Amtsblatt der Stadt Steyr 1981/6

Kultur- Kammerkonzert für die Jugend D as Konzert des Kammerorchesters Steyr am 23 . Mai, veranstaltet vom Kulturamt der Stadt, welches im vollbe- setzten ·Alten Theater stattfand, zeichnete sich vor allem durch ein abwechslungs- reiches Programm aus. Es gab instruktive Eindrücke aus verschiedenen Stilepochen und eignete sich von der Programmwahl her besonders als Wegweiser für die Ju- gend. Prof. R. Nones hat mit dem 16 Musiker umfassenden Streicherensemble wie im- mer gründliche Studienarbeit geleistet. Der Gesamtklang wirkte voll und tonrein, die Technik, auch der jüngeren Geiger, war beachtlich, das Zusammenspiel hö- renswert. Versierte Stimmführer waren zur Stelle, was dem Dirigenten die Möglich- keit gab, seine Intentionen zu verwirk- lichen. Eingeleitet wurde der Abend mit der „Simple Symphonie" für Streichorchester von Benjamin Britten (1913 - 1976). Die- ses viersätzige Werk, aus der frühen Schaf- fensperiode des englischen Komponisten stammend, erfreut neben markanter Rhythmik durch lyrische Partien, haben doch ihre Themen als Herkunft englisches Volkslied und Volkstanz. Mit dem Concerto g-Moll op . 12/ l von Antonio Vivaldi (1678- 1741) bekam die junge Geigerin Edith Riess (Musikschule Klasse Fröhlich) erstmals Gelegenheit, öf- fentlich zu konzertieren. Weicher, klang- schöner Ton, gute Technik und saubere Intonation zeichnen ihr Spiel aus. Von den drei Sätzen hinterließ das Adagio den stärksten Eindruck. Das etwas reduzierte Begleitorchester, sicher vom Dirigenten geführt, hätte allerdings manchmal de- zenter sein dürfen. Felix Mendelssohn- Bartholdy (1809 - 1847) schrieb in den Jahren 1821 bis 1823 zwölf Streichersym- phonien. Die Nr. 9 in C-Dur von 1822, anläßlich einer Schweiz-Reise der Familie geschrieben, beweist, wie hellhörig der Dreizehnjährige für die alpenländische Volksmusik war. Im Trio des 3. Satzes klingen Jodler und Kuhreigenmelodien an. Glanzpunkt des Werkes ist jedoch der 2. Satz, in dem die viergeteilten Geigen den tieferen Streichern überaus reizvoll gegenübergestellt werden. Es gab reichen, verdienten Beifall des beeindruckten Pu- blikums für den genußvollen Abend. J. Fr. 14/198 Rhythmus und Be- wegung sind bei den russischen Künstlern eine har- monische Einheit. Festliches Musizieren D u mußt das Leben nicht verstehen, dann wird es werden wie ein Fest" hat Rilke einmal gesagt. Solche festlichen Stunden, solches Genießen ohne nach dem Grund zu fragen , kann man in Steyr schon erleben; ob es nun eine Serenade im Dunklhof ist oder eine stimmungsvolle Aufführung im alten Stadttheater - oder ein Konzert des Madrigalchores in der Michaelerkirche. Zum zwölften Male bildete heuer diese ehrwürdige Kirche, die immer mit den Begriffen von Kunst und Wissenschaft eng verknüpft war, von der wir wissen, daß bei der Grundsteinlegung 1635 ein eigenes barockes Drama geschrieben und aufge- führt wurde, den Rahmen für ein festliches Konzert. Scheinwerfer holen die hellen Deckenfresken der Apsis ins Licht, streifen die vergoldeten Gitter der Altane und verweilen auf den Begleitengeln des HI. Michael. Darunter ist der Chor aufgebaut, viele junge Gesichter, gar nicht so unähn- lich den oben abgebildeten himmlischen Heerscharen. Gleich ist jedenfalls die Hin- gabe, die Intensität des Gesanges. Hier sind Härten der Probenzeit schon über- wunden, hier sind frohes Musizieren, frei - er Ausdruck und strahlender Klang. Natürlich bedingt ein solcher Rahmen die darin aufgeführten Werke. Zwischen dem barocken Zierat der Kirche nisten noch Klänge von Mozarts „Requiem", Händels „Messias" und Haydns Schöp- fungsgeschichte , vom Madrigalchor in den letzten Jahren aufgeführt. Heuer erfüllte am Abend des 30. Mai die Klangpracht des „Dettinger Te Deums" von G. F. Händel den Raum. Dieser gewaltige Lob- gesang, aus Anlaß des Sieges von Oettin- gen 1743 in London uraufgeführt, enthält herrliche Chöre, lyrische Stellen der Ge- sangssolisten (Brigitte Ladenbauer, Alt, Rudolf Gassner, Tenor, und Friedrich Of- ner, Baß) und siegreiche Trompeten (Blä- ser des Brucknerkonservatoriums, Linz) . Kein anderes Werk ist in seinem festlichen Charakter für diese Kirche besser geeig- net. Auch Händels Orgelkonzert op. 4 Nr. 4 in F mit dem selten aufgeführten „Alleluja-Chor" am Schluß paßt in den Raum, besonders wenn es von einem Könner wie Johann W. Hübl gespielt wird. Mühelose Brillanz auch bei den Solo- violonen in J. S. Bachs Konzert für zwei Violinen und Orchester in d, BWV 1403, gespielt von Günter und Eckhard Seifert, Mitglieder der Wiener Philharmoniker. Das Orchester der Aufführung war das Linzer Kammerorchester, die Gesamtlei- Steyr

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