Amtsblatt der Stadt Steyr 1981/7
A n die große Tradition der Steyrer Wildwasservormachtstellung knüp- fen nun wiederum einige jugend- liche Nachwuchstalente an und treten in die Fußstapfen ihrer großen Vorbilder. War die Zweiflüssestadt durch die Welt- meister Gerti Vock-Pertlwieser, Kurt Preßlmayr, Hans Schlecht und Othmar Eiterer ein Begriff im internationalen Wildwassersport, so machen neuerdings einige mutige „Wellenreiter" von sich re- den. Der 19jährige Werner Haiberger (ATSV Steyr) hat schon zum zweiten Male die WM-Fahrkarte erpaddelt. Mitte Juli vertritt er Österreichs Farben in Bala (England) sowohl im Einzelbewerb als auch mit Gerhard Wegscheider (Braunau) und Stefan Kramer (Graz) in der Mann- schaftsregatta. Der Doppelweltmeister Hans Schlecht war stets sein Trainer und hat ihn vom elfjährigen Hobbypaddler in seinem Sog zum Meisterfahrer gemacht. Der Wettstreit mit den Besten der Welt belohnt seinen großen Trainingsfleiß und seine immense Kraftkammerarbeit. Als Steyrer Paddler bei der Weltmeisterschaft ! ?jähriger Mannschaftsbenjamin war er vor zwei Jahren schon bei der WM, hatte im Vorjahr etwas zurückgeschaltet und hat heuer neuerdings den Anschluß an die Spitze erreicht. „Wir drei sind mitsammen nur 51 Jahre alt!" strahlten die neuen Slalom-Mann- schaftsstaatsmeister Christian Schreiner, Holger Kerb! und Werner Steinwendtner von Forelle Steyr und dis_tanzierten auf der Erlauf als Jugendliche Osterreichs Sla- lomspezialisten. Kurz darauf erneuerten sie ihren Erfolg bei der Landesmeister- schaft in Hinterstoder. Kein Wunder, sie sind quasi seit dem zehnten Lebensjahr im schaukelnden Boot auf den gischtenden Gebirgsflüssen aufgewachsen. Lehrmeister waren ihre „Meisterväter": Herbert Schreiner, Olympiateilnehmer 1952 in Helsinki im Kajak-Einer, Bruno Kerb!, 13facher Staatsmeister im Kanadier-Zwei- er, und Dipl.-Ing. Gottfried Steinwendtner als erfolgreicher Kajakfahrer. Beide Steyrer Vereine, Forelle und ATSV Steyr, sind nach ihrer aufopfernden und vorbildlichen Jugendaufbauarbeit wiederum im Gespräch und haben den Ruhm der .nationalen Wildwasser-Mei- sterehren wiederum nach Steyr zurückge- holt. Obwohl die beiden Vereine durch ein gesundes Konkurrenzstreben naturgemäß zum sportlichen Gegner werden, zeichnet sie ein gutes Verstehen und Aushelfen mit Kampfrichtern bei Wettkämpfen aus . Am besten ist die Kameradschaft in St. Pan- kraz ersichtlich, wo Paddler beider Ver- 12/232 Bild oben: Werner Steinwendtner Bild rechts: Christian Schreiner Fotos: Steinhammer eine im gemeinsamen Trainingszentrum mitsammen wohnen und auch trainieren. Darauf sind die beiden Sektionsleiter Hel- mut Glaser (ATSV) und Bruno Kerb! (Forelle) stolz. Die Vereinssituation beider Klubs ist jedoch völlig verschieden geartet. Bei Forelle hatte man zur Glanzzeit von Weltmeister Kurt Preßlmayr verabsäumt, einen Nachwuchs heranzubilden, so daß nach Preßlmayrs Abgang eine große Lük- ke klaffte. Bruno Kerb! und Herbert Schreiner begannen dann mit dem Aufbau des Nachwuchses , der jetzt in die Lorbeer- ränge kommt. Das gesamte Forelle-Wild- wasserkapital liegt also bei der Jugend. Die „Forellen" sind im Bootshaus in Mü- nichholz zu Hause und haben durch zwei Jahre das „Weiße Band" für die meisten Trainingskilometer erpaddelt. Sie fuhren mit 23 .000 km also um die halbe Erde. Der ATSV Steyr erstarkte erst im letzten Jahrzehnt durch Weltmeister Hans Schlecht, der einige Fahrer förmlich mit- riß. Der Schwerpunkt der 25 Aktiven liegt jedoch im Gegensatz zu Forelle in der allgemeinen Klasse. Der Verein freut sich ganz besonders über die zentrale Boots- hauslage gegenüber der herrlichen mittel- alterlichen Ennskaifassade. Beide Vereine nehmen _gerne Jugendliche auf. Interes- sant, wie sich die Lernzeiten ändern. Wäh- rend heute fast jeder kleine Knirps die Eskimo-Rolle perfekt beherrscht und an schwierigsten Stellen nach Kenterungen „aufdreht", beneiden sie manche alte ,,Hasen" , die wohl viele Pokale und Me- daillen errungen haben, doch die Eskimo- Rolle erst spät zur Krönung ihrer Lauf- bahn erlernten. Der Grund hiefür ist im Wintertraining im Steyrer Hallenbad zu suchen, wo technische Finessen geübt wer- den. „Am 18. Juli lade ich zwischen 13 und 18 Uhr alle Interessenten zu einer Fitneß- fahrt ein", bittet Sektionsleiter Helmut Glaser alle Wassersportler zum Bootshaus zu einer Bootsfahrt auf der Enns. F. L. sieyr
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