Amtsblatt der Stadt Steyr 1981/4

ruht auf wuchtigen Baumstümpfen. Dar- auf sind die Ambosse und die anderen notwendigen Geräte angebracht, wobei jeder Arbeitsplatz zur Herstellung einer anderen Nageltype eingerichtet war. An den Wänden sind Werkzeuge und Zubehör, alles von den Nagelschmieden selbst angefertigt, zur Schau gestellt. Ne- ben verschiedenen Nageleisen und Häm- mern zur Erzeugung der „Mauseköpfe" sind auch noch alte Bohrgeräte zu sehen , mit denen der Schmied in fünf- bis acht- stündiger Arbeit ein Loch durch ein Na- geleisen bohren mußte. Die Einrichtung wird durch eine Mustertafel, auf welcher alle vom Betrieb erzeugten Nageltypen ausgestellt sind , vervollständigt. Der Ar- beitsvorgang wird durch eine Reihe von Halbfabrikaten erläutert. Um einen Nagel zu erzeugen, waren fünf Arbeitsgänge notwendig, bei denen auch die Anzahl der Hammerschläge festgelegt war. Um fünf Uhr morgens begann das monotone, bis sieben Uhr abends dauernde Tag- werk. Die Tagesleistung betrug je nach Nageltype zwischen achthundert und ein- tausendachthundert Stück pro Schmied. Zuerst mußte das Rohmaterial angespitzt und dann auf die erforderliche Länge ausgehämmert werden. Nachher erfolgten die Herstellung der Rohform des Nagel- kopfes sowie das Einkerben und Abbie- gen des Werkstückes, damit es leichter vom Rohling zu trennen war. Über dem Nageleisen wurde dann die gewünschte Kopfform des Nagels ausgeschmiedet. Am Wochenende oder bei Bedarf wurden die Nägel gezählt, zum Verkauf in selbst- angefertigte Hüllen verpackt und zum Versand gebracht. Mit der Einrichtung der Nagelschmiede hat das Heimathaus Steyr nicht nur ein neues Ausstellungsobjekt erhalten, son- dern vor allem damit ein traditionsreiches Handwerk vor dem Vergessenwerden be- wahrt. Der Nagelschmiede wurde eine Bauernschmiede angeschlossen, um so steyr BLICK INS HEIMATHAUS auch diese früher allgemein übliche, nun- mehr kaum mehr zu findende Kleinwerk- stätte der Nachwelt zu erhalten. Die Bauernschmie- de (im Bild oben) stammt aus der Unterlaussa. Mit großem handwerk- lichen Geschick formten Bauern auf solchen Anlagen Eisenwerkzeuge, die sie bei der täg- lichen Arbeit benö- tigten. Im Bild vor- ne das„ Treib- herndl': ein speziel- les Werkzeug der Bauernschmiede. - Kunstvoll gearbeite- tes Detail eines Blasbalgs. 21 /133

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