Amtsblatt der Stadt Steyr 1982/4

Kultur- Tonkünstlerorchester in Musizierlaune Im Orchesterkonzert der Nö. Tonkünst- ler , vom Kulturamt der Stadt Steyr am 19. März im Stadttheater veranstaltet, wurden auch hochgestellte Erwartungen glänzend erfüllt. Der überaus bewegliche Klangkör- per besitzt die Fähigkeit, sich den jewei- ligen Orchesterleitern mühelos anzupas- sen, ihren Intentionen zu folgen und auch manchmal ungewohnten Zeichen und Ge- sten die gewünschte Auslegung zu geben. Klangschönheit in den Holzbläsern, Präzi- sion und Glanz der Blechbläsergruppe, wienerischer, weicher, exakter Streicher- klang vereinen sich zu imposanter künstle- rischer Gesamtwirkung. Der Dirigent des Abends, Peter Schnei- der, wußte sich diese Vorzüge nutzbar zu machen . 1939 in Wien geboren, kann er auf eine imposante Karriere verweisen, ist er doch trotz seines noch fast jugendlichen Alters bereits Generalmusikdirektor in Bremen. Verhalten in der Zeichengebung bei diffiziler Genauigkeit, beherrscht er kleines wie großes Orchester sicher und überzeugend. Dies wurde schon im Eröff- nungsstück hörbar. Das Haydn -Gedenk- jahr war Anlaß, die Ouvertüre zu „L'in- contro improviso" (,,Die unverhoffte Be- gegnung") , 1775 für Eisenstadt kompo- niert, auf das Programm zu setzen. Diese 20/140 im italienischen Stil (Allegro-Andante-Al- legro) geschriebene Ouvertüre, mit einer Adagioeinleitung versehen, zeigt Meister Haydn als blendenden Könner im Verar- beiten seiner reizenden, melodiösen The- men. Es war ein verheißungsvoller Beginn. Zentralwerk des Abends war Robert Schumanns Klavierkonzert in a-Moll, op. 54. Ursprünglich als Fantasie für Klavier (1. Satz) 1841 geschrieben, ergänzte es Schumann mit dem lieblichen Intermezzo und dem schwungvollen Finale. Clara Schumann war die erste Interpretin 1845 in Leipzig unter Leitung von F. Mendels- sohn-Bartholdy. In Steyr spielte den So- lopart Ban Rogoff, in Tel Aviv geboren und zur Zeit in London tätig. Er hat mit seinem Spiel allen seinen bedeutenden Lehrern in jeder Phase Ehre gemacht. Technische Brillanz, liebevolles Eingehen in Schumanns romantische Klänge, be- herzte Dynamik zeichnen sein Spiel aus. Der oft kammermusikalische Charakter des Konzertes wurde durch wundervolles Zusammenspiel mit dem Orchester stets offenbar. Der Solist wurde vom Publikum stürmisch gefeiert. Beethovens 7. Sinfonie in A-Dur, op. 92 von 1812 und in Wien 1814 uraufgeführt, setzte den Schluß des Konzertes. Richard Wagner hat diese Sinfonie als „Apotheose des Tanzes" bezeichnet und so wirkt sie auch. Der Dirigent, in den ersten drei Sätzen vielleicht etwas verhalten wirkend - er ließ alle Details wunderschön musi- zieren, steigerte sich im Finale zu dramati- scher Gestik und Dynamik. Hier spürte man den temperamentvollen Operndiri- gent. Da das Orchester, ungemein spiel- freudig an diesem Abend, beherzt und animiert mitging, kam es zu einem gran- diosen Fina le des Konzertes. Bedauerlich und beschämend bleibt aber, daß die Bemühungen des Kultur- amtes , Künstler von europäischem Rang und Ruf nach Steyr zu bringen, von der Bevölkerung wenig honoriert werden, wie die mäßigen Besucherzahlen immer wie- der beweisen. Hoffentlich gilt dies nicht beim nächsten Orchesterkonzert. Für die · anwesenden Zuhörer war es jedenfalls ein großer Abend, was der enthusiastische Beifall überzeugend zum Ausdruck brach- te. J. Fr.

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