Amtsblatt der Stadt Steyr 1982/1

Barockmusik zum J ahresausklang Unter der Patronanz des Kulturamtes der Stadt musizierte das Ensemble Erich Hagmüller am Silvesterabend im Alten Thea ter wiederum Werke alter Meister. Die ausgewählten Stücke, für kleine Musi- kergruppen geschrieben, verrieten gu te Kenntnis der einschlägigen Literatur und bestes Geschick in der Programmzusam- menstellung. Sämtliche Werke, welche zum Vortrag kamen, gaben insgesam t ei- nen vortrefflichen Einblick in die kammer- musikalische Welt des Barock. Die ausgezeichnete Wiedergabe der ein- zelnen Werke führte zu einer geschlosse- nen Lei stung, an der sämtliche Mitwirken- den gleichermaßen beteiligt sind , wenn auch dem verantwortlichen Präses, Herrn Erich Hagmüller, vorerst besondere Aner- kennung für die präzise Vorbereitung des Abends zu zollen ist. Sein wohllautendes Violinspiel bedarf nach so vielen Jahren öffentlichen Wirkens keiner besonderen Erwähnung mehr. Er ist der Maßstab fi)r seine Mitspieler. Christoph Proyer be- währte sich glän zend als Stimmführer und technisch versierter Geiger, Hans Sindelar assistierte ihm vortrefflich. Erich Hagmül- ler und Karl-Heinz Rag! zeigten sich mit Violine und Viola gleichermaßen ve rsiert, GETANZTER LIEDERABEND Im Alten Stadtthea- ter gast ierten die Solotänzerin und Choreografin Bilge Jeschim, der Bari- ton Norton Welsch und als Pianist Hans Peter Nowak. Es war ein „getanz - ter Liederabend" von exklusiver Schönheit. Das Bild zeigt etwas von der Ausdruckskraft der Tänzerin aus russisch-türkischer Abstammung, die von sich selbst sagt: „Der Tanz ist der Spiegel meiner Seele. Er ist die Wiedergabe meiner Gefühle und Gedanken." Fo10: Hartlauer 34 Solist des Barockkonzertes im Alten Theater war der Gitarrist Werner Schörkl. Links im Bild Erich Hagmiiller, der Leiter des vorzüglich musizierenden Ensembles. während Ulrike Kinast-Kneuer mit ihrem exzellenten Spiel auf der Gambe besonde- re Aufmerksamkeit erringen konnte. Gott- hard Schönmayr setz te unauffällig mit seinem Kontrabaß das nöti ge Klangfun- dament ; Günther Kranawitter blieb mit seinem Cembalo im Gesamtklang etwas zu sehr im Hintergrund . Die Solisten erfüllten ihre Aufgaben in gewohnter Art souverän und musikalisch einwandfrei. Sigrid Hagmüller sang das Salve Regina von Domenico Scarlatti (1685 - 1757) klangschön, differenziert und mit beseeltem Ausdruck, wobei E. Hagmüller von seinem Pult aus äußerst feinfühlig das Begleitensemble führte. Hö- hepunkt des Abends war für viele Zuhörer das Gitarrespiel von Werner Schörkl. Technisch bestens geschult, läßt auch sein Vortrag kaum Wünsche offen. Mit dem Konzert in D-Dur von Antonio Vivaldi (1678 - 1741) für Gitarre, Streicher und bassa continuo hat er eine eindrucksvolle Leistung geboten. Vor ihm spielte G. Kra- nawitter die Passacaglia in d-Moll für Cembalo solo vom großen Münchner Or- gelmeister Johann Kaspar Kerll (1627 - 1693) . Dem an sich guten Spiel fehlte allerdings da und dort die rhythmi- sche Exaktheit. Eröffnet wurde der Abend mit einer Sonata des Venediger Geigers Tommaso Albinoni ( 1674 - 1745) in der vollen Beset- zung des Ensembles, welches erfreulich exakt und klangschön musizierte. Den Schluß bildete die Wiedergabe einer Kammersonate in D-Dur des vielgerei- sten, bedeutenden Hofkapellmeisters Joh . Rosenmüller (1620- 1684) , deren fünf Sätze, vor allem die einleitende Sinfonia, prächtig musiziert wurden. Eine wirkungs- volle Auflockerung wurde im Programm- ablauf vor allem dadurch ermöglicht, daß die einzelnen Stücke in jeweils veränderter Besetzung dargeboten wurden. Der über- reiche, herzliche Beifall der Zuhörer, die das Haus fast vollkommen füllten , bewog die Ausführenden. ein Konze rt für vier Violinen von G . Ph. Telemann als Zugabe vo rzutragen. Es war ein reizender, wun- derschöner Abend. J. Fr.

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