Amtsblatt der Stadt Steyr 1981/9

Berichte Seite, der fremden bayrischen Besatzung und später des Habsburgerischen Landes- herrn gegen ehemalige Freunde und Mit- bürge r, unmenschliche Behandlung der Witwen und Kinder der sich mit den Bauern 1626 solidarisch erklärenden und daher hingerichteten Steyrer Bürger, die Beschlagnahme des Eigentums zur Auffül- lung eines ausländischen Geldsäckels und dann die zwangsweise Emigration, die den wirtschaftlichen Ruin Steyrs zur Folge ha tte, von dem sich die Stadt erst nach fas t 100 Jahren erholen sollte . Der zweite Teil der Ausstellung geht über das Jahr 1648 hinaus, dem Ende des großen Völkerringens , des Dreißigj ährigen Krieges , der nur am Anfang religiöse Ur- sachen und Antriebe hatte. Im Westfäli- schen Frieden wurde zwar der Augsburger Religionsfrieden von 1555 wiederherge- stellt, doch die Auseinandersetzungen zwi- schen den beiden Religionen gingen, wenn auch vermindert, weiter. Die Evangeli- schen waren weiterhin Verfolgungen aus- gese tzt. Ich möchte hier nur auf die 1000 Salz- burger Untertanen des Jahres 1685 ver- weisen, durchwegs Dürrnberger Berg- knappen, die nach Deutschland und Ame- rika gingen. Die große Emigration 1731 , genau vor 250 Jahren, unter Bischof Leo- pold Anton von Firmian, wo 22.000 Men- schen, ein Fünftel der Salzburger Landes- bewohner, ihre Heimat, durchwegs den Pinzgau und Pongau , verlassen mußten und einem ungewissen Schicksal in Ost- preußen, in den Niederlanden, in Ungarn und Siebenbürgen, im amerikanischen Georgia entgegengingen. Auch die „Land- ler", das heißt die Bewohner des Landes Oberösterreich , wanderten aus, wurden in einigen deutschen Orten Siebenbürgens angesiedelt, haben aber doch gegenüber den Siebenbürger Sachsen bis zur Gegen- war t viele Züge ihrer Eigenart erhalten. Steyr Porlrät des Graf Adam von Herberstorff, der 1625 das Patent erließ, daß bis Oslern 1626 alle im Land ob der Enns katholisch sein müßien, wer nicht katholisch sei, müsse das Land verlassen. Yor dem Bild eine Verseh- lalerne und ein A ufbah,:ungskreuz aus 1588. Das Kernstück der Josephinischen Ge- se tzgebung waren die kirchenpolitischen Maßnahmen, vor allem das Toleranzpa- tent vom 13. Oktober 1781. Joseph der II. war überzeugter Katholik, das hinderte ihn jedoch nicht, aus Erwägungen des staa tlichen Interesses und auch im Sinne des humanitären Denkens seines Jahrhun- derts das Prinzip der religiösen Duldung zu vertreten. Diese Verordnung gewährte größeren Gemeinschaften der nichtkatho- li schen Christen, den Lutheranern, den Calvinern und den Griechisch-Orthodo- xen bürgerliche Gleichheit mit der katho- ]jschen Bevölkeru ngsmehrheit wie Kultus- freiheit. Ein gewisser Vorrang der rö- misch-kathofüchen Konfession blieb wei- terhin durch einschränkende Bestimmun- gen beim Kirchenbau aufrecht, doch konnten sich evangeli sche Gemeinden nun offe~. organisieren. Im Raume des heutigen Osterreich entstanden ca. 50 To- leranzgemeinden, durchwegs im Bereich des späteren Burgenlandes und in Kärn- ten. Das Toleranzpatent __ charakterisierte den Beginn einer neuen Ara der österrei- chischen Kirchenpolitik, die schließlich über das Protestantenpatent 1861 zur völ- ligen Gleichberechtigung aller anerkann- ten Religionsgemeinschaften führen sollte. Wie diese Ausstellung nur Hinweiset geben kann, so war es auch mir nur möglich, wenige Akzente, der an unzäh- ligen Einzellleiten überreichen Geschichte dieses Zeitabschnittes zu bringen. " Bereits zur Eröffnung der A usstellung konnte Bürgermeister We iss viele Interessenten begrüßen. 15 /3 15

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2