Amtsblatt der Stadt Steyr 1981/9
Neue Bilche Maler und Fotograf Harald Sterk: ,,Bilder österreichischer Landschaft. " Der Wandel unserer Umwelt in der Gegenüberstellung von malerischer und fotografischer Interpretation. Fotos von Willy Puclmer. 96 Seiten, 64 Farbbil- der, 24 x 29 cm, Leinen, S 440.-, MOL- DEN VERLAG. Die Landschaftsmalerei gehörte durch Jahrhunderte zu den klassischen Diszipli- nen der Kunst: als eine Form der Erschlie- ßung der Natur durch den Menschen. Das hat sich im 20. Jahrhundert grundlegend geändert. Für die neuere Kunst ist die Landschaft kein brennendes Thema mehr ; dennoch erfreut sich das Landschaftsbild im Wohnzimmer, gleichsam als Fenster in die Natur, noch immer ungebrochener Beliebtheit; in einer Zeit, in der immer mehr Landschaften durch den Menschen zerstört werden, oft als verlogenes Idyll unversehrter Landschaften, die es kaum noch gibt. A~er auch die Landschaftsbil- der früherer Jahrhunderte sind, im Gegen- satz zu den Vorstellungen, die viele Men- schen von ihnen haben, meistens keine naturalistisch getreuen Wiedergaben vor- gefundener Landschaften. Dennoch lie- fern uns viele von ihnen Anhaltspunkte dafür, wie Landschaften einst ausgesehen haben. In diesem Buch werden österreichische Landschaftsbilder vom späten Barock bis zur Gegenwart mit Fotos der gleichen Motive, die möglichst vom gleichen Stand- ort aufgenommen wurden, den der Maler wahrscheinlich eingenommen hat, kon- frontiert. Die Gegenüberstellung von Ge- mäldeproduktion und Fotografie bietet die Möglichkeit, einerseits die Umsetzung der vorgefundenen Landschaft durch den Maler zu kontrollieren, andererseits ihre Verwandlung durch Eingriffe des Men- schen zu registrieren. Auf diese Weise wird es möglich, die Umwandlung von Landschaft in doppelter Hinsicht zu erle- ben: durch ihre künstlerische Interpreta- tion und durch die Geschichte. In einem ausführlichen Textteil werden am Beispiel wichtiger Stationen der euro- päischen Landschaftsmalerei die grund- sätzlichen Probleme der Landschaftskunst hera usgearbei tet. Schönheit der einfachen Formen Paul Feller/Fernand Tourret: ,,Werk- zeug aus alter Zeit. " 224 Seiten mit 110 farbigen und vielen schwarzweißen Abbi l- 28/328 dungen . 25 mal 29,5 cm, Leinen , DM 78.-, BELSER VERLAG. Werkzeug aus alter Zeit - ein großes und fesselndes Thema, das seinen unge- wöhnlichen Reiz aus der Tatsache herlei- tet, daß Instrumente des täglichen Ge- brauchs, Handwerksgerät, dessen Form von der Funktion bestimmt wird, in ihrer Einfachheit von großer Schönheit sein können. Die hier ausgewählten Beispiele sind nach diesem Gesichtspunkt zusam- mengetragen. Hämmer, Äxte, Beile, Ho- bel, Zangen und Sägen, Feilen, Schrau- benzieher, Kellen, Meißel , Bohrer und Scheren. Werkzeuge aus vier Jahrhunder- ten werden in exemplarischen Beispielen präsen tiert - in großformatigen, farbigen Abbildungen, detailgetreu und material- gerecht von Klaus Grünewald fotografiert, die von großer plastischer Wirkung sind; handgreiflich nahe erscheinen geradezu die einzelnen Stücke. Paul Feiler und Fernand Tourret sind die Textautoren. Feller, einer der bedeutendsten Sammler von Werkzeugen in Europa, der schon mit grundlegenden Arbeiten über das Hand- werk hervorgetreten ist, hat auch die schönsten Stücke seines Werkzeugm_u- . seums zur Verfügung gestellt. Fernand Tourrets Text zeigt die Wechselwirkung zwischem dem Menschen und seinen Werkzeugen auf, fundiert die Bilder mit Fakten aus der anthropologischen und kulturhistorischen Siebt des Wissenschaft- lers und gibt damit dem Buch jene Stich- haltigkeit, die man von einem Sachbuch hohen Anspruchs erwarten darf. Zeugnisse künstlerischen Gestaltungswillens Helmut Nemec: ,,Alpenländische Volks- kunst." 240 Seiten mit 242 Farbfotos. Verlag KRENMAYR & SCHERIAU. Dieses Buch stellt in Text und Bild eine Einladung dar, eine in großen Teilen un- wiederbringlich dahingegangene Welt neu zu entdecken oder deren Kenntnis zu vertiefen : das weite Gebiet volkstümlichen Kunstschaffens, das im heutigen Betrach- ter ganz spontan eine unbestimmbare Sehnsucht wachruft. Dabei ist es keines- wegs eine heile Welt, die sich in den Werken der Volkskunst darstellt - war doch das Leben der Handwerker und Bauern zumeist von der Sorge um die Sicherheit der unmittelbaren Existenz ge- prägt. Was also ist es, das uns aus diesen Zeugnissen des künstlerischen Gestal- tungswillens der Menschen früherer Jahr- hunderte so unwiderstehlich anspricht? Vor allem anderen wohl die Tatsache, daß wir es in der Volkskunst mit Werken zu tun haben, die noch aus der Einheit des Menschen mit seiner Arbeit wie mit der ihn umgebenden Natur erwachsen sind. Das beginnt bei Haus und Hof: ob wir die hochgelegenen Gehöfte der freien Bauern Tirols oder die in die karge Umgebung geduckten Waldviertier Dreiseithöfe be- trachten, stets werden wir von der Harmo- nie von Bauwerk und Landschaft beein- druckt sein und erkennen, daß sich im Haus zugleich auch die Seele des bäuer- lichen Menschen offenbart. Ist uns von diesen Zeugnissen einer ursprünglichen - Volksarchitektur infolge einer wahren Bauwut der letzten Jahr- zehnte auch allzuviel verlorengegangen, so konnte vom volkstümlichen Mobiliar doch manches gerettet werden. Und so gibt heute nicht selten eine kunstvoll geschnitz- te Truhe, ein farbenfroh bemalter Kasten oder auch ein einfach gefügter Tisch oder Stuhl der mit allem Komfort ausgestatte- ten Großstadtwohnung erst jene Ruhe und Behaglichkeit, deren ihr Bewohner so dringend bedarf. Neben solchen Prunkstücken sollten wir jedoch nicht vergessen, daß sich der Wille zur künstlerischen Form im Volke dort am aussagekräftigsten manifestierte, wo der bäuerliche Mensch für sich selbst bzw. für seine unmittelbare Umgebung produzier- te: in seinem Arbeitsgerät wie in den Geschenken an die Liebste. Solches im sogenannten Hausfleiß hergestellte Klein- gerät war wesentlicher und liebevoll ge- hegter Bestand eines bescheidenen Wohl- standes . Spricht man von Volkskunst, so denkt man unwillkürlich an den Bauern als allei- nigen Träger der damit verbundenen Tra- dition. Tatsächlich haben aber auch die Handwerker einen wesentlichen Beitrag hierzu geleistet: Vom schmiedeeisernen Fensterkorb über federbestickte Gürtel bis zu prachtvoll en Fayencen besitzen wir reiche Zeugnisse ihrer hochstehenden Kunst. Das Leben des bäuerlichen Menschen war eingebettet in eine tiefe Frömmigkeit, die in einer Unzahl von Objekten ihren künstlerischen Ausdruck fand: neben dem Kruzifix stehen die an heidnische Rituale erinnernden Votivgaben, neben christ- lichen Andachtsbildern die verschieden- sten glückbringenden und unheilabweh- renden Zeichen, Amulette und Talismane. Und wie der Alltag, waren auch die Feste des bäuerlichen Menschen an den biologi- schen Rhythmus der Natur gebunden; Anlässe zum Feiern bringen - außer dem Ablauf des kirchlichen Kultjahres - vor allem Sonnenwende, Frühlings- und Herbstbeginn sowie die mächtigsten Zäsu- ren im Leben des einzelnen: Geburt, Krankheit und Tod. Vom Patengeschenk bis zum Totenbrett spannt sich hier der Bogen der Außerungen volkstümlichen künstlerischen Gestaltens. Wahrzeichen der Landschaft Reinhard Worschech: BILDSTÖCKE. 160 Seiten, 142 SW-Fotos, 8 Farbtafeln, 25 Zeichnungen von G. F. Koller, 19,5 X 23 cm, Leinen, DM 39.80, ROSENHEIMER- Verlagshaus. Kunstvoll, in ihrem Ursprung oft rätsel- haft, sind die Bildstöcke, die man im deutschen und österreichischen Raum, scheinbar wahllos in der Landschaft ver- streut, heute oft noch entdecken kann. Bisher wurden diese Flurdenkmäler als stumme Zeugen der Volksfrömmigkeit ge- würdigt. Heute besinnt man sich auf ihren Schutz, weil ihr Bestand gefährdet ist. Das Wetter und menschliche Unachtsamkeit, ja mutwillige Zerstörungslust, haben die- steyr
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