Amtsblatt der Stadt Steyr 1981/8

Neue Bilche Die künstlerischen Phänomene Japan~ Danielle und Vadim Elisseff: JAPAN - Kunst und Kultur. Aus dem Französi- schen von Hedwig und Walter Burkhart, Axel Küchle, Monika Marutschke und Brigitte Weiß. Großformat 24,5 X 31 cm, 636 Seiten mit über 780 Illustrationen, darunter 176 vier- oder fünffarbigen Ab- bildungen auf Kunstdrucktafeln. Gebun- den in Leinen mit vierfarbigem Schutzum- schlag _und Schuber, DM 290.-, Verlag HERDER. Japan hat im Lauf seiner Geschichte immer wieder in hohem Maße Anregun- gen von der chinesischen Kultur empfan- gen. Da der Weg teilweise über Korea führte, spielt auch dessen Einfluß in der frühen japanischen Kunst eine wesentliche Rolle. Dieser großangelegte Band zeigt jedoch, daß aus den Anregungen, die die japanische Kunst vom Festland empfing, Kunstwerke entstanden, die ihren Urbil- dern durchaus gleichwertig sind. Darüber hinaus kommt die japanische Natur aber immer wieder zum Durchbruch und bringt Kunstrichtungen und Stile hervor, die man als einmalig und typisch japa- nisch einstufen muß. Es gehören dazu die eigenartigen Figuren aus dem japanischen Neolithikum oder die ganz anders gearte- ten Tongeräte und Figuren der Turnulus- Zeit. Mit den Yamato-e, der typisch japa- nischen Genremalerei der ausgehenden Heian-Zeit (12. Jh.), deren charakteristi- schen Merkmale noch in den Farbholz- schnitten des 18. und 19. Jahrhunderts auftauchen, wird dem Beschauer dieses Bandes die klassische Epoche Japans na- hegebracht. Die großen Querrollen mit ihren Bildergeschichten aus dem Hofleben u. a. vermitteln darüber hinaus einen höchst lebendigen Einblick in das tägliche Leben aller Stände. Sie zeigen z. B. auch die Paläste und andere Bauwerke, die die Zeiten nicht überdauert haben. Nur we- nige, aber um so großartigere Beispiele altjapanischer Holzarchitektur, blieben er- halten, wie die berühmte Halle der Träu- me des Horyuj i bei Nara. Die außeror- dentliche Begabung japanischer Künstler für den Umgang mit Holz zeigt sich in der buddhistischen Plastik wie auch in der höchst realistischen Darstellung des Men- schen und nicht zuletzt in der Entwicklung einer Maskenkunst von großer Ausdrucks- kraft (No-Spiele). Allen diesen künstlerischen Phänome- nen von ihrem kultur- , religions- und geistesgeschichtlichen Hintergrund gehen 34/290 Danielle und Vadim Elisseeff in ihren neun Kapitel umfassenden Essay nach: Die Kultur im Ablauf der Jahrhunderte / Die Architektur/ Die Götter / Die Porträts / Die Personen und ihr Bildnis / Die Natur und ihre Umsetzung / Literarische Themen und ihr künstlerischer Ausdruck / Japan und das Ausland / Japan und das angeneh- me und friedliche Leben/ Töpferei und Keramik. Dieser Essay wird im doppelten Sinne des Wortes „illuminiert" durch 176 vier- farbige , zum Teil sogar fünffarbige , groß- formatige Kunstdrucktafeln, einige davon ausklappbar. Viele dieser Farbbilder sind von großer Suggestionskraft, beispiels- weise jene, die vergoldete Buddha-Figuren oder drohende Himmelswächter zeigen. Gold spielt bei vielen dieser Abbildungen eine dominierende Rolle, z. B. auch bei den prächtigen Wandschirmen und Schie- betüren, Figuren und Porträts, auf Papier und Seide gemalt, Tuschzeichnungen und Landschaftsgemälde mit figürlichen Dar- stellungen setzen in diesem hervorragend gedruckten Farbbilderteil besondere Ak- zente. Gerne verweilt der Betrachter auch bei den Gartenbildern, den Pagodentür- men, Palästen und Schlössern. Wie bei allen ARS ANTIQUA-Bänden folgt ein umfangreicher Dokumentations- teil mit über 360 Schwarzweißabbildun- gen . Die Querrolle „Die vier Jahreszeiten" von Sesshu wird auf einer Ausklapptafel in diesem Werk zum erstenmal vollständig wiedergegeben. Tafelserien, die u. a. Ge 0 mälde, Bilderrollen, Keramiken, Bronze- spiegel, Masken, Rüstungen, Lackarbei- ten, bemalte Porzellanplatten und -krüge sowie Stoffe zeigen, fordern zu interessan- ten Stilvergleichen auf. Ausführliche Bild- erklärungen und eine Beschreibung von 79 Fundorten, illustriert durch 224 Fotos, Zeichnungen, Pläne und Grundrisse, schließen sich an. Den Abschluß bilden schöne Beispiele japanischer Kalligraphie und Abbildungen von Stein- und Sand- gärten. Im letzten Teil des Werkes werden Herrscher und Staatsmänner, Bildhauer, Maler, Töpfer, Schriftsteller, Mönche, Phi- losophen sowie Meister der Teezeremonie in Kurzbiographien vorgestellt. Zeittafeln, Glossar, Bibliographie und Register run- den das Werk ab. Die Verfasser: Vadim Elisseeff (geb. 1918 in Petrograd), ist seit 1956 Chefkon- servator der Museen für Kunst und Ge- schichte der Stadt Paris. Während des Krieges französischer K ulturattache in China. 1949/ 50 Direktor französisch-japa- nischer Kulturinstitute in Tokio und Ky- oto. Lehrtätigkeit in Paris an der L'Ecole du Louvre u. a. , Generalbevollmächtigter zahlreicher Ausstellungen für Kunst, Ar- chäologie und Geschichte in Paris , im In- und Ausland. Veröffentlichungen: ,,L'Asie de 400 a 1300"; ,,Archeologie japonaise" ; ,,La Civilisation de la Chine Classique" u. a. Zahlreiche Ehrungen und Auszeich- nungen . - Danielle Elisseeff, Sinologin, seit 1976 Lehrtätigkeit (Chinesische Kunst und Historiographie) ; eigene Veröffentli- chungen und in Zusammenarbeit mit ihrem Mann V. Elisseeff. Sie ist maßgeb- lich am vorliegenden Band beteiligt. Das Bürgerhaus in der Stadtlandschaft Horst Büttner / Günther Meißner: BÜR- GERHÄUSER IN EUROPA. 360 Seiten, 280 Abbildungen, davon 65 vierfarbig, 24 x 27 cm, Leinen, DM 89.-, KOHL- HAMMER VERLAG. Die beiden Autoren beschreiben in die- sem reich illustrierten Bildband die Ge- schichte des europäischen Bürgerhauses seit dem 12. Jahrhundert. Sie folgen den Stilepochen Romanik, Gotik, Renaissan- ce, bürgerlicher Realismus im. 19. Jahr- hundert und untergliedern nach den ver- schiedenen Typen des bürgerlichen Wohnbaues in den einzelnen europäi- schen Ländern und nach den Gestaltungs- varianten des Bürgerhauses als Stätten des Wohnens, des Gewerbes und des Handels. Zudem beschreiben sie Stadtlandschaften, in denen Bürgerhäuser mit dem silhouet- tenbestimmenden öffentlichen Gebäuden zu eindrucksvoller Einheit und Größe ver- schmolzen sind. Im umfangreichen Bild- teil wird die Gesamtentwicklung der Ge- schichte des europäischen Bürgerhauses mit seinem gesamten Typenreichtum und seinen vielfältigen regionalen Gestaltungs- formen einprägsam vorgestellt. Aus dem Kosmos der Farben DER GEIST DER FARBE - KARL GERSTNER UND SEINE KUNST. Her- ausgegeben von Henri Stierlin, mit einem Vorwort von Johannes Gross. 224 Seiten mit zahlreichen erläuternden Abbildungen und Zeichnungen, gebunden mit SchUtz- umschlag, DM 88 .-, QEUTSCHE VER- LAGSANSTALT. Seit Adolf Hölzel und Johannes Itten hat sich kein Künstler in Mitteleuropa mehr so intensiv mit der Farbe auseinan- dergesetzt wie Karl Gerstner - nicht nur in seinen Bildern, sondern auch in seinen Schriften. DER GEIST DER FARBE ist nicht nur der Titel seines neuen Buches, sondern auch eines Essays, den Karl Gerstner zu Goethes Farbenlehre ge- schrieben hat. Er verleiht ihr eine uner- wartete Aktualität, indem er sie als eine Mythologie von Goethes eigenster Art interpretiert. Im Kern erhält sie eine Wahrheit sui generis - jenseits von objek- tiv falschen oder richtigen Fakten. ,, In der Empfindung der Farbe und im Erken- nen der ihr zugrunde liegenden Gesetze erschließen sich allgemeine Urzusammen- hänge des Lebens." In diesem Goethe- Satz kann man ein Leitmotiv der Kunst von Gerstner erkennen. Seit er Bilder macht, ist die Farbe sein eigentliches Medium. Sein Thema: die Genauigkeit der Empfindung. Er exJ?lo- riert es systematisch von der Entwick- lungsgeschichte und der Psychologie her. Die Bilder, die aus diesen Prozessen her- vorgehen, versteht er als Modelle aus dem Kosmos der Farben ; schlüssig in ihrer Struktur, sinnlich / sittlich in ihrer Wir- kung. Neben dem Titel-Essay enthält das Buch die wichtigsten bereits publizierten Essays von Karl Gerstner. Dazu kommen einige unpublizierte, darunter das „Far- swyr

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