Amtsblatt der Stadt Steyr 1981/10
Berichte 1 Festlicher Auftakt zur neuen Konzert- und Theatersaison D as Kulturamt der Stadt Steyr eröff- nete seine neue Konzert- und Thea- tersaison 1981 / 82 mit einem Konzert des NÖ. Tonkünstlerorchesters am Donners- tag, dem 17. September 1981, im Stadtthea- ter Steyr. Am Pult stand Dr. Roman Zei linger, Gastdirigent des Orchesters. geführt, rundete die Gesamtlei stung ab, wobei den Posaunen besonderes Lob ge- bührt. Die merkbare Ergriffenheit des Pu- blikums löste sich im rauschenden Beifall für alle Mitwirkenden, denen eme ein- drucksvolle Leistung gelang. J . F. Fotos: Kranzmayr Das sehr gu t besuchte Konzert wurde mit der konzertanten Sinfonie B-Dur, HV I/ 105 von Joseph Haydn eröffnet. Haydn selbst dirigierte die Uraufführung am 9. März 1972 in London im Rahmen des 4. Salomonkonzertes . Der Dirigent führte das überaus ·- ambitionierte Orchester schwungvoll, exakt, ließ Rhythmik und Melodik ausgewogen zur Geltung kom- men; der Geist Haydns war stets präsent. Zut Seite stand ihm ein hervorragend abgestimmtes S-olistenquartett. Manfred Geyrha lter faszinierte durch stupende Technik und überaus wohlklingenden Ton , den seine italienische Geige ermög- li chte. Josef Luitz erwies sich als exzellen- ter Meister auf dem Violoncello. Alfred Hertel bestach auf seiner Oboe wieder durch wunderbaren Ton, bravouröse Technik und herrliche Kantilene. Hedi Zwickl , Geigerin des Orchesters, gab auf dem Fagott überzeugende Proben ihres Könnens . Sie ergänzte den Solistenklang auf das harmonischeste. Zentralwerk des Abends war die Wie- dergabe des Requiems in d-Moll , KV 626 von W. A. Mozart aus dessen Todesjahr 1791 mit den gewohnten Ergänzungen von F. X. Süßmayr. Das Soloquartett, klang- lich gut aufeinander abgestimmt, verlieh dem Werk den gewünschten G lanz und die nötige Würde. Linda Roark-Strum- mer, Wien, verfügt über einen klaren , hellen Sopran, der die Höhen spielend meistert und ein ausgewogenes Timbre besitzt. Elisabeth Kummer, .Linz, ergänzte den Sopran mit wunderschöner Altstim- me , die auch in den tieferen Lagen voll tönt. Franz Xaver Lukas, Graz, benötigte eine längere Anlaufzeit, um sich erfolg- reich zu behaupten. Zdenek Kroupa, Linz, von seinen langjährigen Operngastspielen gut bekannt, bewies auch hier seine ausge- prägte Musikalität. Sein sonorer Baß gab dem Quartett ein klangvolles , tragendes Fundament. Ausgezeichnet sang auch der Chor, bestehend aus der Singgemeinschaft Cantores Dei aus Allhartsberg, und der Chorgemeinschaft Urltal, Mauer-Öhling. Das gründliche Vorstudium machte es Anton Steininger, Linz, nicht allzu schwer, einen geschlossenen, eindrucksvollen Ge- samtklang, der sich durch Ausgewogenheit zwischen den Stimmen, etwa 70 an der Zahl, auszeichnete, zu erreichen . Anspruchsvoller Kammermusikabend im Alten Theater Das Orchester, sicher vom Dirigenten sk'yr In der Reihe „Junge Künstler stellen sich vor" am Montag, 21. September, waren zwei Instrumentalisten zu hören, deren Programm und Spiel durch eine besondere Note gekennzeichnet war. Ma- theos Kariolou, a uf Zypern geboren und Violinschüler in Moskau und Wien, ist den virtuosen Geigern zuzurechnen. Aus- drucksstark in der Kantilene, perfekt in Intonation und Technik, zeigt er beson- ders bei virtuosen Stücken sein bravourö- ses Können. Im überaus abwechslungs- reichen, originellen Programm beweist er gute Kenntnis und stilvolles Interpreta- tionsvermögen der verschiedensten Mu- sikstile. Die Sonate in D-Dur von G. F. Händel, als Eröffnungsstück gespielt, be- stätigte ihn als soliden Geiger, welcher die einzelnen Sätze kontrastreich und mit der nötigen Würde vorträgt. Die Sonate e- Moll , KV 304 von W. A. Mozart, die fünfte der „Mannheimer Sonaten", musi- zierte er klangschön, fast zurückhaltend. Im Caprice Basque op. 24 des großen spanischen Virtuosen Pablo de Sarasate, 1844 in Pamplona geboren, 1908 in Biar- ritz gestorben, zeigte er überzeugend seine technische Brillanz. Das Stück, gespickt mit allen geigerischen Möglichkeiten und technischen Finessen, erfuhr eine glänzen - de Wiedergabe. Mit der Sonate Nr. 3, op . 108 von Johannes Brahms, 1889 entstanden, wurde der zweite Teil eröffnet. Die Schwermut, Innerlichkeit, rhythmisch und melodisch ausgewogen konzipiert, welche dem_ d- Moll-Stück eigen ist, brachte der Geiger vortrefflich zu Gehör. Das Cantabile in D-Dur des Geigen-Hexenmeisters Nicolo Paganini, 1782 in Genua geboren, verstor- ben 1840 in Nizza, wird von tiefer Beseelt- heit getragen. Mit der grandiosen Zapate- ado in A-Dur von Sarasate schloß das stürmisch beklatschte Programm, · dem noch zwei ruhige Zugaben folgten. Die großartige Leistung des Solisten wäre aber kaum möglich gewesen, hätte er nicht in der Pianistin Michiko Otsuka eine kongeniale Partnerin zur Seite gehabt. Ihr wunderbar sanfter Anschlag, das feine Anpass ungsvermögen im Zusammenspiel der Instrumente ermöglichten den hervor- ragenden Gesamteindruck. Daß es ihr an solistischen Fähigkeiten nicht mangelt, be- wies die Pianistin vor allem in der Brahms-Sonate, in der sie das Schwerge- wicht zu setzen hatte. Aus Fukushima/ Ja- pan stammend, lebt sie nach Klavierstu- dien in Tokio und Wien seit 1973 in unserem Land. Die Bekanntschaft mit bei- den Künstlern wurde zu einem tiefen Erlebnis für die Zuhörer. J. F. 15/351
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