Amtsblatt der Stadt Steyr 1982/4
Wachsende Aufgaben des Jugendamtes Die steigende Geburtenzahl im Land Oberösterreich findet auch in der Arbeit des Jugendamtes des Magistrates Steyr ihren Niederschlag. Waren es 1980 295 Kmder, die in Steyr außerehelich das Licht der Welt erblickten und nach dem derzeit noch geltenden Jugendwohlfahrts- recht (eine grundlegende Reform ist in Vorbereitung) Mündel des Jugend- amtes geworden sind , waren es 1981 344 neugeborene Amtsmündel. Den die Amtsvormundschaft führenden Jugendämtern obliegt es als erste und wichtigste Aufgabe, die Vaterschaft festzu - stellen und zu prüfen , ob Lebensunterhalt u_nd Pflege in der Familie gewährleistet smd. In den meisten Fällen wird die Vaterschaft ohne Schwierigkeiten vor dem Jugendamt urkundlich anerkannt und frü- her oder später die Vormundschaft den Müttern übergeben. Immerhin mußten aber 1981 18 Vaterschaftsklagen gegen msgesamt 29 Männer eingebracht werden, acht langwierige Vaterschaftsprozesse wa- ren aus dem Vorjahr noch anhängig, und m z_wölf Verfahren auf Bestreitung der ehelichen Geburt hatte der Magistrat Steyr, Stadtjugendamt, die minderjährigen Kmder zu vertreten. Bezeichnend hoch ist leider die Zahl der Unterhaltskuratel mit 484, das sind Fälle in denen das Jugendamt den Kinder~ bzw. deren Müttern - sei es nun nach Ehescheidungen oder in Fällen, wo die außereheliche Mutter die Vormundschaft selbst führt - bei der Unterhaltseinbrin- gung behi lflich sein muß, da die Väter der Kinder zahlungsunwillig sind, ihre Ar- beitsplätze ständig wechseln oder gar ver- suchen , 1m Ausland unterzutauchen. Mit vielen europäischen Staaten gibt es gegen- se1t1ge Abkommen, mit Hilfe derer auch Unterha lt aus dem Ausland eingebracht werden kann. Versagt auch diese Möglich- keit, 1st es Aufgabe der Jugendämter, beim Pflegschaftsgericht Steyr einen Unterhalts- vo_rschuß zu beantragen und für den zu- mmdest teilweisen Rückersatz von den zahlungsunwilligen Vätern und leider auch Müttern zu sorgen. 421 Kinder wer- den vom Jugendamt des Magistrates Steyr m Unterhaltsvorschußfällen vertreten, es sind dies überwiegend Kinder aus geschie- denen Ehen oder außerehehch geborene Kmder. 64 Väter oder Mütter wurden im Berichtsjahr 1981 wegen völliger Vernach- läs_s1gung ihrer Unterha ltsverpflichtung beim Bezirks- oder Kreisgericht angezeigt, 133 Exekutionen zur Hereinbringung von Unterhalt geführt und insgesamt ein Be- trag von run_d zehn Millionen Schilling an Alimenten emgebracht. Für 37 Kinder aus dem Aus land, deren Väter in Österreich leben , leistete das Stadtjugendamt den ausländischen Behörden Amtshilfe. _Neben der gesetzlichen Vertretung und Embnngung des für den Lebensunterhalt der Kinder heute mehr denn je nötigen Unterha ltes befaßt sich das Jugendamt SU>yr aber ebenso intensiv mit dem Komplex der Erziehungsfürsorge und Sorge für Neu- geborene und Kleinkinder. 6656 Besuche in den städtischen Mutterberatungsstel- len , 1258 Hausbesuche der Sozialarbeite- rinnen und 595mal notwendiges Einschrei- ten m ausgesprochenen Krisenfällen zei - gen, daß fünf Sozialarbeiterinnen, die zu- de_m auch noch Altenfürsorge besorgen mussen , mehr als ausgelastet sind. In 86 Verfahren vor dem Pflegschaftsgericht hat das Stadtjugendamt im Jahre 1981 Stel- lungnahmen abgegeben und Vergleichs- vorschläge unterbreitet, sei es nun hin- sichtlich des Zuspruches des Erziehungs- rechtes an getrennt lebende Elternteile oder über die Regelung des persönlichen Verkehrs eines Kindes mit dem Elternteil bei dem es sich nicht in Pflege und Erzie~ hung befindet. In 212 Fällen leisten Sozi- alarbeiterinnen über Wunsch der Eltern laufend freiwillige Erziehungshilfe in Form von Beratungen, Erziehungsgesprä- chen und Hilfe bei Internats- , Hort- oder Kindergartenunterbringung. 72 Kinder mußten über Gerichtsbeschluß wegen tri- ster Familienverhältnisse auf Pflegeplät- zen , m Kmderhe1men oder Kinderhorten untergebracht werden, fünf weitere in Er- ziehungsheimen. 118mal besuchte eine Vertreterin des Jugendamtes Verhand- lungen vor dem Jugendgericht, um Min- derjährigen als gesetzlicher Vertreter bera- tend und insbesondere nach Abschluß des BÜRGERMEISTER FRANZ WEISS überreichte Polizeidirektor Hofrat Dr. Eidherr ein modernes Gerät zur Ausar- beitung von Radarfilmen, das pro Mi- nute zwei Bilder entwickelt und Verfahrens helfend zur Seite zu stehen . All diese vielfältigen Aufgaben, die hier nur beispielsweise aufgezäh lt worden sind, müssen von dem dem städtischen Wohl - fahrtsamt unterstehenden Referat Jugend- woh lfahrt : besetzt von einer Jugendamts- le,_tenn , emem Amtsvormund , fünf diplo- mierten Sozialarbeiterinnen und drei Ver- wa ltungskräften ge leis tet werden. Das in Vorbereitung befindliche neue Jugendwohlfahrtsgesetz wird weitere wichtige Aufgaben bringen, besonderer Wert soll auf zeitgerechte Beratung von Jugendlichen und deren Eltern in Pro- blemsituationen und Hilfe bei bereits ein- getretenen Krisenfällen gelegt werden. 250.000 Schilling für Sozialhilfebezieher Anläßlich des Osterfestes bewilligte der Stadtsenat_ für die Durchführung einer Sonderakt10n zugunsten von Dauer-Sozi- alhilfeempfängern und Pflegebeziehern 250.000 SchiUing. Die Unterstützung, in die auch die Taschengeldbezieher des Zentralaltersheimes einbezogen sind, be~ laufen sich zwischen 1429 und 360 Schil- ling. 8 Besuchen Sie unser Goldschmiedeatelier für eigene Schmuckkreationen und kleine Skulpturen, Pfarrgasse 1 Schmuck Friedrich Schmollgruber wesentliche Kosteneinsparungen bringt. Weiss unterstrich die Notwen- digkeit der Geschwindigkeitsmessung 1m Interesse der Verkehrssicherheit al- ler Bürger. Foto: Kranzmayr 25/145
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