Amtsblatt der Stadt Steyr 1982/7
Stadtmauer gegen den Fluß. Einen Mau- erbruch sichert ein eingebundener hoher Turm. Im Abstand ist in der Mauer ein Tor erkennbar und im weiteren Abstand nach rechts sehen wir hinter der Mauer einen weiteren gleich hohen Turm, dessen oberstes Geschoß leicht auszukragen scheint. Noch einige Häuser sind zu sehen, dann verdeckt der Heilige die Stadt. Zwi- schen dem Turmtor und dem hinter der Mauer stehenden Turm sind die Häuser der Stadt dargestellt und fünf weitere Türme erkennbar. Die Manier der Dar- stellung läßt auf einen Künstler von Rang schließen. Es ist nun von Interesse, zu welchem Zeitpunkt das Kunstwerk ent- standen ist und welche Stadt dargestellt ist. In der Dissertation von Inge Krenn „Häuserchronik der Altstadt Steyr" ist vermerkt, daß das „Haus aufm Perg" - so die damalige Bezeichnung 1496 - dem Carmeliterorden gehörte. Der auf dem Fresko dargestellte Ordensmann trägt den weißen Habit der Carmeliter. So wäre die Entstehungszeit auf die Jahre um 1500 anzusetzen. Bei der dargestellten Stadt scheidet Steyr aus, weil Steyr unmittelbar am Fluß, an der Enns, liegt, das Fresko aber einen breiten Uferstreifen vor der Stadtmauer zeigt. Da bei der Darstellung von Städten im Mittelalter von den Künst- lern oft der gleiche, für die Darstellung günstige Standpunkt gewählt wurde, sieht man am besten in Merians Topographia Germaniae nach und wird hier fündig. Bei einem Vergleich der Dar tellung von „Crembs" in Merians Topographie mit der Stadt auf dem Fresko ist eindeutig zu erkennen, daß es sich bei der darge- stellten Stadt um Krems handelt. Ledig- lich der Standort des Betrachters ist ge- ringfügig seitlich verschoben. Links in der Ansich t das Steinertor, jetzt mit Flanken- türmen verstärkt, nach einem Mauerknick der Stadtmauer folgend zum Fluß nach vorne ein in die Mauer eingebundener Turm, dann in gewissem Abstand ein Tor und ein hinter der Mauer in einem zwei- ten Mauerzug eingebauter Turm. Im Hintergrund zwei Hügel von einem Berg- zug überhöht. Selbst die Baumassen der Häuser in beiden Ansichten weisen Über- einstimmungen auf. Durch die Standort- verschiebung liegt auf dem Fresko die Dominikanerkirche zum Tei l hinter dem rechten Mauerturm. Sie cliirfte auch vor dem Brand 1566 ein anderes Aussehen gehabt haben. So kann man mit größter Wahrschein- lichkeit behaupten, daß es sich bei der dargestellten Stadt um Krems handelt. Vielleicht lassen sich hiezu im Archiv der Stadt Steyr noch weitere Hinweise entdek- ken. Das Fresko wurde um 1980 vom Restaurator Helmut M. Berger ausge- zeichnet restauriert. Otto Ehler Lit. -Nachweis: Krenn Ingeborg, Häuserchronik der Altstadt Steyr, phil. Diss. Universität Innsbruck 1950. Merian Mallhäus, Topographia provinciarum Austriacarum 1649. Viel Situationskomik und Spielfreude brachten die Mitglieder des St. Pöltner Stadttheaters bei der Aufführung der Nestroy-Posse LUMPAZIVAGABUNDUS auf die Bühne des Alten Theaters in Steyr. Steyrer Mandolinenorchester musiziert mit viel Ambition Das Frühjahrskonzert des Mandolinen- orchestervereines „Arion" im Alten Stadt- theater brachte dem Liebhaberensemble einen schönen, beachtlichen Erfolg. Ernst Krenmaier, nun schon drei Jahre Leiter der Musiker, hat bereits musikalisch be- achtliche Maßstäbe gesetzt. Vor allem fiel die überaus reine Stimmung der Instru- mente sowie die erfreulich reine Intona- tion durch die Ausführenden auf. Da es der Dirigent auch nicht am nötigen Schwung bei der Interpretation der einzel- nen Werke fehlen ließ, kam es zu einer schönen, anerkennenswerten Gesamtlei- stung. Die instrumentale Besetzung ergab außerdem einen angenehmen Gesamt- klang. Es waren un ter den 20 Mitwirken- den (9 Frauen, 11 Herren) 1 Flöte, 3 erste und 5 zweite Mandolinen, eine Liuto, 6 Gitarren, 3 Akkordeon (eines davon alter- nierend mit einer Klarinette) sowie ein Streichbaß vertreten. Die Diszipljn und Ambition des Klangkörpers verdient ein weiteres Lob. Vom geschickt aufgebauten Programm ist besonders erfreulich zu sagen, daß mit Ausnahme des Eröffnungsstückes nur Ori- ginalkompositionen für Mandolinenorche- ster gespielt wurden. Eröffnet wurde mit der Ouvertüre zur französischen Spieloper „Si j'etais Roi" - „Wenn ich König wär" - von Adolphe Adam. Bei recht netter Ausführung dieses beliebten Stückes konnte der Orchesterlei- ter vor allem durch seine präzisen Einsätze überzeugen. In den folgenden drei Kom- positionen von G . Sartori bewährte sich die Musikergemeinschaft vortrefflich. D ie Fantasia „lmpressioni musikali" in C, ein wirkungsvolles Stück, wurde recht gut ge- bracht, ihr Anfangsteil erklang nochmals als Zugabe. Im Preludio „Consetro di Fiori" wurde ein erster Höhepunkt er- reicht. Die Wiedergabe von „Omaggio a Trento" gefiel besonders durch die dyna- mische und agogische Deutung dieser Komposition. Nach der Pause kamen vier Komposi- tionen verschiedener Meister zu Auffüh- rungsehren. Die Ouvertüre in fis-Moll von K. Wölki , in der Sonatenform gehalten, wurde sauber musiziert. In den ins Pro- gramm eingeschobenen „Andalusischen Impressionen" von F. Witt, ausgezeichnet wiedergegeben, konnte sich Roswitha Weigl als Akkordeonsolistin bewähren . Die Fantasia „Armonie alpine" von G. Sartori, ein mod ulationsfreudiges, tech- nisch schwieriges Stück, wurde ebenfalls gut gemeistert. Mit der ausdrucksvollen, schwierigen „Slavischen Rhapsodie" von A. Rafaja klang das erlebnisreiche Kon- zert aus. Es gab herzlichen, verdienten Beifall. J . Fr. Sammelmappen für das Amtsblatt Auf vielfachen Wunsch der Leser unseres Amtsblattes haben wir wieder Sammelmappen anfertigen lassen, die beim Auskunftsschalter im Parterre des Rathauses zum Selbstkostenpreis von 50 Schilling abgegeben werden. Eine Sammelmappe ist für die Aufnahme von zwölf Heften eines Jahrganges konzipiert. Da die Sammelmappen nur in beschränkter Zahl zur Verfügung stehen, werden die Irteressenten gebe- ten, sich die Mappen rechtzeitig zu sichern . 35 / 271
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