Amtsblatt der Stadt Steyr 1981/3

Berichte Musikalische Raritäten für Blockflöte und Gitarre D er Kammermusikabend des K ultur- amtes der Stad t Steyr am Mittwoch , 18. Februar, im gut besuchten Dominika- nersaal trug den Stempel des Besonderen . Man hörte musika li sche Raritäten für Blockfl öte und G ita rre . Johannes Mast nak und Wo lfgang Jungwirth, beid e zur Zeit a ls Lehrer am Brucknerkonservatorium Linz tä ti g, bilden ein hochmusikali sches , technisch ebenbürtiges und in der Vor- tragsweise gleichwertiges Duo. Ihr fein aufeinander abges timmtes Spiel bewährte sich bei jedem Stück. Das Programm, weit ges treut und viel- fältig , umfaßte Originalwerke a us vier Jahrhunderten. Da es sich um Komposi- ti onen teils ka um bekannter Meister han- delte, war es besonders begrüßenswert, daß die beiden Musiker kurze Erlä ute- rungen zu den einzelnen Stücken spra- chen. Der Abend wurde eröffnet mit einer Canzon,a von G irolamo Frescobaldi , dem großen Orgelmeister, und der Sonate a- Moll von Diogenio Bigaglia, wobei man das exakte Zusammenspiel bereits hören konnte . Die „Za"mbra granadina" von Isaac Albeniz, von F. Tarrega für Gitarre eingerichtet, ga b dem Gitarristen W. J ungwi rth Ge legenheit zu solistischem Der Wehrgraben im Bummerlhaus Zeichnungen, Schichtenpastelle und Collagen von Friedrich Gradisnik- Texte von Hans Dieter Mairinger Leider war die Ausstellu ng nur bis 25. Feb ruar zu sehen, leider, denn sie war se henswert, und die Texte, die Hans Dieter Mairinger vo rtrug, waren hörenswert. Friedrich Gradisn ik, Jahrgang 1948, er- lebte seine Jugend in Steyr, und „erl ebte" den Wehrgraben. Das Wo rt „erlebt" wird abs ichtlich wiede rholt, um darzutun, daß sich der Künstler nicht mit Gefä lligem, Beiläufigem befaßte, sondern mit festem Stri ch und Härte hinter der scheinbaren Zartheit se iner Bleisti ftze ichungen, uns den Wehrgraben zeigt, mit seinem Wasser, se in en Holzbrücken und dem morb id en Rei z seiner Häuser. Künstl er werden im- mer wiede r von dieser Gegend berührt, die inmitten der explodi erenden Stadt, bescheid en und still , mit einem kleinen Tisch im Hausgä rtchen (Bleis ti ftze ichung 1980), ged uldi g wa rtet. Eindrucksvoll -be- drücke nd die Eisengi tter, die bei Gradis- ni k immer wiederkehren , vie ldeutige Vi- sione n . .. (Schichtenpastell ). In seinen Coll agen weis t er auf ; lte Industri eprod ukte hin und stellt mit die- sen kraftvollen Objektb ild ern vordergrün - dig dar, was, angedeute t, nicht bemerkt wü rd e, auf die Tradition des Weh rgra- bens. (Ma nche se hen sie nu r im Verfall, andere atmen sie mit der Luft.) Bei den Mundartdichtungen von Hans Dieter Mairinger, Jahrgang 1943 , kann man wirk- steyr li eh von „Dichtung" sprechen, denn er verd ichtet die Gedanken, Wünsche, Äng- ste der Menschen , die im Wehrgra ben lebe n, in scheinbar einfacher Sprache so, daß man begreift, hintergründig lächelt oder von Wehmut befallen wird . Bei der Ausstellungseröffnung wurde das Buch „WEHRGRABEN - Dokumen- tation - Vision" mit Bildern von Friedrich Dieter Mairinger schrieb die Mund- artgedichte für das Weh rgraben-Buch; im Bild neben ihm Friedrich Gradis- nik. Fo10 : Kranzmay r Vortrag, den er eindrucksvoll gesta ltete . Besonders in teressant war „La Tombeau" von Henri Tomasi , in der eine provencali- sche Weise für Einha ndfl öte und Tambou- rin (reizvoll durch die G itarre erse tzt) erklang. Es war ein schönes Beispiel süd- französischer Volksmusik. Drei kurze Prä- ludien für Gitarre von Fra nci sco Tarrega folgten. Mit der K la ngreih enmusik 1981 von Prof. Otto Sulzer, für die Ausführen- den geschrieben, schloß der erste Teil. In den fünf Sätzen führt der Komponist die Erkenntnisse von Matthias Hauer und Othmar Steinbauer klanglich weiter. Der Instrumenta lwechsel des F lö ti sten ermög- licht differenzierte Klangeffekte, gebro- chene Akkorde und atonale Passagen in der Gitarre se tzen den Kontrast. Im le tz- ten Satz (Tanz) wird ntan an Bruckner (3. Sinfonie, 4. Satz, 2. Thema) erinnert. Die Uraufführung fand herzlichen Beifall. Mit der „Fantasia en Echo" von Jacob van Eyck zeigte J. Mastnak sein solisti- sches Können. Die „Amarilli mia bellas" von Hans M. Linde führte in modernste Gefilde. Eine Melodie von Giulio Caccini , abgewandelt nach Eyck, erhielt von Linde ein technisch überaus schwieriges Kleid. Drei F lötisten (G. Himmelbauer, U. Dorf- ner und M. Oman) wurden zusätzlich aufgeboten. Die fünfsä tzige Suite in G - Dur von Ludovico Ronca!Ji erfuhr durch den Gi ta rristen ei ne meisterhafte Interpre- tation . J. F. Grad isnik und Texten von Hans Dieter Mair inger präsentiert. Ein sehr schöner Band , herausgegeben vom Verlag Wil- helm Ennstha ler, sachkundig a ufbereitet von Hans Widrich , Pressechef der Salz- burger Festspiele, Mitglied der österreichi- schen Kunstkommission. Großes Interesse an der Ausstellung und viel spontane r Beifall während der Lesung. D. D . 15 / 95

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