Amtsblatt der Stadt Steyr 1981/1

Berichte Junge Flötistinnen im Mittelpunkt eines Kammerkonzertes D as Konzert des Kammerorchesters Steyr in der Marienkriche, vom Kul- turamt der Stadt Steyr veranstaltet, konnte die Erwartungen der Zuhörer vor allem deshalb nicht ganz erfüllen, da trotz des ehrwürdigen und ästhetischen Raumes reine Freude und Begeisterung nicht recht aufkommen konnte: Es war für diese Ver- ansta-ltung viel zu kalt. Für die Zuhörer, tief in ihre Mäntel gehüllt, war es nicht gerade angenehm, und den Musikern machte die zu tiefe Temperatur im Fort- schreiten der Darbietungen hörbar zu schaffen. Waren zum Beispiel die beiden Hornisten anfangs prächtig disponiert, hatten sie dann beträchtliche Ansatz- schwierigkeiten. So vermißte man sicher- lich aus demselben Grund einen warmen, weichen Streicherklang, der trotz . ehr- liehen Bemühens etwas zu hart, manchmal schroff wirkte. Daß MD Prof. R. Nones das Programm gewissenhaft einstudierte, war in jedem Werk spürbar, doch hätte die Wirkung in einem vorgewärmten Saal sicherlich eine wesentlich bessere sein können. Für den Termin des Konzertes hatte so mancher Besucher ein weihnachtliches Programm erwartet; gerade für ein Kam- merorchester gibt es genug Literatur hie- für. Die Sinfonie Nr. 27 in G-Dur, KV 199, von W. A. Mozart, 1773 komponiert, eröffnete den Abend. Das kleine dreisätzi- ge Werk für zwei Flöten, zwei Hörner und Streicher wurde ansprechend musiziert. Im Concerto für zwei Soloflöten und Strei- cher in C-Dur, op . 4712, des Venezianers Antonio Vivaldi konnten sich die beiden Teilweise Teilungen R. M. Zörner zeigte Arbeiten (1979/80) in der Galerie „Schnittpunkt" D ie Zuhilfenahme von Abfall oder all- täglichen Gegenständen zur künstleri- schen Aussage ist nicht neu. Diese Art der Bildherstellung leiten die radikalen Künst- ler des Dada bereits im zweiten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts ein. Der Amerikaner Rauschenberg verwendet Abfallprodukte, montiert sie und nennt seine Arbeiten ,,Combine painting", das heißt, er verbin- det Malerei mit Objekten und gibt diesen Dingen damit eine individuelle Poesie . Eine Weiterentwicklung zur Dreidimen- sionalität entsteht durch darauffolgende Assemblagen der Neuen Realisten. Die letzten Arbeiten des Steyrers R. M. Zörner entstanden ähnlich, er geht aus der Fläche heraus, deckt Gegenstände mit Farbe zu, die er selbst als Material, als Gegenstand verstanden haben will. Ist Dadaismus Antikunst, die mit allen Tradi- tionen bricht, also anarchistisch, will Zör- ner mit seinen Arbeiten eine Aussage durchaus positiver Natur machen : ,, ... Das Formlose nimmt Gestalt an, das Geformte wird zerlegt - geteilt. Geteiltes läßt Neues entstehen .. ." (Zörner) Die mehrheitlich großformatigen Werke verlangen vom Betrachter neue Denk- weisen, so wird zum Beispiel auch die Dimension Zeit miteinbezogen: ,, ... Die Überlagerungen (Material und Farbe), die nicht nur visuell, sondern zeitlich zu ver- Sinneserfahrungen auch eine bestimmte Form des Denkens . Dialektik als Lebens- prinzip ." Was für den einen die Spirale, ist für Zörner, in seiner letzten Entwicklung, die Teilung, Ursprungjedes Lebens. Daß die- ses Teilen nicht bei allen Bildern offen- stehen sind, reflektieren neben den R. M. Zörner vor einem seiner Werke. steyr Flötistinnen Marina Landerl und Elisa- beth Baumgartner besonders auszeichnen. Ihr reiner, schwebender Ton, das gleich- wertige Zusammenspiel, vor allem im lyri- schen Largo, war beachtenswert. Es war der musikalische Höhepunkt des Konzer- tes . Die Begleitung des 15 Musiker umfas- senden Streicherensembles war unter der sicheren Führung des Dirigenten ebenfalls zufriedenstellend. Mit der Sinfonie Nr. 45 in fis -Moll von J. Haydn aus dem Jahre 1772 wurde das Programm beschlossen. Dieses Werk mit dem Namen „Abschiedssinfonie", um das sich verschiedene Anekdoten ranken, fällt durch den Schlußsatz, währenddessen sich die Musiker allmählich bis auf zwei Gei- ger still entfernen, aus dem üblichen Rah- men. Haydn hat mit dieser originellen Idee sicherlich damit für seine Kapelle das erreicht, was gemeint war, bessere Besol- dung oder Urlaub. Jedenfalls soll Fürst Esterhazy diesen Wink richtig verstanden haben. In der Steyrer Aufführung hat man aus ökonomischen Gründen die Original- besetzung mit zwei Oboen den beiden Flötenspielerinnen überlassen. Zwei Weihnachtslieder, für Streichorchester ge- setzt, beschlossen den Abend. Der Beifall war echt und herzlich. J. F. sichtlich wird, läßt dem Beschauer genü- gend Spielraum, sich einfach von Farbe, Form und Textur berühren zu lassen. Es gibt in der Kunst selten grundsätzlich Neues, aber sie ist facettenreich. Eine Facette davon hat Zörner mit diesen Ar- beiten ohne Zweifel angeschliffen. W. Ko. Foto: Kranzmayr 29

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