verlag KLETT-COTTA. Wer sich auf dieses Buch einläßt, wird mit einer Fülle faszinierender Gedanken kon- frontiert. Gombrich erinnert, daß wir durchs Leben gehen, ohne der unendlichen Vielfalt von Mustern und Ornamenten viel Beach- tung zu schenken , die sich überall finden , etwa auf Tapeten und Stoffen, Gebäuden und Möbeln, an Tafelgeschirr und Schach- teln - kurz auf fast jedem Gebrauchsgegen- stand , der nicht absichtlich funktionell ges tal- tet ist, wobei der Autor j edoch zeigt, daß auch di eser Stil , eben durch das Fehlen der Verzierung, die wir überall zu sehen erwarten oder wenigstens vormals erwartet haben, sei- nen Reiz gewinnt. Denn gewöhnlich bleiben die Schmuckformen, die unsere Umgebung erfüllen, außerhalb des Brennpunktes der Aufmerksamkeit. Sie verschwimmen für uns mit dem Hintergrund , und wir geben uns nur 24/304 se lten Rechenschaft über ihre verwickelten Einzelheiten. Noch sel tener fragen wir uns, was der eigentliche Zweck der Übung ist und wa rum die Menschheit den unwiderstehlichen Zwang empfindet, solch ungeheure Mengen von Energie darauf zu verwenden , Gegen- stände mit Tupfen und Spiralen, Karos und Ranken zu bedecken. Ernst H . Gombrich - einer der kompetentesten Kunsthistoriker der Gegenwart - wirft diese Fragen auf und beantwortet sie mit einer großartigen Dar- stellung von Zusammenhängen , di e bis zu den Wurzeln fr eigelegt werden. Im ersten Teil seines Buches untersucht der Autor Theorie und Praxis der Dekora tion, behan- delt Geschmacksfragen und begründet die Erscheinung des Ornaments als Kunst. Im zwe iten Teil geht Gombrich auf die Wahr- nehmung der vielfältigen formalen Ord- nungen ein, erklärt die Phänomene der Öko- nomie des Sehens und befaßt sich im dritten Abschnitt seiner Betrachtungen mit den psy- chologischen Wurzeln ornamentalen Gestal- tens. Dazu kommt ein Epilog, der Analogien im musikalischen Bereich aufzeigt. Dieses Buch ist ein weiteres Zeugnis für den brillanten Geist des Autors. Zu loben ist auch die Klarheit der Da rs tellung. Die Partnerschaft der Insekten und Blumen Friedrich G. Barth: ,,BIOLOGIE EINER BEGEGNUNG. " 304 Seiten mit 24 Farbta- feln und 110 schwarzweißen Abbildungen, gebunden mit Schutzumschlag, DM 48.-. DEUTSCHE Verlagsanstalt. Unter den Wunderwelten der Natur ist die intime Partnerschaft der Insekten und Blu- men selbst für den Fachmann eine der aufre- gendsten geblieben. Lange ist die Vielfalt dieser biologischen Bezüge nur beschreibend erfaßt und katalogisiert, aber nicht voll ver- standen worden. Die moderne experimentel- le Biologie endlich ha t durch neue Fragestel- lungen und die erfolgreiche Anwendung neu- er Techniken Licht in die Mechanismen der wechselseitigen Anpassung von Tier und Pflanze gebracht. Ihre Ergebnisse, zumeist nur den Spezialisten vertraut, werden in diesem Werk übersichtlich und informativ bebildert vorgestellt. Zoologische Fragen ste- hen im Vordergrund. Zugleich verschafft der Autor erstmals einem breiten Publikum eine Einblick in die Werkstatt der Biologen und läßt den Leser teilhaben am fesselnden Vor- gehen des Forschers . . Zum Autor: Dr. rer. nat. Friedrich G. Barth, geboren 1940 in München, hat Biolo- gie und Humanphysiologie in München und Los Angeles studiert. 1967 Promotion, 1970 Habilitation im Fach Zoologie an der Uni- versität Frankfurt am Main. Schwerpunkte seiner Forschung bilden Sinnesphysiologie, Neurobiologie niederer Tiere und biomecha- nische Themen. Forschungsarbeiten und Gastvorträge führten ihn wiede rholt ins Aus- land . Barth veröffentlichte zahlreiche wissen- schaftliche Publikationen. Beschreibung eines Phänomens ,,NUR DIE LIEBE" . Texte aus zwei Jahr- tausenden. Ausgewählt von Hors_t Mönnich, 384 Seiten, Leinen, DM 34.-, MUNCHNER EDITION. Texte aus zwe i Jahrtausenden sind in di e- se r Anthologie ve rsammelt: Prosa und Lyrik, litera rische Werke und historische Doku- mente, kunstvoll Ges taltetes und authent isch Persön li ches. Sie beschreiben, umschreiben das Phänomen der Liebe, di e sich sowohl unbeholfen zu äußern vermag, wie sie auch über den Rat ionalismus triumphiert. Vom Kapitel „ Paare" - fünf Liebespaare, deren Reigen Abaelard und Heloise im 12. Jahr- hund ert anführen und den ein namenloser Soldat, der aus Stalingrad se iner Frau schreibt, beschli eß t - spannt sich der Bogen über das zweite Kapitel „Im Ablauf der Jahre" - Morgen, Mittag und Abend menschlicher Lebenszeit - , über die „Großen Liebenden" des dritten Kapitels - drei Frau- en, drei Männer verga ngener Zeiten - zu den „Wegen der Liebe", die von der Antike bis heute die Irrungen , Wirrungen, die ver- schlungenen Pfade der Liebe, ihre Triebkräf- te, ihre Pole aufzeigen und die Vielfalt menschlicher Leidenschaft. Im vierten Kapi- tel „Von Angesicht zu Angesicht" wird di e Li ebe von ihrem Ursprung her gedeutet, belegt - in der Liebe des Kindes zu Vater und Mutter, in der über ihr eigenes Leben hinauswachsenden Liebe von Eltern zu ihren Kindern, in der barmherzigen Liebe zum Nächsten , von der alle Liebe bestimmt ist, auch die Liebe in der Partnerschaft, Ehe . In den „Liebesgeschichten" endlich lacht und weint die Liebe in einem. Lebensführung Simonton / Creighton: ,,WIEDER GE- SUND WERDEN." 352 Seiten, ka rt. , DM 36.-, Rowohlt Verlag. Was kann ein Kranker über di e vom Arzt vero rdnete Behandlung hinaus tun , um aktiv an seiner Gesundung mitzuwirken? Welche Rolle spielen seelische Vorgänge bei der En ts tehung und bei der Heilung von Krank- heiten? Können gesunde Menschen eine Form de'r Lebensführung erlernen, die die ,, Krankheitsbereitschaft" ihres Körpers deut- lich vermindert? Das sind einige der grundle- genden Fragen, die der Arzt Carl Simonton und die Psychologin Stephanie Matthews-Si- monton zu beantworten versuchen. Seit vie- len Jahren behandeln sie krebskranke Men- schen mit großem Erfolg. In diesem Buch stellen sie G rundsä tze ihres Diagnose- und Beh andlungskonzeptes vor: Der Patient lernt den in se iner eigenen Lebensgeschichte be- stehenden Zusammenhang zwischen lang an- haltendem Streß und der Schwächung der körperlichen Abwehrkräfte bei der Entste- hung von Krankheiten zu erkennen; eine Mitverantwortung für seine Gesundheit zu übernehmen ; in besse re Übereinstimmung mit den Bedürfnissen von Körper und S_eele zu kommen ; mit seinen Schmerzen und Ang- sten umzugehen ; sich gesundheitsfördernde Umweltbedi~gungen zu verschaffen; durch Medita tion, Ubungen zur Entspannung, zur Visualisierung und bewußter Lenkung des Selbstheilungsprozesses seine Gesundung zu fö rdern . Die Autoren wollen mit ihrer Methode die herkömmliche medizinische Be- handlung nicht erse tzen, sondern ergänzen. Sie ge ben Begriffen wie „Lebenswille" und „Selbstheilungskraft" ein wissenschaftliches Fundament und ze igen an Hand zahlreicher Fallbeispiele, daß Hoffnung, Vertrauen und Zuversicht sowie ein neues Umgehen mit sich selbst wichtige Voraussetzungen für Gesund- werden und Gesundbleiben sein können. Jed em Buch ist ein Übungsprogramm auf Tonkasse tte beige legt. steyr

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