Amtsblatt der Stadt Steyr 1982/1

Glanzvolles Konzert des Bruckner-Orchesters Das Gastspiel des Bruckner-Orchesters Linz am 13. Dezem- ber wurde zum grandiosen Ausklang der Konzertsaison 1981. Chefdirigent Theodor Guschlbauer, bezwingend als musikali- sche Autorität, suggestiv auf sein Orchester wirkend, präzise in der Zeichengebung und gewissenhaft in der Ausdeutung der Partitur, hat durch seine intensive Schulung das Bruckner-Or- chester auf einen Leistungsstandar_d gebracht, der es ebenbür- tig neben die großen Orchester in Osterreich stellt. Mit dem durchaus unkonventionellen Programm hat der Dirigent außerdem eine künstlerische Tat gesetzt, welche nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Mag vielleicht deshalb der erwünschte gute Besuch nicht eingetroffen sein, die anwe- senden Zuhörer wurden Ohrenzeugen eines besonderen Erleb- nisses. Arthur Honegger (1892 - 1955), als Sproß einer e ingesessenen Familie in Le Havre geboren, hauptsächlich in Frankreich lebend, doch der deutschen Musik stets verbunden, gehört im Rahmen der 1920 gegründeten Gruppe der „Six" neben D. Milhaud zu den führenden Köpfen um die Erneuerung der Musik . Wegbereiter der sogenannten- Modeme, hat Honegger doch stets seine persönliche Linie behauptet und Wege gezeigt, denen so mancher Zeitgenosse und späterer Meister gefolgt ist. Er war der erste , der die Faszination der Maschine, der Technik, des Sports in Musik umzusetzen versuchte, und mit Erfolg. Von seinen drei sinfonischen Impressionen, den Mouvements sym- phoniques , stand die 1923 entstandene „Pacific 231" auf dem Programm. Daß dieses kurze Werk den Ruhm des Komponi- sten begründete, konnte man nach der grandiosen Interpreta- tion des Linzer Orchesters verstehen. Dem Genius loci wurde ebenfalls die gebührende Ehre zuteil. Der Aufbau der 2. Sinfonie von Fridolin Dallinger (geb. 1933), 1979 /80 entstanden, bewährt sich in der Beibehaltung der klassischen Satzfolge unter Verwendung moderner und tonaler Harmonik bei mächtigem Orchesteraufwand, dessen akzentuierte Rhythrnik einer reichhaltigen Schlagzeuggruppe übertragen wird. Der Wiedergabe des viersätzigen, durchaus beachtenswerten Stückes wurde bei Anwesenheit des Komponi- sten reicher Beifall zuteil. Die grandiose Symphonie Nr. 3 in c-Moll, op. 78, als ,,Orgelsymphonie" b~kannt, wurde zum triumphalen Sc_hluß- stück des Konzertes. 1886 entstanden, Franz L1szt gewidmet ÜBER TAUSEND ZUHÖRER erlebten ein stim- mungsvolles Weih- nachtssingen unter dem Lichterbaum beim Rathaus. Es sangen der A SB „Stahlklang" unter der Leitung von Fred Bischof und der MGV„Sänger- lust" unter Gerald Reiter. Das Bläser- quintett Karl Hieb! spielte auf dem Bal- kon des Rathauses Weihnachtsmusik. Foto: Hartlauer Die Bläser und Schlagzeuger des Bruckner-Orchesters, an der Orgel Frau Prof Hedwig Ebermann. Foto: Kranzmayr und als Auftragswerk im Mai 1886 in London uraufgeführt, zeigt dieses Werk den Komponisten Camille Saint-Saens ( 1835 - 1921) als Meister der Instrumentation und Gestalter berau- schender Klangeffekte. Selber hervorragender Pianist und Or- ganist, weist er in dieser Symphonie eben der Orgel bedeutende Passagen zu. Prof. Hedwig Ebermann, exzellente Orgamstm und Lehrerin in Linz, hat aus dem vorhandenen Instrument mangelhafter Qualität das Bestmögliche herausgeholt, ja man- che Stellen ·überaus klangschön herausgearbeitet. In wemgen, aber wesentlichen und heiklen E inlagen wirkte sicher Nikolaus Wiplinger am K lavier. Das Orchester musizierte aus einem Guß , in bester klanglicher, dynamischer und rhythmischer Ausgewogenheit zwischen den mächtig besetzten Gruppen der Streicher, Holz-, Blechbläser und dem Schlagzeug. Der Dmgent bestätigte mit seiner Interpretation sein hohes künstlerisches Format. Der Beifall war ungetei lt für alle Mitwirkenden stür- misch. J. Fr. 39

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