Amtsblatt der Stadt Steyr 1981/2

anläßlich einer Soiree im Alten Stadttheater von Veronika Handlgruber-Rothmayer Wunderbar vollendet im großen Festjahr, heimgekehrt nach wechselndem Schicksal wieder zur Berufung früherer Jahre, Menschen Freude zu schenken, steht in neuer Pracht das Gebäude an der schmalen Gasse, die das barocke Schloß ver- bindet mit dem gotischen Dome auf der anderen Seite. Einst zu Gottes Ehre erbaut, als Kirche für die frommen Frauen des Zölestiner Ordens, war sein Schicksal schon hundert Jahre später besiegelt. Aufgehoben wurde das Kloster, ähnlich vielen and'ren. Kurz schon danach vernimmt man, daß die Stadt das Ordenshaus samt der Kirche käuflich erworben. Ein Geschenk der Nachbargemeinde Garsten - eine erste Bühnenausstattung - bringt die Wende. Festvorstellung durch Laien: Steyr hat ein Theater!. Feierlich eröffnet man schließlich, nach dem von Fürst Lamberg geförderten Umbau, anno siebzehnhundertsechsundneunzig die erste Spielsaison Steyrs. An die Direktoren von Wanderbühnen werden gegen Zahlung von Pachtzins nunmehr Spielgenehmigungen erteilt. Es folgen glanzvolle Jahre. zuraten 6150 Bis der zweite Weltkrieg das kleine Theater, das so vielen Freude bereitet hatte, unerbittlich zwang, seine Pforten ohne Aufschub zu schließen. Wie in vielen Bereichen auch hier ein Wunder: Steyr hatte bald eine Nachkriegstruppe, und man spielte vor vollen Reihen in der Berggasse wieder. Manche Künstler, die damals auf Steyrs Bühne standen, feiern heute in den vertrauten renovierten Räumen mit uns ein frohes Wiederbegegnen. Doch zurück noch einmal zu den Geschicken uns' res alten Hauses. Es war jetzt eine rege Laiengruppe, die sich Applaus und Lorbeer verdiente. Denn die Namen so mancher „Prinzipale", Mimen, Sänger, die in der Eisenstadt wirken, findet man an größeren Bühnen wieder, klingende Namen. Wer verbindet heute noch Schikaneder oder Anzengruber mit unser'm Theater? Daß die große Sandrock einst hier gastierte, weiß kaum mehr jemand. Unvergessen aber für viele: jenes Burgtheatergastspiel, bald nach dem Kriege, Ewald Baisers packender Faust in Goethes herrlichem Gleichnis. Mehrmals wurden Bühne und Haus im Lauf der Jahre gründlich erneuert. Doch die Kosten überstiegen immer schon alle Einspiel- summen beträchtlich. Auf den Pachtzins mußte verzichtet werden. Subventionen wurden gewährt, wie heute! Nur mit ihrer Hilfe gelang es den Bühnen fortzubestehen . Arger Feind der Künste: Die Notzeit nach dem ersten Weltkrieg. Kino und Rundfunk machten Konkurrenz den Ensemblen. Trotzdem ging der Spielbetrieb weiter. Dann der Ruf nach Gastspielen großer Häuser. Linz besaß schon damals sein Landestheater, das sich als Provinzbühne weithin besten Rufes erfreute. eru unger

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