Amtsblatt der Stadt Steyr 1981/10

/ mich bewegen einige Probleme, die ich Ihnen gerne zur Kenntnis bringe. Wer mit offenen Augen unsere Stadt betrachtet, sieht zweifellos die positiven Verände- rungen , die sich nicht nur in der Erneuerung der Altstadt zeigen, sondern auch das gesamte Gefü- ge in wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Hinsicht erfassen. Man sollte meinen, daß alles ge- tan wurde, um das Leben in Steyr stets zu verbessern. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die in manchen Regionen Öster- reichs besonders hervortreten , sind dank einer gewissen Weit- sicht seitens der Stadtverwaltung bei uns in Grenzen gehalten. Dennoch ergab die letzte Volks- zählung vom 12. Mai 198! einen Rückgang der Bevölkerung gegenüber 1971 um ca. 1600 Per- sonen. Dieser Schwund an Bevöl- kerung kostet der Stadt Steyr eine jährliche Mindereinnahme aus Finanzausgleichsmitteln von etwa 5 bis 6 Millionen Schilling. Ursache dieses Bevölkerungs- schwundes, der völlig im Wider- spruch zur allgemeinen Entwick- lung steht, ist zweifelsohne auch der anhaltende Trend zum Bau von Eigenheimen in den Um - landgemeinden, aber auch die Ummeldung vieler Steyrer in eine andere Gemeinde, wo sie einen Zweitwohnsitz haben. Eine Folge dieser Erscheinung ist ein verstärktes Pendleraufkommen zu den Arbeitsstätten in Steyr, mit einer noch stärkeren Ver- kehrsbelastung, insbesondere zu Stoßzeiten. Die Einwohnerzahl hat sich auf etwa 39.000 Perso- nen eingependelt. Rechnet man allerdings Internate, Un termiet- wohn ungen und andere ähnliche Wohnstätten an, befinden sich gegenwärtig 4 l .500 Einwohner in Die Seite des Bürgermeisters unserer Stadt. Aus diesen Über- legungen ist es also auch ver- ständlich, daß die Stadt Steyr noch mehr als früher bestrebt sein muß, den Eigenheimbau zu fördern , wozu auch private Wohnbauträger wesentlich bei- tragen können. Wichtig wäre es allerdings , den leerstehenden oder zweckentfremdeten Althaus- bestand , der nicht unerheblich ist, wieder für Wohnzwecke zu gestalten. Dazu gehört aber zwei- fellos auch eine neue Einstellung aller jener Personen und Kreise, die zwar für die Substanzerhal- tung eintreten, aber die echte Re- vitalisierung in ihrem Gedanken- gut völlig vernachlässigen. Be- weis dafür ist das Volkszählungs- ergebnis, wonach die Stadtteile Ennsdorf, innere Stadt und Steyrdorf prozentuell den größ- ten Bevölkerungsschwund auf- weisen. Ein zwe ites Problem tritt in Kürze wieder an uns alle heran, nämlich der kommende Winter mit se inen Erschwernissen im Verkehrswesen. Der Gemeinde- rat befaßte sich kürzlich mit den Brückenreparaturen, die ein er- hebliches Ausmaß angenommen haben, und entschied sich , die schon seit einigen Jahren wesent- lich eingeschränkte Salzstreuung auch diesen Winter weiter zu bremsen. lch empfehle daher al- len Fahrzeugbenützern , ob sie in Steyr wohnen, als Pendler oder Besucher nach Steyr kommen, schon frühzeitig eine Winterbe- reifung zu besorgen , damit es bei spontanen Schneefällen oder Verei sungen zu keinen großen Stauungen und Verkehrsschwie- rigkeiten kommen kann ..Darüber hinaus ist es eine Bitte an alle, im Interesse sämtlicher Verkehrs- teilnehmer das Fahrverhalten den geänderten, erschwerten Be- dingungen anzupassen. Es sollte auch überlegt werden, daß ein früh ze itiges Aufstehen bei pünkt- lichem Arbeitsbeginn notwendig ist, um nicht durch überhastetes Fahrverhalten die Unfallgefahr zu erhöhen. Noch heuer wird die neue Südumfahrung, beginnend von der Pachergasse zu den Steyr-Werken bis hinaus zur Kreuzung nach St. Ulrich, für den Verkehr freigegeben werden. Ein neuer Fußgeherübergang in der Neuschönau ist bereits in Bau und wird ze itgerecht fertigge- stellt. Ein weiterer Fußgeher- übergang von der Altgasse über das Gelände des Hauptwerkes der Steyr-Werke ist fertig geplant und wird in Kürze begonnen. Damit ergibt sich im Umland der Steyr-Werke eine völlig neue Situation , die auch eine Entla- stung des innerstädtischen Ver- kehrs und eine größere Sicherheit für den Fußgeber bringen wird. Abschließend kann ich auch mitteilen, daß ich kürzlich den Besuch eines amerikanischen Ehepaares aus Kettering erhielt, bei dem mir eine Auszeichnung der ame rikanischen Reader 's Di- gest-Stiftung an die Stadt Steyr bzw. den Verein für internationa- le Städtefreundschaft für das be- ste internationale Jugend pro- gramm 1980 überreicht wurde . Dies ist bereits die zweite hohe Auszeichnung für Steyr seitens einer amerikanischen Vereini- gung bzw. Stiftung un_d kann als Ergebnis unserer Iangiähngen Bemühungen zur internationalen Verständigung angesehen wer- den , wodurch auch das lmage Steyrs über die Grenze Öster- reichs hinaus wächst. Mit diesen Hinweisen verbleibe ich wie im- mer Ihr Franz Weiss Bürgermeister

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