Amtsblatt der Stadt Steyr 1981/12

Neue Büche Weltprobleme Georg Picht: ,, HIER UND JETZT." Philo- sophieren nach Auschwitz und Hiroshima. Band II. Mit einem Vorwort vom Autor. Ca. 450 Seiten, Register, Leinen mit Schutzum- schlag, S 369.-, Verlag Klett-Cotta. Im II . Band seiner gesammelten Aufsätze legt Georg Picht Arbeiten zum Themenkreis ,, Politik" vor. Kap. I enthält seine Auseinan- dersetzung mit den Studien des Club of Rome und einen Nachdruck der seit langem vergriffenen Rundfunkserie „Mut zur U to- pie", die die Weltprobleme in ihrer Interde- pendenz darstellt und durch Einbeziehung nichtquantifizierbarer Größen vieles vorweg- nimmt, was später kritisch zu den Arbeiten des Club of Rome angemerkt wurde. In Kap. II werden Studien zur Friedensforschung, in Kap. IV zur ökologischen Problematik zu- sammengestellt. Die Aufsätze in Kap. V enthalten differenzierte Überlegungen zu Bil- dungsinhalten und zu institutionellen Refor- men auf allen Ebenen, die in unserer resi- gnierten, reformmüden und bürokratisierten Bildungslandschaft an Aktualität eher noch gewonnen haben. Das vielfältige Geflecht dieser Arbeiten, die aus einem Jahrzehnt politischen Engagements hervorgegangen sind, wird getragen und überwölbt von einer umfangreichen , systematischen Untersu- chung der Frage „ Ist eine philosophische Erkenntnis politischer Gegenwart möglich?" Dieser Aufsatz - ein Buch im Buche - schlägt die Brücke zu den beiden Essays am Anfang und am Ende: ,,Philosophie und Politik" und - unentbehrlich, wenn von Poltik nach Hiros- 'hima und Auschwitz geredet wird - ,,Über das Böse". Georg Picht wurde 1913 in Straßburg geboren und studierte Altphilologie und Phi- losophie in Freiburg, Kiel und Berlin . Von 1945 bis 1955 leitete er die bekannte Inter- natsschule Birklehof in Hinterzarten. Seit 1958 ist er Leiter der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft; von 1965 bis 1978 Professor für Religionsphiloso- phie an der Heidelberger Theologischen Fa- kultät. Mythos einer Landschaft Thomas David (Fotos), Johannes Gaitani- des und Susanna Worm (Text): ,,GRIE- CHENLAND." Das Festland - Vom Ge- heimnis seiner Landschaften. Ein terra-magi - ca-Bildband in Farbe. 200 Seiten mit 146 Farbfotos und ca. 40 schwarzweißen Abbil- dungen im Text, Anhang mit Karte. Format 23 X 30,5 cm. Farbig bedruckter Vorsatz. Leinen mit farbigem Schutzumschlag, Schu- ber. DM 78.-, Reich-Verlag. „Das in einem Lande Entstehende stimmt in jeder Beziehung mit diesem Lande über- ein" - dieses Schlüsselwort des Hippokrates diente den Autoren als Wegweiser. ,,Kultur" 36 / 444 (zumindest die hellenische) als Fortsetzung der Natur mit anderen Mitteln begreifend, suchten sie das Geheimnis Griechenlands vom Geheimnis seiner Landschaft her zu erspüren, in seinem einzigartigen In- und Miteinander von Mythos, Mentalität, Ge- schichte, Geist, Kunst und seiner hinreißen- den Natur, deren Zauber- und Prägekraft kaum ihresgleichen hat. Der zweite Ansatz dieses verschwenderisch illustrierten Bildbandes: Griechenland ist nur als Plural zu verstehen - als Orchester zusam- mengesetzt aus vielen , höchst unterschied- lichen Instrumenten. Diese, die einzelnen Landschaften, galt es von ihren jeweiligen Schwerpunkten her und in ihrer Gegenwär- tigkeit sichtbar zu machen, in ihren Eigen- charakteren sowie in ihren spezifischen Bei- trägen zur hellenischen Polyphonie: Mykenai als Geburtsstätte des Tragischen; Olympia als Kristallisationsort der hellenischen Inter- nationale; Sparte als Zuchtstätte der dori- schen Kamikaze ; Korinth als Dorado der Händler, Hetären und Heiligen; Arkadien im Widerspruch zu seinem „arkadischen" Ruf; Athen, dem als Hellas' Agora der Part der ersten Geige zukam; Delphi als „Nabel der Welt"; der Epirus zwischen Zeus (Dodona) und Hades (Ephyra); Thessalien als Weide der Rösser , Mönche und Kentauren ; Make- doniens Sonne, in deren Zeichen Philipp und Alexander zu ihrem Weltlauf antraten; der Athos, in dessen Utopie der Widersprüche sich das byzantinische Mysterium verdichtet u . a . m . Die fundierte Kenntnis und intime Ver- trautheit der Verfasser mit Land und Leuten, zu denen der Fotograf erprobte Sensibilität und Treffsicherheit beisteuert, ergeben in ihrer nahtlosen Verschmelzung von Text und Anschauung einen Bildband, der den höch- sten Ansprüchen seines Genres nichts schul- dig bleibt, dem Hellas-Fan gleicherweise dienlich als Anregung vor und zur bleiben- den Erinnerung nach seiner Reise. Zeugen der Vergangenheit Rudolf Daber/Jochen Helms : ,,FOSSILE SCHÄTZE." - 240 Seiten, 114 Schwarzweiß- und 45 Farbabbildungen, 52 Zeichnungen. Leinen, S 398.-. PINGUIN-Verlag, Inns- bruck. Die schönsten und bedeutendsten Fossilien werden in Wort und Bild vorgestell t. Für diesen umfassenden Bericht über die wichtig- sten Zeugen aus der Vergangenheit suchten die Autoren - international bekannte For- scher auf dem Gebiet der Paläontologie-Mu- seen in aller Welt auf. Ein interessantes Buch über die Entwicklung der Tier- und Pflanzen- arten. In welchen Formen sind die unterschied- lichsten Pflanzen- und Tierarten bis heute erhalten? Wie kam es dazu? Wo wurden die einzelnen Versteinerungen gefunden? Wel- chen Wert haben diese Funde für die Wis- senschaft? Das sind nur einige der zahl- reichen Fragen, die die beiden Autoren be- antworten. Das Buch bringt Fotografien von zum Teil bisher unveröffentlichten Fossilien oder wichtigsten Details, Zeichnungen und Repro- duktionen aus berühmten wissenschaftlichen Abhandlungen der Vergangenheit. Eine hochinteressante Dokumentation für jeden naturwissenschaftlich und naturhisto- risch interessierten Leser. Aus dem Inhalt: Erkenntnis und Museum/ Naturhistorische Museen und ihre Schätze - Wissenschaft als Erlebnis/Von den Anfängen der Erkenntnis / Nur eine Platte Ü bergangs - kalkstein / Typen - Originale - Fundstätten / Der Urvogel/Das Berliner Exemplar des Ur- vogels/Verwirrung um die Federn des Urvo- gels / Das Wunder der sieben Erhaltungszu- stände fossiler Pflanzenreste / Saurier/Von der Vielfalt der Saurier/Die große Idee von der Logik des Entwicklungsverlaufes. Die großen Handschriften der Welt Richard Marks/Nigel Morgan: ,,ENGLI- SCHE BUCHMACHER DER GOTIK 1200 bis 1500. " 120 Seiten mit 40 Tafeln in Farb- und Golddruck und 123 einfarbigen Abbil- dungen . Paperback, DM 34.-, PRESTEL- Verlag. Überraschende Vielfalt in Thematik, Stil und Technik ist das Kennzeichen der goti- schen Buchmalerei Englands zwischen 1200 und 1500. Künstlerwerkstätten lösten zu Be- ginn dieser Epoche Mönchs-Skriptorien ab. Der Hof, die Aristokratie, die Kaufmann- schaft traten als Auftraggeber an die Stelle der Klöster ; die Bibel gab ihren Vorrang an Stundenbücher, Psalter, Heiligenviten und weltliche Schriften ab. Die Maler und Schrei- ber fanden sich in Werkstätten in Oxford , Winchester, Salisbury, vielerorts in East An- glia, schließlich immer dichter in London zusammen . Von Isolation weit entfernt, viel- mehr begierig nach Auseinandersetzung, lie- ßen sie sich von der fran zös ischen, sienesi- schen , flämischen und deutschen Buchmale- rei inspirieren. So zeigt der Band den ganzen Reichtum einer Illuminationskunst von welt- läufigem Rang, die von byzantinischer Stren- ge und Monumentalität über feingetönte , zarte Umrißzeichnungen oder farbfunkelnde , vielfigurige Kompositionen bis hin zu der lieblichen Ele ea nz des internationalen Stils reicht. Berühm"te Handschriften in den großen Bibliotheken Europas und der USA, wie der Oscott-Psalter oder der Tickhill-Psalter, die Pariser Apokalypse, das Liber Regalis, das Beaufort-Stundenbuch oder das Sherborne- Missale markieren die Höhepunkte dieser Epoche , begleitet von einer Fülle anderer, weniger bekannter Werke, die hier erstmalig mit exemplarischen Blättern vorgestellt und erklärt werden. Neue Künstlermonographie Sharon L. Hirsh : ,,FERDINAND HOD- LER. " 144 Seiten mit 40 eingeklebten Farb- tafeln und 50 einfarbigen Abbildungen im Text. Format 23 X 29 cm; Leinen mit vierfarbigem Schutzumschlag, DM 68.-, PRESTEL-Verlag. Jahrzehntelang war das Bild des Schweizer Malers Ferdinand Hodler (1853 - 1918) weit- gehend bestimmt durch die mon umentale Historienmalerei seiner Fresken und Gemäl- de nationaler Thematik und dem feierlichen Symboli smus seiner philosophisch gedeute- ten Figurenbilder. Erst Ausstellungen in jün- gerer Zeit haben dieses Bild korrigiert und uns einen Hodler gezeigt, dessen kosmisch- visionäre Landschaften, veristische Men- schenbilder und grüblerisch reflektierende Selbstporträts Ausdruck heutigen Lebensge- fühls sind und zu den großen Leistungen moderner Malerei gehören. Die Autorin legt hier eine Rodler-Mono- graphie vor, die ihrerseits dazu angetan ist, Hodler unter neuen Aspekten zu sehen. Sie macht die ganze Spannweite seines Werkes überschaubar, analysiert seine meisterliche Formkraft, verfolgt seinen Einfluß auf die Fortsetzung auf Seite 39 steyr

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