Amtsblatt der Stadt Steyr 1980/12

Berichte Venedig-Aquarell von Heribert Mader. Hürdenlauf nach Venedig Aquarelle von Heribert Mader in der Galerie G, Linz H eribert Mader sagt selbst, daß Vene- dig für ihn ein Prüfstein , eine Hürde ist. Die Stunde der Wahrheit für den Künstl er. Nach dem Steyrer Wehrgraben, den Mader zuweil en liebevoll „Kleinvene- dig" nennt, nach Bauernhöfen nun Vene- dig. Eine vierwöchige Reise im Sommer und deren Ertrag in der Galerie G in Linz. Etwa 50 Aquarelle zeigen Venedig unab- hängig von allen Jahreszeiten. Mader ver.- sucht, mit dieser Stadt in Kontakt zu treten, in einen subtilen, sehr persön- lichen. Er sucht eine subjekti ve Definition dessen zu geben, was Goethe schon be- schreibt , was Tausende Touri sten Jahr für Jahr se hen und millionenfach fotografie - ren: Venedig. I.n seinen Bildern gibt es keine Saison, keine Menschen. Mader ma lt Venedig - keine Touristen, a ber auch keine Venezianer, die in dieser Zeit eine verschwindende Minderheit darstellen. Er verz ichtet auf sie . Er läßt die Architektur sprech en, den Dunst, die Hitze , den Ne- bel, das Wasse r - er fängt die Atmosphäre ein . Die Technik des Aquarell s kommt ihm dabei sehr entgegen. Aus einer Viel- falt von Möglichkeiten ist sie diejenige, we lche Mader am intensivsten studiert und zu seiner Spezialdisziplin gemacht hat. Es gibt große Vorbilder, für ihn gilt es , ,, ... willst du nicht mein Nachbar sein, so schlag ich dir den Schädel ein" Die Kabarettgruppe 0 2 mit neuem Programm im Alten Stadttheater V ier sympathische junge Leute (vorwie- gend Lehrer) begnügten sich nicht mehr mit dem Organisieren von Veran- staltungen, sie wurden selbst kulturell kreativ und präsentierten nun ihr drittes Programm „Vorsicht Nachba rn! " . Sie tre- ten aus dem Publikum auf, trällern harm- lose Kinderreime , geben ihnen aber im Handumdrehen ein en makabren Sinn, ebenso wie uns die Worte oft im Mund verdreh t werden. Sie gehen den Wörtern sieyr auf den Grund und zeigen deren häufige Bedeutungsverschlechterung, so z. B. wenn Nachbarschaftshilfe in „i wer da scho helfn!" a usa rtet oder aus dem Zu- sammenhalten ein „halts zsamm" wi rd. Im Auftrittssong und einige Nummern da- nach hält sich das Team an sein selbstge- stelltes Thema, in der Folge jedoch kom- men alle kabarettbewährten Stückerln, wie Schule, AKh und Zwentendorf, gar- Fortsetzung nächste Seite die Di stanz zu ihn en zu ve rringe rn. Er hält viel von Vertiefung, wenig von einer ober- flächlichen Vielfalt. So auch die bisherigen T hemenkreise : Archite ktur und Landsch aft. Keine Men- schen, und doch sind es diese, die Städte bauen, Landschaften beeinflussen, verän- dern und ze rstören . Heribert Mader hat mit An lauf gleich zwe i Hürden genommen: Venedig a ls eine, und zugleich aber eine zweite, nicht minder hohe : sein Hinweis auf Dinge, deren Qualitä t sich nicht in Betonmauern einzementieren läß t. W. Ko. Advent in Christkindl S icher ist, daß Christkindl einen genius loci eigener Ar t ha t, eine Ausstrahlung, die jeden berührt , der sich ihm nähert. Ob man nun mit dem Auto kommt und die ge rundete Silhouette sich langsam aus den um]jege nd en Feldern erh eben sieht, oder ob man den beschau lichen Fußweg nach Unterhimmel wählt, immer erscheint der Bau als Einheit mit seiner Umgebung. So sehr eine Einheit , daß man nicht mehr fragt , we lche Bauteile von den Brüdern Ca rl one, welche von Prandta uer stammen oder eine spätere Ergänzung sind. Offen liegt es vor dem Blick des Betrachters und faß tßen Schwung der Landschaft in leich- ter Uberhöhung zusammen. So entspricht es in sein er Bescheidenheit „dem Kinde", dem die Kirche geweiht ist, und das Weih- nachten den Sinn gib t. Untrennbar ist Weihnachten mit Erin- nerung und Rückblick verbunden. Diesen Blick zurück tut a uch die Kirche , wenn sie in der Adventze it A-cappella-Messen a us den Anfänge n der Kirchenmusik erklin- gen läßt. Die schwebenden Töne eines Orlando di Lasso, die klaren Sequenzen eines Pales trina, die heile Freud e einer Hasslermesse fü ll en den Raum, tragen atmend den lateinischen ursprünglichen Text. Und wieder ist es die Einheit, die den Besucher in den Bann zieht , di e Einh eit von ges taltetem Ra um , gestuftem Klang und geformtem Wort. Man fühlt sich hinge leitet zu etwas Wesentlichem: etwas Altem, das man nur vergessen ha t, oder etwas Neuem, das man erst undeut- lich begreift? Etwas , das man in sich selbst trägt, oder eine Erkenntnis , die über die eigene Person hinausführt ? - Solche Au- ge nblicke der Bes innung schenkt Christ- kindl jedem, der sich an Samstagen zu einer der Geistlichen Abendmusiken in die dämmrige Kirche begibt, oder der die hell e Vormittagss tunde eines Adventsonn- tages wählt, um das zu erl eben, was uns all e berührt: das Wunder der We ihnach t. M. E. 17/ 429

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