Amtsblatt der Stadt Steyr 1981/2

Neben den vielen protektionistischen Maßnahmen, die die freie Marktwirt- schaft hemmen, sind es auch die in den einzelnen Ländern stark verschiedenen Sozialgesetzgebungen, die den Wettbe- werb verzerren. Man kann nicht von einem freien Wettbewerb und einer Chancengleich- heit reden, wenn in einem Land an durchschnittlich 252 Tagen und in ande- ren Ländern nur 200 Tage gearbeitet wird. Es ist sicherlich kein Zufall, daß gera- de Japan , welches über keinerlei Roh- stoffvorkommen verfügt, aber den ge- ringsten Sozialaufwand hat, in den letz- ten zehn Jahren in der optischen Indu- strie, in der Eisen- und Stahlindustrie, im Schiffsbau, in der Zweirad- und jetzt auch in der Pkw-Industrie, zur Nummer l am Weltmarkt geworden ist. Wenn dieser divergierenden Entwicklupg - es liegen ja weitere Forderungen vor - nicht Einhalt geboten wird, dann bin ich hinsichtlich der industriellen Zukunft unseres Landes pessimistisch. Vielleicht rührt der allgemeine Pessi- mismus auch daher, weil offensichtlich das sozialpolitische Bestreben eigene Dy- namik entwickelt hat. Wie sonst wäre es möglich, daß sich bei einer kürzlich geführten Umfrage die Mehrzahl der Befragten eher für die Reduzierung der Sozialleistungen als für eine Beitragser- höhung aussprach. Nachdem der Bund aber bereits 1981 trotz Kostenverschiebung rund 24,8 Mil- liarden Schilling zu den Pensionen zu- schießen muß und sich die Summe jähr- lich weiter erhöht, ist eine Beitragserhö- hung in Form von Steuer- und Sozialbe- lastung unausbleiblich. Mackenroth, ein Begründer der wis- senschaftlichen Erforschung der Sozial- politik, kam zu dem Schluß, es gibt nur eine Que11e allen sozialen Aufwandes: das laufende Volkseinkommen. Wenn wir nun einen Blick auf die Verteilung des laufenden Volkseinkom- mens werfen, so können wir feststellen, daß der Sozialaufwand 28 Prozent, inklu- sive Bildungswesen bereits 43 Prozent aller Bundeseinnahmen in Anspruch nimmt. Nicht gerechnet das Budget für die Bundesbahnen, das ebenfalls einen ansehnlichen Sozialanteil enthält. Ich glaube daher, daß der Sozialauf- wand die Leistungsgrenzen des Volks- einkommens erreicht hat und die Forde- rung nach noch mehr sozialer Leistung und Sicherheit aus heutiger Sicht nicht vorstellbar ist. Meine Damen und Herren - Sie wer- den sich fragen, was sollen diese sozial- politischen Betrachtun_gen anläßlich un- serer firmeninternen Überlegungen? Ich habe sie nur angeführt, weil ich glaube, daß jede Erweiterung sozialpolitischer Leistungen - so wünschenswert sie wäre - nur dann möglich ist, wenn auch der Mitbewerb die gleichen Lasten zu tragen hat. Wenn wir uns zur freien Weltwirt- schaft bekennen, müssen wir danach handeln. Dann kanri. und darf es nicht . Aufgabe des Staates sein, von der Wiege bis zur Bahre für uns zu sorgen. Dann · muß Eigenverantwortung, Eigeninitia- tive und Eigenvorsorge soviel Spielraum haben, daß ein Leistungsanreiz gegeben ist. Wenn absolute Sicherheit für den einzelnen herrscht, wenn wir mehr und mehr die Gleichheit der Ergebnisse für alle anstreben, dann werden unsere Chancen am freien Weltmarkt gering sein. Ich möchte damit keine Wertung der einzelnen .Wirtschaftssysteme vorneh- men. Um aber in der freien Marktwirt- schaft zu bestehen, brauchen wir neben soliden Fachkräften und modernsten Ausrüstungen den Leistungsanreiz. Brauchen wir die Freiheit des Denkens und Handelns , brauchen wir die Unter- stützung aller positiven Kräfte dieses Landes ohne Einschränkung. Bei diesen Umwelt6edingungen ist es unsere besonders schwierige Aufgabe, jeden einzelnen Mitarbeiter zu motivie- ren, ihm vor Augen zu führen , welche Bedeutung seine Mitarbeit für den Be- stand des Ganzen hat. Nur wenn jeder Mitarbeiter weiß, daß seine Arbeit, seine Leistung für den Bestand des Ganzen und damit auch der sozialen Sicherheit wichtig ist, werden wir ihn bewegen können, mitzudenken und mitzuarbei- ten. Dieses Bewußtsein der Wichtigkeit der eigenen Leistung für das Wohlerge- hen des Ganzen formt eine Betri~bsge- meinschaft und macht aus Beschäftigten echte Mitarbeiter. Wenn wir dieses Ziel, von dem wir in manchen Bereichen noch entfernt sind, erreichen, haben wir uns auch in einer schwierigen Zeit als Füh- rungskräfte qualifiziert. Die vor uns liegenden Aufgaben kön- nen wir nur gemeinsam lösen. Wollen wir daher weiter daran arbeiten, daß wir eine Gemeinschaft bleiben, die füreinan- der durch dick und dünn geht. Versu- chen wir alle zu begeistern, die begeiste- rungsfähig sind, und geben wir ihnen den Glauben, daß sie zu einer Gemein- schaft gehören, die auch in schwierigen Zeiten für sie da ist. Wenn uns das gelingt und wir nach dem Sprichwort handeln „Wo ein Wille da ein Weg", bin ich überzeugt, daß die Kraft des positiven Denkens zu wirken vermag. Nur wer an die Erfüllungsmög- lichkeit seiner Aufgabe glaubt, wird sein Ziel erreichen." Bürgermeister Franz Weiss würdigte die Investitionspolitik des Unterneh- mens, durch die das Werk in eine gute Ausgangsposition für die Zukunft ge- brachtl'Werde. Die Stadt unternehme alle Anstrengungen zur Verbesserung der In- frastruktur, wobei im Hinblick auf die neuntausend Einpendler dem Ausbau der Verkehrswege und der Errichtung neuer Wohnungen Vorrang eingeräumt werde. Wichtigstes Anliegen aller Ent- scheidungsträger müsse die Erhaltung der Vollbeschäftigung sein, sagte Weiss. 80.000 Schilling Gewerbeförderung Zur Umstrukturierung des Schwechater- hofes gewährte der Stadtsenat Otmar und Elfriede Pötzl eine Gewerbeförderung, die in zwei Jahresraten ausbezahlt wird. Die zweite Rate in Höhe von 80.000 Schilling wurde freigegeben. 200.000 Schilling für Gehsteige Entlang der bezugsfertigen Neubauten an der Sebek- und Punzerstraße in Münich- holz errichtet die Stadt zunächst einen hundert Meter langen Gehsteig ab der Punzerstraßenkreuzung bis zur Tiefgara- geneinfahrt. Der weitere Ausbau des Geh- steiges wird realisiert, wenn 1982 wieder Neubauwohnungen bezugsfertig sind. Der Belag des bestehenden Gehsteiges entlang der Punzerstraße wird ausgebessert. Ins- gesamt kosten die Gehsteige 200.000 Schilling. Neues Schizentrum Forsteralm Von Steyrern stark frequentiert wird das neue Schizentrum Forsteralm in Gaflenz- Oberland. Das 50 Kilometer von der Stadt Steyr entfernte Gebiet wurde mit einem Investitionsaufwand von 20 Millionen Schilling erschlossen: vier Schlepplifte, ein Restaurant und Schiabfahrten von ins- gesamt 8,5 Kilometern Länge stehen zur Verfügung. Die Liftanlagen erreichen die beachtliche Förderleistung von 4400 Per- sonen pro Stunde und bringen die Besu- cher zu sieben Pisten mit unterschied- lichen Schwierigkeitsgraden. Die Errich- tung des Schizentrums ist auf die Privat- initiative von Ing. Franz Forster zurückzu- führen, das Land Oberösterreich hat im Rahmen des „Strukturförderungspro- grammes Eisenwurzen" maßgeblich geför- dert. Werbeplakate in Fußgänger- unterführungen Der Stadtsenat hat einem Antrag der Linzer Werbering-Gesellschaft zuge- stimmt, wonach in den Fußgängerunter- führungen im Bereich Neutor, Tomitz- straße , Casino, Berger und Duka rtstraße Plakatwerbung gestattet wird. Durch die Anbringung von Plakattafeln auf den Sichtbetonwänden erwartet sich die Stadt- verwaltung ein freundlicheres Bild diese r Anlagen. Änderung des Sprechtages von Stadtrat Rudolf Fürst Der Sprechtag von Stadtrat Rudo lf Fürst wurde verlegt und findet nunmehr jeweils Donnerstag von 13.30 bis l5 Uhr im Sprechzimmer des Rathauses statt. 15/ 59

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