Amtsblatt der Stadt Steyr 1981/3
Kultur- Diese Bilder bringen verborgene Sinngehalte zum Vorschein. In ihrer zeichenhaften Beredsamkeit erheben sie Einspruch gegen die Eindimensionalität einer rationalisierten Welt. Foto: Hartlauer K äme man a ls unwissender Be- schauer in diese Ausstellung, könnte man meinen, ein Meister sei auf Motivsuche gegangen und präsentiere hier die besten seiner Arbeiten. Nun sind es aber Schüler, die wohl unter der Anleitung hervorragender Lehrer, letztlich jedoch allein auszogen, um schauen und sehen zu lernen. Das Ergebnis läßt in vieler Hinsicht staunen. Die Jugend bewies einen unbeirrbaren Blick für das gültig Schöne, für wesent- liche Dinge in Architektur und Handwerk, die uns berühren und betroffen machen; die unseren eigenen Blick schärfen für eine Umwelt , die für unser Wohlempfin- den entscheidend ist. Türen und Fenster aus Holz oder Eisen, unterteilt und geglie- dert, so daß unser Auge nicht abrutschen kann ; man findet überall Halt: an Tür- klinken, -klopfern, -knöpfen, an vorge- wölbten Erkern , muschelförmigen Becken , an ausladenden Schildern , gebauchten Nummerntafeln. Drei Regentonnen aus un gewöhnlicher Perspektive, ein gußeiser- ner Badeofen mit einer emaillierten Waschschüssel in einer Art Stilleben ver- eint und der Müllabfuhr trotzend, eine buntbeschmierte Wand, ein einsamer Ha- ken auf weißem Mauerwerk. - Man sollte diese Fotj)s nicht als nostalgische Impres- sionen sehen, vielmehr a ls deutliches Ja zu den lebensnotwendigen Werten der Ver- gangenheit, als dringenden Appell_ an eine äquivalente moderne Architektur, neben Zweck und Funktion auch dem mensch- li chen Urbed ürfnis nach ästhetischem Wohlbefinden nachzugeben. Dir. Dr. Karl Mayer begrüßte freudig die zahlreichen Besucher (darunter viel Prominenz) und verwies mit Stolz auf seine Schüler und seine beiden Kunsterzieher Prof. Heribert Mader und Prof Wolfgang Kodada (den Ga lerieleiter). Landesrat Winetzhammer, Baureferent der oö. Landesregierung, be- tonte das Verdienst der Schüler, die die Finanzierung dieser Fotoaktion mit dem Ertrag eines hauseigenen Schulfestes er- möglicht haben. Prof. Mader sprach vom materialistischen Denken unserer Zeit, in der alles mit Zahlen ausgedr ückt werde; um so wichtiger sei es für den jungen Menschen, sich erhöhter Erlebniswerte be- wußt zu werden, die nicht mit Geld zu Schüler des BG Steyr zeigen verborgene Schätze unserer Stadt in der Fotogalerie 7-Stern kaufen sind. - Die Besucher aus Steyr und anderswo zeigten großes Interesse an den großformatigen Fotos, und einige wechsel- ten den Besitzer. Viele Steyrer rätselten über den Standort einzelner Ausschnitte und Details ; sollten sie jahr(zehnt)elang an diesen schönen Dingen blicklos vorbei- gegangen sein? Die Ausstellung läuft bis 31. März. Die Ga lerie 7-Stern ist Montag bis Freitag von 8 bis 15 Uhr geöffnet. M. Kr. UNBEMERKTES wächst nicht auf Beton 14/ 94 steyr
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