Amtsblatt der Stadt Steyr 1981/4

Berichte______ Frühjahrs- konzert der Stadtkapelle I m sehr gut besuchten Stadttheater Steyr gab die Stadtkapelle Steyr am Sonntag, 22. März, ihr schon traditionelles Früh- jahrskonzert. Das bunt gemischte Pro- gramm bot weitgestreute Literatur, jeder Besuche r konnte sich sein bevorzugtes Stück auswählen. Die 52 Musiker der Blaskapelle boten wiederum eine erlesene Leistung. Nach kleinen Ungenauigkeiten in den ersten Stücken kam souveräne Sicherheit, reine Irt~nation und präzises Zusammenspiel zwischen den einzelnen Bläsergruppen. Vor allem die dynamische und rhythmische Akzentu_(erung fiel be- sonders auf. In den vielen Ubergängen bei Ouvertüren und Potpourris präsentierte sich das Orchester meisterlich. Prof. R. Nones beherrschte seinen großen Klang- körper souverän, mit ihm kann er alle seine Vorzüge und Fähigkeiten voll entfal- ten, was ihm durch die mustergültige Dis- ziplin der Musiker wesentlich erleichtert wird. C. M. v. Webers „Freischütz"-Ouvertü- re eröffnete das Konzert. Wenn man sich vom ori ginalen Opernorchesterklang frei- macht, wird auch dieses Arrangement zum musikalischen Erlebnis. Der Walzer „An der schönen blauen Donau " vo n J. Strauß folgte. Obwohl er vorzüglich interpretiert wurde, gilt auch hier das oben Gesagte. Erster Höhepunkt war die Wiedergabe der Ouvertüre „Broadway - Show - Stop- pers" von Warren Barker. Klangschön musiziert, wirkte die rhythmische Perfek- tion besonders eindrucksvoll und hinrei- ßend. Im zwe iten Teil erklangen in drei Blocks Werke verschiedenster Art. Die Ouvertüre „Gut geplant" von K. Derntl erwies sich als überaus gutes, dankenswer- tes Stück. Die Stadtkapelle musizierte en- gagiert und wirkungsvoll. In die Fi lmwelt früherer Tage führte das Potpourri „Erfol- ge" nach Melodien von F. Grothe, dem Altmeister populärer Filmmusik. Die „Brinpolka" von K. Hulak, eine echt böhmische Komposition für Konzert- aufführung, gab im Trio besonders den Hörnern und Trompeten Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Im Robert-Stolz-Potpourri „Die ganze Welt ist himmelblau" gab es ein begeistert aufgenommenes Wiederhören bekannter und beliebter Melodien dieses großen Meisters der heiteren Muse . Aus der Taufe gehoben wurde der Marsch „Widmung an Steyr Unter der Leitung von Theodor Guschlbauer bot das Linzer Bruckner-Orchester am 9. März im Stadttheater eine hochkarätige Interpretation der Tondichtung „Also sprach Zarathustra " von Richard Strauss. A ls Solist des Konzertes für Flöte und Orchester (in der Fassung des Violinkonzertes) begeisterte Wolfgang Schulz mit einer Spontanität des Musizierens, die zutiefst berührt. Foto: Hartlauer Steyr" von Mrs. Jane Malson , Mitglied der Stadtkapelle Kettering, den diese anläß- lich ihres vorjährigen Besuches der Stadt- kapelle widmete. Die gute Arbeit in echt amerikanischer Art verfehlte ihre Wirkung nicht. Der bekannte „Sternenbanner" - Marsch von J. Ph. Sousa, überaus tempe- ramentvoll vorgetragen, beschloß den offi- ziellen Teil. Zum 75. Geburtstag des seit 1947 bei der Stadtkapelle Steyr wirkenden Euphoniumbläsers Josef Sattler wurde dem verdienten Musiker vom Vereinsob- mann der G lückwunsch der Kapelle mit einem Ehrengeschenk ausgesprochen, dem sich der Dirigent persönlich anschloß. Mit stürmisch erklatschten Zugaben, zwei Märschen von Sepp Tanzer und A. Jurek, endete das eindrucksvolle Blaskonzert. J. F. Schreckensvisionen von Hunger und Gefressenwerden ,,Der Kühlschrank" (Uraufführung) und „Der Zoo" von Franz Josef Heinrich im Alten Stadttheater Die Linzer Kleinbühne „Literatur im Scheinwerfer" unter der Regie von Hel- mut H. Ecker brachte zwei Einakter als Beispiele absurden Theaters. Jedes er- schreckend in seiner ausweglosen Konse- quenz, die ins abso lute Nichts führt. - Dramatiker des Absurden ha lten sich für literarische Einzelgänger, und dennoch haben ihre Werke eines gemeinsam: sie ze igen mit feinfühligen Antennen an, was ".Yeltweit in der Luft liegt, die Sorgen und Angste des gegenwärtigen Menschen . Ein weißer, gähnend-leerer Kühl- schrank auf weißem, kahlem Hintergrund, zwei weißgekleidete Männer, der eine als Ankläger, der andere zum Schuldigen ge- stern pelt. In ihrem zerfleischenden Dialog stehen sie stellvertretend für die künftige Menschheit, die am Ende ihrer Existenz ange langt, in den selbstverschuldeten, un- ausweich lichen Abgrund stürzt: der weiße Kühlschrank wird zum schwarzen Sarg. Eine eindrucksvolle Darstellung, die am stärksten durch die beklemmende Mono- tonie des Bildes wirkt. Die Schuldfrage jedoch scheint etwas zu simpel gestellt. Die Überbevölkerung hat sicher teil am leergegessenen Kühlschrank, betrifft je- doch nur die dritte Welt; in Europa ist gerade die Geburtenbeschränkung das 23/135

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