Amtsblatt der Stadt Steyr 1981/11

Kultur- Alban-Berg-Quartett interpretierte Meisterwerke Ein musikalisches Ereignis höchsten Ranges wurde das Gastspiel des Alban- Berg-Quartetts aus Wien am 19. Oktober im Alten Theater Steyr. Es war dies der 1. Abend von sechs Konzerten, die das Kulturamt der Stadt Steyr im Abonne- ment durchführt. Es ist schwierig und auch problematisch, bei Spitzenensembles im musikalischen Bereich eine Rangord- nung aufzustell en, da persönliche Emo- tionen und Wertvorstellungen bestim- . mend bleiben. Dem Alban-Berg-Quartett sind jedenfalls höchste Attribute zuzuge- stehen. Perfekte Technik, vollendeter wie- nerischer Streicherklang, traumhaft siche- res , intuitives Zusammenspiel, kompakte Dynamik, fließender Vortrag, präziseste Einsätze in jedem Werk und jeder noch so heiklen Passage; dies alles wird erreicht durch fast unmerkliche Zeichen des Quar- tettführers. Die Stärke des Quartetts: Je- des Mitglied entfaltet seine persönliche Musikalität, sichtbar in der individuellen Gestik, um trotzdem eine kaum vorstell- bare Homogenität im Gesamteindruck zu erre ichen. Es erübrigt sich daher, eine Wertung vorzunehmen, da sie durch die Gleichwertigkeit der vier Streicher sinnlos wäre. Die vier Künstler, Professoren der Wiener Musikhochschule, musizieren, ab- gesehen von kleinen personellen Verände- run gen, seit 1971 überaus erfolgreich in vielen Teilen der Welt . Günter Pichler führt das Quartett, Gerhard Schulz assi- 16/384 stiert ihm mit der 2. Geige; Thomas Ka- kuska wirkt als Bratschist und Valentin Erben setzt mit dem Violoncello das Fun- dament. Mit dem Streichquartett in B-Dur, KV 589, vom Jahre 1790 hat Mozart seinen Lehrmeister J. Haydn längst verlassen, seine Melodik weist bereits weit ins 19. Jh., Dramatik, Rhythmik in komprimierter Form prägen alle vier Sätze dieses bewun- dernswerten Werkes. Das Alban-Berg- Quartett hob alle Geheimnisse in beglük- kender Weise ans Licht. Bela Bart6k ( 188 1 - 1945) schrieb seine sechs Streichquartette, zentrale Punkte sei- nes gesamten Schaffens, zwischen 1908 und 1939, wurden also zu trefflichen Spie- ge ln der kompositorischen Entwicklung des Meisters . Von der Spätromantik kom- mend , entwickelte er in den zwanz iger Jahren einen motorischen „Neobarbaris- mo" , um sich in der Spätphase harmoni- scher Vereinfachung und polyphoner Dif- ferenzierung mit sys tematischer Verarbei- tung volksmusikalischer Strukturelemente zuzuwenden. Sein viertes Streichquartett von 1928, 1929 in Budapest uraufgeführt, entstand am Beginn der dritten Periode und wird bestimmt von Dissonanzenreich- tum, rhythmi scher Härte und experimen- te llem Gestaltungswillen. Den immensen technischen, rhythmischen und Intona- tionsschwierigkeiten dieses Werkes zeigten sich die Musiker souverän gewachsen. Ihre Interpretation ließ keine Wünsche offen. Wie sehr Bart6k in die musikgeschicht- liche Entwicklung des Streichquartett~ ein- gebettet ist, konnte man bei der Wied'erga- be des letzten Quartetts von Ludwig v. Beethoven spüren. Dieses op. 135 in F- . Dur, 1826 komponiert und 1828 erstmals ' aufgeführt, von Beethoven a lso nicht mehr erlebt, weist in seiner Harmonik, dem Satzaufbau, der thematischen Arbeit sowie oft eigenwilligen Führung der einzelnen Stimmen weit in die Zukunft. Das moder- ne Streichquartett ist ohne die letzten fünf Beethovenschen Werke dieser Gattung kaum denkbar. Auch dieses großartige, ungemein schwierige Werk war beim Al- ban-Berg-Quartett in besten Händen. Das vollbesetzte Haus spendete stürmischen Beifall, trotzdem gab es nur eine Zugabe; das reizende Menuett aus dem d-Moll- Quartett, KV 421 (1783) , von Mozart. J . Fr. EINEN * ZEICHENWETTBEWERB zum Thema „Probleme der Behinderten in der Umwelt" veranstalteten die Kinder- freunde des Bezirkes Steyr in Zusammen- arbeit mit dem Forum-Kaufhaus Steyr. Am Bewerb nahmen 129 Kinder aus acht Ortsgruppen teil. Die zehn besten Arbei- ten wurden mit Preisen ausgezeichnet. Den ersten Preis errang Werner Enikl, 2. Robert Peischl, 3. Mauela Klasan. DEM BUMMERLHAUS IN STEYR ist eine Sendung gewidmet, die Radio Ober- österreich am Sonntag, 29. November, im Rahmen der Sendung „Schöne Heimat" ausstrahlt. Das Alban-Berg- Quartett. Foto: Hartlauer Franz Xaver Streit- wieser war der So- list des Orchester- konzertes im Alten Theater. Foto: Ebenhofer sceyr

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