Amtsblatt der Stadt Steyr 1981/12

Die Entwicklung der der Stadt Steyr Zur Sicherung der Wasserversorgung planen die Gemeinden der Region Steyr ein groß_(!S Investitionsprogramm zur Erschließung neuer Trinkwasser- vorkommen. Uber die Entwicklung der Wasserversorgung der Stadt Steyr gibt der technische .~eiter der Stadtwerke, Ing. Wolfgang Wein, im folgen- den Beitrag einen Uberblick, der den Zeitraum von 400 Jahren umfaßt. Bereits im Jahre 1570 wurde für den Bere ich der inneren Stadt und der ehema- ligen Styra burg eine zentrale Wasserver- sorgungsanlage errichtet, wobei ein im Bereich Zwisch enbrücken am Zusammen- fluß der Enns und Steyr errichteter Was- serturm zur Speicherung des mit Hilfe eines Wasserrades geförderten Wassers aus der Steyr diente . Durch diese Klein- zentralanlage wurden die Objekte des Stadtkerns und zwe i öffe ntliche Stadt- brunnen versorgt . Neben dieser zentralen Wasserversorgung waren noch ca. 600 Hausbrunnen zur Deckung des Wasserbe- darfes in der Stadt Steyr in Betrieb. Diese Wasserversorgungsanlage aus der zwei ten Hälfte des 16 . Jahrhunderts stand bis 1824 in Betrieb und wurde im Zusam- menhang mit dem Großbrand in Steyr, der auch die Styraburg stark beschädigte, wegen irreparabler Brandschäden außer Betrieb genommen . Erst Ludwig Werndl, ein Bruder des Begründers der Waffenfa- briksgese llschaft , der das Haus Zwischen- brücken mit den Speicher- und Förderan- lagen erwarb, ba ute diese Wasserförde- rungsanlage um, wobei die wasserradbe- triebene Kolbenpumpe dem gestiegenen Wasserbedarf angepaßt wurde . Ein zwi- schen Ludwig Werndl und der damaligen Stadtverwaltung abgeschlossener Vertrag ermöglichte es, daß die Wasserversorgung weiter ausgedehnt und der ehemalige Wehrturm auf der Promenade zu einer wei teren Speichereinrichtung umgestaltet wurde. Diese Wasserversorgung galt aber in zunehmendem Maße nur mehr als Nutzwasserleitung, da das Wasser nach wie vor dem Steyrtluß entnommen wurde und dieser zunehmend durch Abwasser- einleitungen an Qualität einbüßte. Im Jahre 1896 faßte der Gemeinderat der Stadt Steyr den Beschluß, im Bereich Zwischenbrücken einen Brunnen herzu- stellen , der das U ferfiltrat der Steyrtlusses nutzte und die Förderung von Trinkwas- ser ermöglichte. Damit wurde die bishe- 40 / 448 rige Nutzwasserversorgung wieder durch eine klaglose Trinkwasserversorgung ab- gelöst. Die doppelwirkende Plungerpum- pe wurde von einem an der Steyr situier- ten mittelschlächtigen Wasserrad angetrie- ben. Kurz vor der Wende zum 20. Jahr- hundert wurden wegen des gestiegenen Trinkwasserbedarfes im Bereich Zwi- schenbrücken Stollen mit einer lichten Höhe von 1,5 bis 4 Meter in Richtung des Schloßberges (Schloß Lamberg) vorgetrie- ben. Bereits 1909 war das von Josef Werndl errichtete Elektrizitätswerk in der Lage, das Wasserrad durch einen Elektro- motor zu ersetzen. Zum damaligen Zeit- punkt waren bereits zirka 11 Kilometer Rohrnetz bis zur Nennweite 125 Millime- ter verlegt. Aber auch in den umliegenden Stadt- teilen wurden die bis dahin vorhandenen Hausbrunnen durch die Bildung von Was- sergenossenschaften, die Kleinzentralwas- serversorgungsanlagen errichtet haben, abgelöst. Im Bereich Schlüsselhof wurde zur Versorgung der damaligen Jägerkaser- ne ein Sehachtbrunnen errichtet, der den Grundwasserbegleitstrom der Enns nutzte . Bereits im Jahre 1905 wurden jedoch Untersuchungen anges tellt, diese Klein- zentralwasserwerke durch eine größere Wasserversorgungsanlage zu ersetzen. Eine in den ersten Jahren des ersten Weltkrieges aufgetretene Typhusepidemie, die si_ch wegen der im Kriege eingetrete- nen Überbevölkerung der Stadt rasch aus- breitete, bewirkte, daß die Stadt 1917 die Projektierung einer für das gesamte Stadt- gebiet dienenden Wasserversorgungsanla- ge vergab. Die in diesem Zusammenharig durchgeführten Untersuchungen waren fast ausschließlich auf die Bereiche des Alpenvorlandes ausgedehnt worden, weil in diesem Bereich ergiebige Quellen ge- nutzt werden konnten . Auch die nördlich der Stadt Steyr gelegenen Ebenen wurden untersucht; wegen der dabei aber aufzu- wendenden Pumpenergie wurde diesem Wasservorkommen keine besondere Be- deutung beigemessen. Fast alle Projekte aus dem Zeitraum 1917 bis 1922 sahen vor, daß die im Ennstal oberflächlich aus- tretenden Quellen für eine zentrale Was- serversorgungsanlage der Stadt Steyr ge- nutzt werden sollten. In diesem Zusam- menhang ist interessant, daß die damalige Wassergebühr zwischen 1,8 Heller und 18 Heller je Kubikmeter bezogenen Trink- wassers gelegen wäre. Die in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts eingetretenen wirtschaft- lichen Probleme haben es aber der Stadt nicht ermöglicht, eine zentrale Wasserver- sorgungsanlage zu errichten. Die 1935 auf Grund der damaligen technischen Er- kenntnisse forciert betriebenen Untersu- chungen in der nördlich der Stadt gelege- nen Niederflurterrasse, die den derzeitigen für die Stadt Steyr genutzten Grundwas- serkörper aufweist, ergaben, daß eine wirt- schaftliche Lösung nur in der Nutzung dieses Grundwasserfeldes gelegen ist. Im Jahre 1942 waren die geologischen und hydrologischen Untersuchungen so weit abgeschlossen, daß zirka sechs Kilometer nördlich der Stadt vorerst zwei Sehacht- brunnen errichtet wurden. Durch die ra- sche Fertigstellung des Stadtteiles Mü- nichholz mit zirka 2000 Wohnungen war es erforderlich, an der südlichen Randzo- ne einen Hochbehälter mit einem Fas- sungsraum von 3000 Kubikmetern herzu- stellen. Bereits 1956 betrug das Leitungs- netz eine Länge von 66 Kilometern, die j ährliche Wasserlieferung betrug 1,65 Mil- li onen Kubikmeter Wasser ; dies entsprach einem Pro-Kopf-Verbrauch von 90 Litern pro Tag. Die hohe Wohnbautätigkeit der Stadt Steyr sowie der Anschluß weiterer Stadtteile, Unternehmen und Gewerbebe- triebe an die zentrale Wasserverso..gung machte eine rasche Ausweitung der Be- triebskapazität erforderlich. Zu den bereits steyr

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