Amtsblatt der Stadt Steyr 1981/11
Millionenschäden durch Tausalz Starke Einschränkung der Salzstreuung im kommenden Winter - Kraftfahrer werden um Mitarbeit bei der Bewältigung des Problems gebeten Die Schäden durch Salzstreuung kosten allein in Steyr jährlich Millionen . Das Tausalz frißt die Beton- und Stahlkon- struktionen der Brucken und zerstört die Straßenbeläge. Die derzeit laufende Repa- ratur der Oberen Teufelsbachbrücke bei- spielsweise brachte „gesalzene" Überra- schungen: mit Schaufeln konnte die „Be- tonschicht" abgetragen werden, die Stahl- lager sind so stark verrostet, daß das gesamte Brückentragwerk angehoben.,und die Lager erneuert werden mußten. Ahn- lieh ist die Situation bei der Schwimm- schulbrücke, der Wiesenbergbrücke und der Großen Fallenbrücke.•Die .Reparatur- kosten für die drei Brücken betragen heu- er zwei Millionen Schilling. 1978 mußte die Kalkofenbrücke am Fuße des Leitner- berges mit einem Kostenaufwand von 1,1 Millionen Schilling saniert werden. Auch hier waren die Schäden zum größten Teil auf das Streusalz zurückzuführen. Die im Jahre 1963 erbaute Ennstalbrük- ke wurde im Herbst 1979 mit Kosten von über einer halben Million Schilling sa- niert. Die Reparatur der Zieglerbrücke kostete im gleichen Jahr 1,2 Millionen Schilling. In beiden Fällen wurde Tausalz als Hauptursache der Schäden festgestellt. Im kommenden Jahr wird die Sanierung der Schönauer- und Vorlandbrücke fällig. Auch hier ist mit Kosten von über 1,5 Millionen Schilling zu rechnen. Ein großer Teil der Summe von fünf Millionen Schil- ling, die j ährlich für das Asphaltierungs- programm investiert wird, ist für die Rege- nerierung der durch Tausalz beschädigten Fahrbahnbeläge aufzuwenden. Angesichts dieser Kosten haben alle im Gemeinderat vertretenen Parteien über- einstimmend verlangt, daß die Salzstreu- ung auf öffentlichen Verkehrsflächen im Zuge des künftigen Winterdienstes über- haupt unterbleiben oder doch zumindest auf das unumgänglich notwendige Maß eingeschränkt werden soll. Da im Hinblick auf die Bergstrecken im Stadtgebiet im Interesse der Verkehrssicherheit ein völ- liger Verzicht auf Streusalz nicht möglich erscheint, hat der Wirtschaftshof in Zu- sammenhang mit dem Stadtbauamt ein stark reduziertes Streuprogramm erstellt. Streusalz in Verbindung mit Splitt soll künftig nur mehr auf besonders gefähr- [ichen Bergstrecken verwendet werden. Es sind dies der Blümelhuberberg, die Berg- strecke der Wolfernstraße, Schnallenberg, Wiesenberg, Annaberg, Leitnerberg, Mi- chael Yogi-Berg, Damberggasse (vom Probleme mit Stadtrand-Siedlung Der Gemeinderat befaßte sich in seiner aktuellen Stunde mit Proble- men, die sich aus Siedlungen am Stadt- rand ergeben. Konkret geht es um die ,,Besiedlung der auf St. Ulricher Ge- meindegebiet liegenden Kletzmayr- gründe". Obwohl das Gebiet weder durch Kanäle noch durch eine lei- stungsfähige Straße aufgeschlossen ist, mehren sich die Neubauten. Die Be- wohner des Steinbrecherringes klagen im Rathaus über starke Lärm- und Abgasbelästigung durch den zw1eh- menden Autoverkehr, der über die schmale Straße auf der Ennsleite in das Siedlungsgebiet der Nachbargemeinde fließt. Bürgermeister Franz Weiss er- klärte dazu im Gemeinderat, die Stadt Steyr fordere eine eigene Aufschlie- ßungsstraße für diese Siedlung auf St. Ulricher Gemeindegebiet, denn die Be- wohner des Steinbrecherringes müßten vor zunehmendem Verkehr geschützt 8/ 376 werden. Man könne nicht von der Stadt Steyr verlangen, angesichts der schon jetzt oft unerträglichen Lärmbe- lästigung diese Straße auszubauen, um damit ein Siedlungsgebiet in einer an- deren Gemeinde aufzuschließen. Weiss wies im Zusammenhang mit der groß geplanten Bes iedlung der Kletzmayr- gründe auch auf das Kanalproblem hin: solange das vorn Reinhaltungsver- band geplante Abwasserprojekt nicht realisiert sei , könne die Stadt Steyr einer Ausweitung der Siedlung nicht zustimmen, da die im Hoferbach abge- leiteten Abwässer den Ennsfluß schwer belasten würden. Da die Kletzmayr- siedlung auch mit Trinkwasser aus Steyr versorgt werde, müßte die Stadt bei Ausweitung der Anschlüsse eine Drucksteigerungsanlage bauen. In Ver- handlungen zwischen den Gemeinden sollen nun die offenen F ragen geklärt werden. Kaufuaus Dberlackner bis zur Unterfüh- rung der ÖBB), Hubergutberg, Plenkel- berg und die Bergstrecke der Blumauer- gasse. Die starke Reduzierung der Salzstreu- ung wird bei extremem Winterwetter si- cher Schwierigkeiten im Verkehrsfluß bringen. In solchen Situationen ist die Alternative zum Salz die reine Splittstreu- ung. Sie ist zeitraubend, hat keine so nachhaltige Wirkung und muß daher öfter wiederholt werden. Das bedingt mehrma- liges Befahren der Verkehrswege, mehr Bereitschaftsdienst und erhöhten Materi- al- und Geräteeinsatz mit entsprechend großen Kosten. Das heißt mit anderen Worten : die Kosten für den Winterdienst werden sich bei gleichzeitiger Abnahme der Flüssigkeit des Verkehrs wesentlich erhöhen. Warum bleibt man dann nicht gleich bei der Salzstreuung, wenn die Alternative teurer und weniger verkehrssicher ist? Diese Frage stellt sich nicht nur für Steyr, sie wird durch die praktische Erfahrung (auch in anderen Städten) beantwortet: die Schäden durch Salzstreuung kosten ein Vielfaches mehr als der erhöhte Ein- satz mit reiner Splittstreuung. In Öster- reich wie im Ausland setzt sich die Mei- nung durch, daß dies aufgrund der ange- spannten finanziellen Lage der Kommu- nen volkswirtschaftlich nicht mehr vertret- bar ist. Daneben bewirken die Tausalze auch schwere ökologische Schäden, die erst jetzt zunehmend erkannt werden. Angesichts dieser Fakten bleibt nur der Appell an den Kraftfahrer zur Mitarbei_t, denn es sind ja auch ihre Steuergelder, die bei Reduzierung der Salzstreuung gespart werden. Was kann der Kraftfahrer zur Verkehrs- sicherheit im Winterbetrieb beitragen? • Wintertüchtige Ausrüstung des Kraft- fahrzeuges. • Früher von zu Hause wegfahren, damit Zeit nicht auf Kosten der Verkehrssi- cherheit gewonnen wird. • Bei extremen Wetterverhältnissen ein öffentliches Verkehrsmittel benutzen. Die Stadt Steyr hat in den letzten Jah- ren gigantische Summen für den Ausbau der Verkehrswege und die Verbesserung des städtischen Nahverkehrs ausgegeben. Wenn diese Leistung der Gemeinschaft im Interesse des Kraftfahrers gesehen wird, müßte es auch möglich sein, die Schwie- rigkeiten des Straßenverkehrs im Winter durch persönliche Rücksichtnahme zu meistern. steyr
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