Amtsblatt der Stadt Steyr 1982/1

Neue Büche Zeugnisse des Glaubens Wie Künstler a us 15 Jahrhunderten durch die Bibel ergriffen und begeistert wurden, zeigt das neue große Meditations- und Schaubuch „Die Bibel - Das Geschehen des Alten und Neuen Testaments in Zeugnissen abendländischer Plastik" . Ausgewählt und zusammengestellt von Jan Bless . Mit einem Geleitwort von Johannes Kardina l Willebrands und einer kunsthistori- schen Würdigung von Prof. Dr. Jürgen Chri- stern, Nijmegen. 23 X 29,5 cm, 464 Seiten mit ca. 310 Schwarzweiß-Illustrationen, ge- bunden, 98 DM. Verlag Herder, Freiburg, Basel, Wien. Mehr als 300 großformatig wiedergegebe- ne Beispiele europäischer Bildhauerkunst il- lust rieren , dokumentieren und interpretieren alle wichtigen Stellen der Heiligen Schrift des Alten und Neuen Bundes. Der Großteil der Bildbeispiele stammt aus der frühchri st- lichen , romanischen und gotischen Kunst, zu der charakteristische Beispiele aus der Re- naissance, dem Barock und einzelne Werke der Gegenwartskunst treten. Nicht nur die unmittelbar das Bild betreffenden Bibelaus- züge werden gegenübergestellt, sondern auch vielfach korrespondierende Bibelstellen . Es ist das Verdienst des renommierten Kunstkenners und Antiquitätenhändlers Jan Bless , Nijmegen, das reichhaltige Material zusammengetragen und die entsprechenden Bibeltexte ausgewählt zu haben. Johannes Kardinal Willebrands, Erzbischof von Ut- recht , hat dem Buch ein Geleitwort beigege- ben, in dem er schreibt: ,,Die Darstellungen dieses Buches, mit gu- tem Geschmack und vortrefflichem Einfüh- lungsve rmögen ausgewählt, lassen eine le- bendige Glaubenssituation erkennen. Sie sind ein Zeugnis des Glaubens, de r durch die biblischen Schriften verbreitet wurde, und sie ze igen , wie das geistliche und künstlerische Leben sich an der Bibel orientierte. Die Kirche hat diese Kunst gefördert als eine Form der Predigt und als Anregung zum geistlichen Leben, jedoch auch, um den Menschen durch die Schönheit zu formen und seinen Geist und sein Herz anzuspre- chen und fortzubilden. Auch Menschen un- serer Zeit können auf diesem Wege zum Lesen un~, Betrachten der Bibel gebracht werden . . . Professo r Dr. Jürgen Christern , Universität Nijmegen , schließt den Band mit einer kunst- histo ri schen Würdigung „Bilder als Mittler der Glaubensverbreitung" ab. Er vergleicht das Werk mit den „Armenbibeln" des Mittel - alters, wobei er keineswegs an die heute ma teriell Armen oder Analphabeten denkt, sondern eben a n die große Zahl derer , die vielleicht keinen Zugang finden zu nicht erläuterten Bibeltexten: ,,Arme in einem an- 36 deren Sinn; die Bilder so llen eine Hilfe geben ; dieses Buch in die Hand zu nehmen bedeutet indes schon eine Überwindung der Armut." Rilke-Biographie Wolfgang Leppmann „RILKE - LEBEN UND WERK" . 484 Seiten, mehrere Schwarzweißbilder, Leinen sfr. 36 .-, Sche rz- Verlag. Von allen unseren Dichtern hat keiner so geheimnisvoll gelebt wie Rainer Maria Rilke . E r hatte kein Haus, keine Adresse, wo man ihn suchen konnte, keine ständlge Wohnung, kein Amt. Immer war er au f dem Wege durch die Welt , und niemand , nicht einmal er selbst wußte im voraus, wohin er sich wenden würde. So charakterisiert Stefan Zweig den nach Goethe in aller ·weit meistge lesenen deut- schen Lyriker, das Idol ganzer Generationen dieses Jahrhunderts, die in ihm den Dichter par excellence sahen, schwärmerisch seine Verse deklamierten und seine unverwechsel- bare Sprache nachzuahmen suchten. Mißver- ständnisse und Widersprüche haben sein äu- ßeres Leben und manches seiner Werke bis heute in ein fast mystisches Dunkel gehüllt: Sein Hang zur Isolati on einerseits und sein Umgang mit Damen der Hocharistokratie und Sozialrevolutionären anderseits gaben über den „ unbehausten Salondichter", der die Geborgenheit einer bürgerlichen Ehre nicht ertrug, Rätsel auf. Und unvereinbar scheint Rilkes mutiger Antimilitarismus mit seiner pathetischen Heldenverehrung in der „Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke", j enem Band, den in zwei Weltkriegen Hunderttausende von Soldaten wie ein Gebetbuch mit ins Feld nahmen. Aber Rilke ist auch der Verfasser des ersten deutschen Experimentalromans (,,Die Auf- zeichnungen des Malte Laurids Brigge") und einer der letzten großen Briefschreiber unse- rer Literatur, der unumstrittene Meister des Sonetts - und mit alledem ein Dichter, der wie ka um ein anderer den literarischen Ge- schmack seiner Zeit bestimmte und wider- spiegelte. Wolfgang Leppmann, aus Berlin stammen- der Professor der Germanistik und Verfasser vielbeachtete r biographischer und literatur- geschichtlicher Werke (u. a . ,,Goethe und die Deutschen" ) , legt mit diesem in jahrelanger Arbeit entstandenen Buch die umfassende Biographie Rilkes vo r, di e den Dichter nicht nur aus seinen Werken in terpreti.ert, sondern aus neuer Perspektive a uch a ls Repräsentan- ten einer Periode des gesell schaftlichen Um- bruchs zeigt. Befreiung durch seelische Kräfte Arthur Janov: GEFANGEN IM SCHMERZ. 368 Seiten, engl. Broschur, DM 29.80 , S. Fischer Verlag. D iejenigen mensch_lichen Leiden , die den Be troffenen wie den Arzten und Therapeuten di e größten Schwierigkeiten bereiten, nennen wir im a ll genieinen „psychi sche Krank- heiten"; zu ihn en zählen die Neurosen. Ar- thur Janov, der Begründer de r Primärthera- pie , betrachtet dieses Leiden a ls biologische Krankheiten , als eine Wunde des gesamten Körpersys tems mit sowohl psychischen wie phys ischen Schmerzen. Mit „normalen" Schmerzen haben wir umgehen gelernt: wir fühlen den Schmerz ganz deutlich , können ihn loka lisi eren , wissen oft, woher er rührt. Rätse lhaft und geheimnisvolJ sind jedoch die Schmerzen aus unserer frühe sten Kindheit. Janov geh t davon aus, daß wir diese Schmer- zen mit uns herumtragen , daß sie uns beein- flussen, j a beeinträchtigen: in unserer Lebensweise, in unseren Beziehungen und unse rer sozialen Anpassung. - In seinem neuen Buch gibt Janov eine präzisere Defini- ti on der Neurose als es bisher geschehen ist. Er liefert den Nachweis, daß das Gehirn see lische Traumata genauso verarbeitet wie körperliche Verletzungen. Die Verletzung, die wir in frühester Kindheit erfahren haben, sitzt nach dieser Theorie hartnäckig in uns fest und ka nn e rst geheilt werden, wenn dieser Schmerz ge löst wird. Mit Hilfe der Primä rthera pie, bei der sich der Patient mit all seinen Gefüh len in den Zustand zurück- ve rsetzt, in dem der Schmerz entstanden ist, kann der Pa tient ihn wiedererleben und dadurch befreit we rden . Festspiele des Wassers Ulrich Nefzger / Josef Dapra: SALZBURG UND SEINE BRUNNEN. 200 Seiten, 80 Farbbilder, S 590.-, RESIDENZ-VERLAG. Salzburg ist immer wieder a ls „deutsches Rom" gerü hmt worden , und zum südlich- ba- rocken Erscheinungsbild der schönen Stadt zwischen Fels und Fluß gehört die Vielfalt der Salzburge r Brunnen auf engem Raum. Dieses Buch ze igt, wie seit ä ltesten Zeiten diesen Brunnen mit dem Element des Was- sers auch stets eine F ülle an Bedeutungen entströmt. Die großen fürsterzbischöflichen Anlagen des Residenzbrunnens und der Pfer- deschwemmen refl ektieren in ihrer Bilder- sprache den ba rocken Gedankenkosmos. Ne- ben den „ Festspielen des Wassers" in Mira- bell und Hellbrunn werden geistliche und bürgerliche Brunn en vorgestellt in der Welt- entrücktheit de r Klöster und Kirchen , in der Intimität einsti ge r Gärten, in den Alltäglich- keiten städtischen Lebens . Die unverwechsel- bar sa lzburgi sche Eigenart all dieser Brun- nengestaltungen sowie ihrer kunst- und kul- turhisto rischen Zuflüsse spiege lt sich in der Da rstellungswe ise des Autors Ulrich Nefzger. Die ge istreich gewählten Blickpunkte der Fotografien von Josef Dapra sind so rgfältig auf den Text abgestimmt. Seelenzustände Willy Pu cher: ,,ZUM ABSCHIED - ZUR WIEDERKEHR." Texte von Hermann Hes- se . 48 Seiten mi \ 28 Farbabbildungen, nach Fotografien von Willy Puchner, S 298.-, MOLDEN-VERLAG. Abschied und Wiederkehr sind Worte, die nur sprachlich einen Gegensatz bedeuten - wie Gegensä tze wahrscheinlich überha upt ei ne Erfindung der Menschen sind . In der Na tur aber gehen die Kontraste ineinander über, Werden und Vergehen , Wachsen und We lken, Abschi ed und Wiederkehr - Phasen eines Ablaufs , einer einzigen K ontinuität. Ein abges torbener Ast am ,Baum, der neue grüne Bl ätte r trägt - Tod und Leben a n einem einzigen Stamm. Abgefallenes La ub , zwi - schen dem sich fri sches Gras durchdrängt. Kein Abschi ed ist endgültig, keine Wieder- kehr kann ewig da uern. A ll es , was in der Natur vorgeht , ist sinn- voll , ist abe r a uch wer tfrei. Die Dinge sind an sich nicht sch ön oder häßlich, gut oder böse , ers t unser Denke n macht sie dazu. Die Schönheit, di e wir beim Betrachten von Puchners Fotografien zu sehen vermeinen, ist eine Ka tegor ie, die die Natur se lbst nicht kennt. Sie ist ein menschlicher Begriff. Wenn

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