Amtsblatt der Stadt Steyr 1982/3
sehen Rechenschaftsberichtes sind im Be- reich Steyrs vor allem die schriftlichen Quellen des städtischen Archives. Die obere Zeitgrenze des Archives der Stadt Steyr liegt verhältnismäßig spät, da nur einzelne Urkunden aus der Zeit vor 1400 erhalten blieben. Ältestes Stück ist das „Große Privilegium" von 1287, einer Wiederverbriefung von früher gewährten Rechten. Die Masse des Materiales setzt erst mit dem 16. Jahrhundert ein. Kriegs- ereignisse, Naturkatastrophen und die Flüchtungen vor allem der Kriegsjahre 1704 und 1741 dürften die mittelalter- lichen Bestände größtenteils vernichtet ha- ben. Das historische Archiv umfaßt zwei Ab- teilungen: eine ältere (1287 bis 1779) und eine jüngere (1780 bis 1850). Jede der Abteilungen gliedert sich in zehn Stoff- gruppen: 1. Innere Verwaltung (Stadtfreiheiten, Protokolle der Ratssitzungen, Akten über Erbhuldigungen, Landtage, Verhand- lungen mit den übrigen landesfürstlichen Städten Österreichs, Korrespondenz mit der Landeshauptmannschaft, Kanzleiwe- sen). - II. Finanzwesen (Anleihen, Rech- nungsbücher, Taxen, Gefälle, Steuern); - III. Gerichtswesen (Prozesse, Schuldsa- chen, Strafprozesse, Gerichtsprotokolle); IV. Bauwesen; - V. Polizeiwesen (ein- schließlich Gesundheitswesen, Bürgerspi- tal, Bruderhaus und Siechenhaus) ; - VI. Handel und Gewerbe (Märkte, Zölle, Maß und Gewicht, Preise, Getreide, Holz- und Salzhandel, Eisenwesen, gewerbliche An das alte Archiv erinnert dieser Ka- sten. Die Ordnung nach der Verlegung des Archivs (Kasten- Lade-Faszikel) wurde natürlich beibehalten. ,toh, 't1.1,,.1, ,,. ,..1,,, Karl VI. (gestorben 1740) bestätigte mit dieser Urkunde den Steyrer Messerern ihre uralten Zunftrechte. Zünfte, Post und Münzen) ; - VII. Jagd und Fischerei ; - VIII. Bürgerschaft (Bür- gerrechte und Bürgerabschiede, Frei- und Heiratsbriefe, Testamente, Verlassen- schaftsabhandlungen und Inventare, Erb- schaftsabrechnungen und, Vormund- schaftsakten) . Außer den Freiheitsbriefen sind für die Stadtgeschichte am wichtigsten die Rats- protokolle (seit 1569 nahezu geschlossen bis heute erhalten), die Steuerbücher (seit 1543), die Stadtrechnungen (ab 1613), die Protokolle des Stadtgerichtes (seit 1619). Von besonderer Bedeutung sind ferner die Archive der Eisenhandelsgesellschaften (seit dem 14. Jahrhundert) und die Ord- nungen und Zunftbücher der zah lreichen Gewerbe, insbesondere der stark speziali- sierten Eisengewerbe (seit dem 15. Jahr- hundert). Den Schlüssel zu den Archivbeständen vermitteln sieben Repertorien. Die vier ältesten stammen vom Registrator Johann Adam Trauner (angelegt 1780 bis 1784), die übrigen Fundbücher gehören vor al- lem dem 20. Jahrhundert an. Um die Erschließung des Archives der Stadt Steyr haben sich vor allem Dr. Hackl (1904 bis 1906), Johann Weber (1920 bis 1922), AR Koller und Dr. Josef Ofner (ge_storben 1973) verdient gemacht. Bei der Übertra- gung des Archivgutes in die neuen Räume wurde selbstverständlich die bisherige hi- storische Ordnung beibehalten bzw. wei- tergeführt, um die Benützung des Archives nach den bisherigen Zitaten, wie Kasten - Lade - Faszikel - zu ermöglichen. Die neue Abteilung des Archives der Stadt Steyr reicht bis zum Jahre 1850. Das zei tlich folgende Material liegt in der Re- gistratur der Mag.-Abt. IV, ist dort gesi- chert verwahrt und jederzeit greifbar. Da ein Archiv nie abgeschlossen ist, sondern seinen Bestand im Laufe der Jahrzehnte ergänzen soll und muß, ist die entsprechende Aufnahme von Akten aus der Registratur in das Archiv der Stadt Steyr nach gewissenhafter Auslese unum- gänglich. Nach Auswahl deshalb, um er- stens den Platz der Aufbewahrung in ver- tretbaren Grenzen zu halten und zweitens mit Kenntnis der Entscheidungsvorgänge im Bereich der Kommunalverwaltung, denn nur die Mitteilung eines abgeschlos- senen Rechtsaktes ist für einen in einem zeitlichen Abstand sich mit der Materie beschäftigenden Geschichtsschreiber zu wenig und kann zu falschen Wertungen führen. Mit der räumlichen Ausstattung und der modernen Einrichtung ist nunmehr das Archiv der Stadt Steyr ausreichend befä- higt, das vorhandene und ihm noch zu übergebende Archivgut zu sichern, um dieses den kommenden Generationen zur Erinnerung, der Wissenschaft zur entspre- chenden Wertung zu erhalten, um so von den Aktivitäten, Erfolgen, aber auch von den Problemen und Sorgen der Steyrer Kommunalverwaltung zu berichten. 25/109
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