Amtsblatt der Stadt Steyr 1982/5

Orchesterkonzert im Geiste der Romantik Das Konze rt des Bruckner-Orcheste rs Linz am 19. Apr il im Stadttheate r ha t erneut den guten Ruf dieses Klangkörpers bes tätigt. Unter Theodo r Guschlba uer ent fa lte te es erneut se ine Vorzüge: exaktes Spie l, technische Bravour, wirkungsvolle Kl angschattierungen und reibungs loses Zusammenspie l. Di es a ll es in kl a rer Aus- d eu tung hörbar zu machen, war das Ver- di enst des Dirigenten. Sei ne Art, die Musi- ker zu führen , fasziniert diese ebenso wie das aufmerksame Publikum. Präzise E in- sä tze auch in De ta ils, temperament vo ll e Zeichengebung und eine geradezu mag i- sch e Ausstrah lun g spornen das Orch ester zu e iner faszinierenden Leistung an. Das Programm, durcha us konse rvativ zusam- menges tellt, kann a ls Na turhymnus ange- s prochen werden. Dies zeigte schon d as Eröffnungswerk. Fe li x Mend elssohn-Ba rtho ldy (1809 bi s 1847) besuchte 1829 die sagenumwoben e „Fingalshöhle " a uf der Hebrideninse l Staffa. Seine Eindrücke deutete er in der Ouvertüre op. 26 in h-Moll. Alle K la ng- schönhe it dieses Juge ndwerkes wurd e mei- ste rh a ft d argeboten. Hans Petermandl , von vielen Klavi er- abenden in Steyr in bes ter Erinneru ng, ste llte sich ers tmals a ls Solist eines Kla - vierkonzertes vor. L. v. Bee thoven ( 1770 bis 1827) schrie b sein 3. Konze rt in c-Mo ll , op. 37 im Jahr 1800 und widme te es Prin z Louis Ferdin a nd von Preußen, einem pas - sio nierten Kl av ierspieler. Der Solist be- währte sich glänzend mit sein er gefühlvol- len Ausdeutung des We rkes , melodische Kantilene und dramati sche Aufbrüche gleicherweise kl ar herauszuarbeiten. D as Orches ter assis ti erte unter se inem umsich- ti gen Leiter ebenbürti g und kl a nglich a us- gewogen zum Soloins trument. Robert Sch umann ( 18 10 bis 1856) , der 1840 end- li ch seine geli e bte Clara Wieck als Gatti n h eimführen konnte , wagte sich in den Andreas Lebeda steyr fo lgenden Mon a ten seiner glücklichsten Zeit an das erste große Orches terwerk. Mit der Sinfonie Nr. 1 in B-Dur, op. 38, ge lang ihm der anerka nnte Durchbruch in die em Bereich, vor a llem auch , we il Mendelssohn diese Sinfonie im Leipziger Gewand haus zur Uraufführung brachte. D as Lebens- glück Schumanns durchzieht all e vier Sät- ze. Ihr Aufbau und innerer Geha lt en t- spricht voll und ganz dem Untertitel ,,Frühlingssi nfon ie". G usch lba uer zele- brierte dieses herrliche, tiefempfundene , vollromantische Werk mit bege isternder Vi ta lität und subtilster Ausdeutung. Das Orchester fo lgte in a ll en Phase n impulsiv und vorbehaltl os den Intention en se ines Leiters. All en Mitwirkenden wurde stür- misch er Beifall zuteil. J . Fr. Pianist mit Zukunft Im 13. Konzert „Junge Stey re r Künstler ste ll en sich vo r" , veransta ltet vom Ju gend- referat des Kulturamtes der Stadt Steyr, we lches am 26. Apr il im Alten T heate r sta ttfand und e in e beachtliche Zuhörer- schar ve rze ichn en kon nte , zeigte Andreas Lebeda se ine pi a ni s ti schen Fähigkei ten un d Qualitäte n. Kurz vor dem Abschlu ß- examen am Moza rteum Salzburg benützte er diesen Abend gleichsam a ls Genera l- probe für die im Mai sta ttfindend en Prü- funge n. Nun , die Generalp robe verlief d urchaus vie lversp rechend. Das weitge- stre ut e Progra mm vom Barock über Klas- sik und Romanti k bis bin zum Impressio- nismus war nicht nu r vom Inh al t her beachtlich , sond ern a uch übera us beein- druckend durch die einfühlsame, sti lge- treue Interpreta ti on der gebotenen Werke. Techni sch bes tens vorbe reit et und vers iert, in beiden Händen schon fas t mei sterlich betreffe nd F inge rfertigkeit und Anschlag, gez ieltes , überaus effektvolles Pedalspiel vor a ll em bei K la ngballungen und Ak- kordfolgen , cembaloähnlichen Klangwir- kunge n im za rten Pi ano und bei Arpeg- gien , lä ßt der Gesamteindruck des Spieles für den junge n Musike r eine e rfolgreiche Laufba hn im musika lischen Bereich er- warten. Der Abend begann mit der Chroma ti- schen Fa ntasie und F uge d-Moll , BWV 903 ( 1720) von J . S. Bach in sa uberer, klarer Wiedergabe. Es folgten drei kleine- re Stücke von W. A. Moza rt , 1788/ 89 kompon ie rt: das Adagio in h-Moll , KV 540, das Menuett in D-Dur ohne Trio KV 355 (576 b) und ein e kleine G igue in G-Dur, K V 574. Der Solist spi elt e in deut li cher Diffe renzierung zwisch en den einzelnen Kompos itionen und damit de- ren Charakter trefflich herausa rbeitend. Mi t der Darbie tung einer E tüde von Cl. Debussy a us dem Ja hr 191 5 (Thema von K. Czerny) bewies der Solist Einfühlungs- vermögen in dessen Klangwelt. Den Schlu ß des ersten Teiles setz te der Pianist mit der dramatischen E tü de a- Mo ll op. 25 Nr. 11 in effektvo ller Manier . Hö hepunkt des Abends wurde di e Wie- dergabe der 3. Sona te für Klav ier in f-Moll op. 5 ( 1584) von J . Brahms. Das überaus schwierige Werk, kontras treich in d en fünf Sätzen a ufgebaut , e rschütternd und weh- müti g zuglei ch (Einfluß des Nerve nzusam- menbruchs R. Schumann s), fand eine be- achtli che Inte rpreta tion. Die Revolutions- et üde von Chopin a ls Zuga be beendete den stürmi sch bekla tschten, ei ndrucksvol- len Solistenabend. J . Fr. 25 / 18 1

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