Amtsblatt der Stadt Steyr 1981/8

Kammermusikalische Sternstunde Der Geiger Thomas Christian, in al- len Disziplinen des Violinspieles perfekt, bewältigte seine Aufgabe mit spieleri- scher Eleganz und technischer Bravour ohne Aufdringlichkeit. Mit Raphael Wallfisch als Cellisten hatte er einen kongenialen Partner. Sein Spiel auf dem herrlichen, klangvollen Instrument war hinreißend. Das Zusammenspiel der beiden bestätigte ihre große Meister- schaft. Walter Kamper, Sohn des ersten Geigers des ehemals berühmten Kam- per-Kwarda-Streichquartetts aus Wien, vervollkommnete vom Klavier her den Gesamtklang. Als Vertreter der Wiener Klavierschule zeigte er alle Vorzüge ver- innerlichten, technisch überragenden Spieles. Ob bei melodischer Führung, in begleitenden Passagen oder Unisonosät- zen, stets hatte er den passenden An- schlag parat. Seine unauffällige Füh- rung ermöglichte den hervorragenden Gesamteindruck. Das Kammer- konzert vom Don- nerstag, 23. Juli, im Alten Theater Steyr, veranstaltet vom Kulturamt der Stadt in der Reihe „Musikalischer Sommer 1981", wurde zu einem musikalischen Er- lebnis allerersten Ranges. Die Gäste, erstmals in Steyr konzertierend, hat- ten Spitzenwerke für Klaviertrio auf dem Programm: das zweite Klavier- trio in Es-Dur, Solisten von hohem Rang: der Geiger Thomas Christian. op. 100, DV 929, 1827 von F . Schubert geschrieben, und das erste Klaviertrio in H-Dur, op. 8 (1854) in der Fassung von 1891 von Johannes Brahms. Einen herr- licheren Kontrast zwischen Früh- und Spätromantik, wienerischer Melodiense- ligkeit und herber, norddeutscher Ge- fühlshaltung, hätte man sich gar nicht wünschen können. Beiden Werken wur- de eine Interpretation zuteil , die man Serenade im Dunklhof In der Reihe „Musikalischer Sommer 1981", veranstaltet vom Kul turamt der Stadt Steyr, fand sich am 7. Juli die schon viele Jahre durchgeführte Serena- de im Dunklhof. Das freundliche Wetter begünstigte den Abend im reizvollen, mit viel Grün bewachsenen, alten Hof. Das Programm, im musikalischen Teil Mozart gewidmet, in den lyrischen Ein- lagen der Romantik zugeeignet, hat er- freulich viele Zuhörer angelockt. Das Streichquartett Hans Fröhlich musizier- te stimmungsvoll. Ernst Czerweny war diesmal in besonders guter Form, sein Cello gab dem Klangfundament die nötige Fülle. Karl Heinz Rag] (Bratsche) und Ludwig Mich] (2. Violine zeich- neten sich durch überaus fein abge- stimmtes Zusammenspiel aus . Leider fiel die 1. Violine des öfteren hörbar aus dem sonst einheitlichen Rahmen. Mit dem Streichquartett C-Dur, KV 170, 1773 komponiert, wurde die Serenade eröffnet. Es folgte das Flötenquartett D-Dur, KV 285, vom Jahr 1777. Marina Landerl erwies sich erneut als ausge- zeichnete Flötistin mit schwebendem Ton, empfindsamen Vortrag und be- achtlicher Technik. Die drei Streicher assistierten ihr ambitioniert und klang- schön . Das Streichquartett in A-Dur, Foto: Ebenhofer ohne Übertreibung als vollkommen be- zeichnen darf. Die wunderbare Ge- schlossenheit im Zusammenspiel, eine präzise Gestaltung aller feinsten Nuan- cen, Gegensätze zwischen lyrischen und dramatischen Passagen, vor allem aber die klangliche Übereinstimmung zwi- schen den Instrumenten wurden zu ei- nem beglückenden Erlebnis höchster Musikkultur. ~' Die Zuhörer, erfreulicherweise recht zahlreich erschienen, waren ergriffen und begeistert. Rauschender Beifall be- lohnte die denkwürdige Leistung des Trios. Mit dem Notturno in Es-Dur, DV 897 von 1827 von Franz Schubert als Zuga- be, wiederum hinreißend musiziert, klang die musikalische Sternstunde aus . J. Fr. • 1 Sehr gut besucht war die Serenade im Dunklhof Foto: Hartlauer das fünfte der „Großen Streichquartet- Zigeuner" von N. Lenau (f802 bis 1850) te" , 1785 geschrieben, beendete den mu- wurden besonders eindrucksvoll dekla- sikalischen Beitrag. miert. Den tiefsten Eindruck hinterließ Zwischen den einzelnen Werken und das Gedicht „Mein Herz, ich will dich Sätzen sprach Frau Dora Dunkl in ge- fragen" von Fr. Halm (1806 bis 1871). wohnt klarer Deklamation, ausdrucks- Mit dem Gedicht „Verborgenheit" war starker Gestaltung und mit der erforder- Ed . Mörike ( 1804 bis 1875) vertreten. liehen Emotion geschmackvoll ausge- Als Abschluß außerhalb der Romantik wählte Lyrik der Romantik. Zu Wort war eine Probe von A. Gryphius (1616 kamen J. v. Eichendorff (1788 bis 1857) bis 1664) aus dem Lied „Auf, waches mit „Der alte Garten" , ,,Mondnacht" Herz, bedenke" zu hören . und „Nacht" ; Johann Georg Jacobi Den Darbietungen wurde vom auf- (1740 bis 1814) wa r zu hören mit „An merksam zuhörenden Publikum reicher die Liebe" und „An Cloe". ,,Die drei Beifall zuteil. J . Fr. 41/297

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