Amtsblatt der Stadt Steyr 1981/2

Neue Bilche Gang durch sechs Jahrhunderte europäischer Kunstgeschichte G ROSSE GEMÄLDEGALERIEN IM DEUTSCHSPRACHIGEN RAUM. Heraus- gegeben von Erich Steingräber, 606 Se iten, 344 Farbtafeln, 24 X 31 cm. Leinen, DM 128, Hirmer-Verl ag. Diese r Band breitet di e Schätze der bedeu- tenden öffentli chen Gemäldegalerien in der Bundesrepublik Deutschland und in beiden Teilen Berlins, in der DDR, Liechtenstein, in der Schweiz und in Österreich aus. Ein Orbis pictus von faszinierendem Reichtum führt Hauptwerke der Malerei aus der Zeit des Mittelalters bis ins 20. Jahrhundert auf 344 großformatigen Tafeln vor Augen. Jedes der vo rgestellten Bilder, mit denen sich 180 der berühmtesten Ma le rnamen verbinden, wird großartig beschri eben. Selten werden Bildin- halte in so brill antem Stil interpretiert. In den Da rstellungen der Sammlungen, seien sie fürstlichen oder bürgerlichen U rsprungs, von a lter Tradition getragen oder das Werk mo- dernen Mäzenatentums , werden Charakteri- stika und künstl e ri sche Akzente der Galerien erkennbar und ve rständlich. D as Buch spiegelt die ganze Vielfa lt abendländischer Malerei, ihren unerschöpf- lichen Themenvorrat und ihre besondere Fähigkeit zu ständigem Wandel. Der Gang durch sechs Jahrhunderte europäischer Kunstgeschichte - durch die Spannungsfel- der von Traditi on und Modeme - mach t deutlich, was diese Kunst durch alle Epochen verbindet: die immerwährende Suche nach neuer Form, neuem Ausdruck, neuer Sicht- barkeit. Die drucktechnische Wiedergabe der Bilder ist von hohe r Qualität. Kampf gegen Ausbeutung Helmuth Schneider (Hrsg) : GESCHICH- TE D ER ARBEIT. Vom alten Ägypten bis zur Gegenwart. 463 Seiten, 58 DM, Verlag Kiepenhauer & Witsch. Wie wenig überhaupt Geschichte a ls eine Geschichte der Arbeitenden begriffen wurde, ist nachzulesen in Schulbüchern, Reise- und Kunstführern, wissenschaftlichen und popu- lä rwissenschaftlichen Geschichtswerken, die so alt noch nicht sind . Dort waren es die H aupt- und Staatsaktionen großer Männer, die scheinbar das Weltgeschehen bestimm- ten. Erst in den letzten J ahren hat sich das Interesse an der modernen Arbeitswelt, aber a uch an der Arbeitswelt vergangener Epo- chen verstärkt. Dies führte zu einer intensi- ve n politischen und sozialwissenschaftlichen Diskussion ; di e Lage der arbeit end en Bevöl- kerung wird ni cht mehr wie noch in den fünfzige r und sechziger Jahren vor allem an 28/72 den ste igenden Einkommen und der zuneh - menden Freizeit, sondern auch an den Ar- beitsbedingungen gemessen. An der gegenwärtigen Diskussion in der Bundesrepublik Deutschland, deren Inhalte weitgehend auch für Österreich gültig sind, beteili gten sich in starkem Maße Sozialwis- senscha ftler und Histori ker. Dies findet se i- nen Niederschlag in dem vo rli egenden Buch. Di e Autoren geben einen Ü berblick über die Entwicklung der Arbeit und der Arbeitsbe- dingungen sowie über di e soziale Lage der arbeitenden Bevölkerung von den frühen Hochkulturen bis zur heutigen hochindu- striell en Gesellschaft im K ap ita lismus wie im Sozialismus. Beschrieben wird auch ihr Kampf gegen Ausbeutung, um ihre Exis tenz, um eine Verbesse rung ihrer Situation. Die Krise des europäischen Denkens Georg PICHT: ,,Hi er und Jetzt: Philoso- phieren nach Auschwitz und Hiroshima. " 424 Seiten, Le inen, 48 DM , Verlag Klett-Cot- ta . Nach zehn Jahren legt Georg Picht wieder eine Aufsatzsammlung vor. Ihr Titel verweist auf die Einheit von Phil oso phie und Politik, die Leben und Schriften des Verfassers be- stimmt. Die Verantwortung des Geistes e r- weist sich nur, wenn a n der furchtbaren Wirklichkeit dessen nicht „vorbeigedacht" wird, was die Namen Auschwitz und Hiroshj - ma symbolisie ren. Wir leben im Zeitalter der Folterungen und Genozide ; wir leben im Atomzeitalter. Die Kri se des europäischen Denkens, die gleichzeiti g eine Krise des euro- päi sch geprägten Staates, der überkommenen Rechtssys teme und der mode rnen Wissen- schaft ist, bilde t den Hintergrund aller neun- zehn Studien, die in fünf Kapitel geordnet sind . Das erste enthält vier Aufsätze über „anthropol ogische Grundlagen des Rechts und der Ethik". Eine fundamenta le Kritik von Anthropologie übe rhaupt entfalten di e drei Arbeiten des zweiten. Das dritte Kapitel stellt drei Philosophen vor: Sokrates, Heideg- ger, Adorno ; ein Essay deutet Bildung als Reflex von Philosophie. Das vierte Kapitel „Zum phil oso pruschen Verständnis von Sprache" interpretiert Sprache mit Hilfe transsprachlicher Phänomene: Bachsehe Mu- sik, Evolution. Das fünfte legt unter dem Titel „Zeit und Sein" Un tersuchungen zur Fundamentalontologie - über Energeia bei Aristoteles, Akt und Sein bei Schelling, die Einheit der drei Kriteri en von Kant , ,,Di e Zeit und Modalitäten" und den „Begriff des Fortschritts" vor. Als E inleitung dient dem Band ein knapper Essay, der die Aufgabe der Philoso phie skizziert. Den Schluß bildet eine Betrachtung über „Theorie und Medita- tion", in der die Möglichkeit eine r neuen Weise zu phil osoprueren ausdrücklich zum Thema gebracht wird. Georg Picht, 1913 in Straßburg geboren, ist Professor (em.) für Religionsphilosophie und Leiter der Forschungsstätte der Evangeli- schen Studiengemeinschaft in Heidelberg. In den letzten Jahren hat sich se ine publizisti- sche Tätigkeit auf Fragen der Infrastruktur- politik in der modernen Gesell schaft und Probl eme der dritten Welt verlagert. Die Geheimnisse von Erde und Feuer Georges Ramie: PICASSO KERAMIK. 25 ,7 x 26 ,5 cm, 292 Seiten, über 750 farbige und schwarzweiße Abbildungen, gebund en, mit Schutzumschlag, 98 F ranken , BENTEL- LI- Verlag, Bern. Das vorliegende Buch von Georges Ramie, dem Freund und Mitarbeiter der Jahre 1947 bis 1973 in Vallauris, illustriert das kerami- sche Werk Pi cassos, zeigt Unikate, gravierte Stücke, von denen mehrere vorhanden sind, und Stücke, die nach Originalen des Künst- lers hergestellt wurden . In Vallauris , dem kleinen südfranzösischen Töpferdorf, in der alten Werkstatt der Ra- mi es „erlag Picasso mit unendlichem Ver- gnügen der bewußt oder unbewußt se lbst provoz ierten Versuchung, in die Geheimnisse von E rde und Feuer einzudringen ... Und bereits ein Jah r später ga b er Pa ri s, seine Gewohnheit en, seine Freunde auf, ve rnach- lässigte Pinsel, Stifte, Stichel und ve rtiefte sich entschlossen in d ie neue Aufgabe" . Auf se hr persönliche und fast behutsame Weise erzählt der Auto r vom gemeinsamen Arbei- ten, vom Abenteuer, vom Menschen Picasso und „der wahren Furie rastloser Aktivität" gegen überzustehen. ,, Picassos keramisches Werk ba ute sich mit seiner Ausdrucksfülle wie ein wunde rsames Un iversum a ur ', me int Ramie , ,,doch sehr sch nell fand der Zauber- lehrling den Weg zum Fluß, um ihm die magischen Worte zu sagen , die die erregten Zauberfluten a ufschä umen lassen ... " Val - la uris wurd e zum Zentrum künstl erischen Kreierens und geisti ger Regsamkeit, denn die Freunde Braque und Chagall , Henri Matisse, Mir6, Cocteau, Paul Eluard und Preve rt , Char lie Chaplin , Le Corbusier, Arthur Ru- binstein , Andre Malraux und viele mehr kamen, um dem F reund Achtung zu er- we ise n. Doch wie gegenwä rtig Picasso a uch wirkte, ,, blieb er der einsam Schaffende, übe rraschte er immer durch diese Verschlos- senh eit, mit der er gleichzeitig teilnahm und sich abson derte. " Ramie hat dieses Buch auch als Lob der Freundschaft empfunden. Er hat aber a uch ein bedeutendes Zeugrus abgelegt für eine Schaffensperiode Picassos, die seinem Spät- we rk ein neues Ges icht gegeben ha t. Die biologischen Ursprünge menschlichen Verhaltens Dieter E. Zimmer: UNSERE ERSTE NA- TUR. 351 Seiten, gebunden, DM 32, Kösel- Verlag. Nach der heute besonders in den Sozial- wissenschaften vorherrschenden Meinung ist das menschlich e Verh a lten nicht durch na- türliche Anlagen bestimmt , sondern einzig das Ergebnis von E rziehung und Umwelt. Dieser Meinung widersprechen Verhaltens- forscher wie Konrad Lorenz und Desmond Morris oder neuerdings die Soziobiologen . Sie haben dokumenti e rt, daß es unabhängig von jeder kulturellen Verschiedenheit ge- meinsame Verhaltensweisen bei a ll en Men- schen gibt. Dieter E. Zimmer hat das Wissen der Biologen über Ursprünge und Formen unserer Verhaltensweisen zusammengefaßt, wobei er den Leser erstmals rrut schwer zugänglichen amerikanischen Quellen be- kannt macht. Er beschreibt die verschi edenen Signale der Körpersprache , wie Lächeln, Weinen , Grüßen, Errö ten. Er verfolgt die Entstehung unse rer Sprache zurück zu ihren Ursprüngen bei den Menschenaffen. Er untersucht die Herkunft von Grundfiguren unseres Verhaltens.: den biologischen Sinn unserer ve rlä ngerten Jugendphase, unse res Erkundungsdranges, der Mutter-Kind-Bezie- hung, der Geschlechterunterscruede, der be- tonten Sexualität, der Rangordnung, des Re- steyr

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