Amtsblatt der Stadt Steyr 1981/2

Zu einer Begegnung mit Erinnerungen wurde die Abendvorstellung am 2. Februar im Alten Theater an der Promenade. Die vom Kulturamt der Stadt Steyr und dem ORF-Landesstudio Oberösterreich veranstaltete Soiree führte Künstler zusa mrnen, die nach dem Krieg 1945 in Steyr wieder mit dem Theaterbetrieb begannen und von dieser Bühne aus ihren künstlerischen Aufstieg starteten: Marianne Schönauer. Gottfried Treuberg, Steyrs erster Theaterdirektor nach dem Krieg, der Dirigent Dr. Leopold Mayr und Kurt Sobotka. Bürgermeister Franz Weiss konnte bei dieser Soiree Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Wirtschaft begrüßen. In einem Rückblick erinnerte Weiss an die zweihundert Jahre alte Theatertradition des Hauses: ,, Es hat uns allen, die wir der älteren Generation angehören, sehr leid getan. als aus Sicherheitsgründen 1958 der Theaterbetrieb eingestellt werden mußte", sagte Bürgermeister Weiss, ,,es wurde 4/ 48 • • • oaee • mehrmals versucht, dieses Haus zu erneuern, es fehlte aber immer am Geld und es mußte das Jubiläum 1000 Jahre Steyr kommen , damit jene Initiativen gesetzt werden konnten. für die der Steyrer Verständnis aufbringt". Die in zweijähriger Bauzeit durchgeführte Erneuerung kostete 29 Millionen Schil1ing. ,,Wir haben nun ein Haus", sagte Weiss, ,, in dem die intime Atmosphäre der Vergangenheit erhalten wurde, wir sollten so oft wie möglich die Veranstaltungen hier besuchen, weil es da noch diesen Kontakt gibt, den der Künstler auf der Bühne braucht , den das Publikum von der Bühne her spüren so ll, gerade in jenem Maß, das den künstlerischen Genuß beso nders fördert." Durch das Programm des Abends führte als Moderator Helmut H. Ecker, Johannes Wetzler dirigierte das Linzer Salonorchester. Althea Bridges, Ursula Kaliske, Ernst Schütz und Lorenz Myers sangen Arien aus den Operetten „Die Fledermaus", ,,Die Zirkusprinzessin", ,,Der Bettelstudent", ,,Der Zarewitsch" und ,,Die lustige Witwe". Zwischen den musikalischen Vorträgen erzählten die Künstler ihre Erinnerungen vom Aufbau des Theaterbetriebes in Steyr nach dem Krieg. Das Stadttheater Steyr wa~ nach 1945 die erste Berufsbühne m Oberösterreich, die den regelmäßigen Spielbetrieb aufnahm. Gottfried Treuberg, der damalige Theaterdirektor, sagt heute über diese Zeit: ,,Unsere Gagen reichten gerade für das tägliche Brot. An mehr war nicht zu denken. Auch mußten wir alles selber machen - Kulissen, Kostüme etc. , Subventionen gab es natürlich damals noch keine, doch die Steyrer lohnten unsere Bemühungen mit ihrer Treue." In der ehemaligen Turnhalle an der Pachergasse inszenierte Treuberg im Sommer 1945 den „Fidelen Bauer". Der russische Stadtkommandant hob auf Bitten Treubergs die Ausgangssperre auf.

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