Amtsblatt der Stadt Steyr 1980/11

DAS MÜNDEL ,. - WILL VORMUND SEIN. - Das Pantomi- menduo Nika Brett- schneider und Ludvik Kavin, die 1977 aus der Tschechoslowakei emigriert sind, haben mit ihrer neuesten Produktion „Das Mündel will Vormund sein" - ein stummes Spiel von Peter Hand- ke , im Wiener ,,Theater beim Auers- perg" einen ausge- zeichnelen Eindruck hinterlassen. Die beiden Schauspieler halten sich einerseits genau an den wortlosen Handke-Text und bringen anderseits außerordentlich viel Eigenes ein, neben der artistischen Präzision, vor allem die unverwechselbare Mimik. . Der Münchner Reinh~rd Steidle ir_iszenierte minutiös genau, sehr bewegt und emdrucksstark. Es geht m dem Zweipersonenstück um Auflehnung und Unter- drückung: Untertänig und hinterhältig fristet das Mündel, machtbefüssen und ängstlich verteidigt der Vormund ein kümmerliches Dasein. Zwei Pianisten von Rang Der Klavierabend am 6. Oktober im Alten Stadttheater •war romantischer Originalmusik für Klavier zu vier Hän- Eine großartige Ausstellung zeitgenössischer ungarischer Künstler zeigte das Kulturamt der Stadt Steyr in Zusammenarbeit mit dem Collegium Hungaricum vom 16. bis 26. Oktober im Bummerlhaus. Diese junge ungarische Künstlergeneration bringt die Poesie der Dorfatmosphäre, das „große Nichts" der Puszta, in seltsamer Mischung komödi- antischer Elemente und Todesnähe mit. Farben von sagenhafter Schönheit ins Bild. Das Foto zeigt den „Maler mit seinem Modell". 44/408 den gewidmet. Hans Petermandl, lang- jähriger Gastpianist jn Steyr, brachte als Partner Heinz Medjimorec mit. Beson- ders eindrucksvoll war die makellose Übereinstimmung der beiden Künstler im homogenen Anschlag, in der ausge- feilten Agogik des Vortrags im dynami- schen und metrischen Bereich, von der ·souveränen Technik ganz abgesehen. Kurz, das Spiel der Pianisten ergab eine beglückende Symbiose in allen Phasen ib.res Vortrags. Die Sonate in C-Dur, genannt Grand Duo, DV 812, aus dem Jahre 1824 von Franz Schubert, stand am Beginn des Abends. Die symphoni- sche Länge des Werkes, ausgestattet mit allen melodisch-harmonischen Merkma- len des Komponisten s_owie wirksamen Kontrasten zwischen den vier Sätzen, verlangte von den Pianisten vollste Kon- zentration und bestes Einfühlungsver- mögen in die typisch Schubert'scbe Klangwelt. Dies gelang vorzüglich. Georges Bizet, fast zeitlebens in seiner Bedeutung verkannt und erst posthum durch seine Oper „Carmen" weltbe- · rühmt geworden, schuf mit seinen „Jeux d'enfants", op. 22, das Bedeutendste seit Schubert auf diesem Gebiet, der Kla- viermusik zu vier Händen. Manche die- ser überaus einprägsamen und vortreff- lichen Stücke sind auch in der Orchester- fassung bekannt geworden. In den zwölf Nummern werden Spielzeuge und Kin- derspie1e in froher Heiterkeit bis zur kindlichen Ausgelassenheit überaus an- schaulich und melodienreich genial aus- gedeutet. Für die Wiedergabe dieser be- glückenden Suite ist den Musikern vor allem zu danken. Antonin Dvorak bat zur Verherrli- chung seiner Heimat 16 Slawische Tänze geschrieben, welche in zwei Serien mit je acht Tänzen erschienen. Aus den ersten Steyrer Kripperl hat wieder Spielzeit Vom 30. November 1980 bis 18. Jänner 1981 hat das Steyrer Kripperl wieder Spielzeit. Im folgenden Bei- trag bringen wir eine Programmüber- sicht. Spielzeiten sind jeweils um 14, 15.15 und 16.30 Uhr.. Karten können beim Fremdenverkehrsamt Steyr, Rathaus , Telefon (0 72 52) 39 81/235, vorbestellt werden. Bei jeder Vorstellung werden die Szenen mit dem Nachtwächter, den Bergknappen, dem Liacbtlanzünder, den Handwerkern und dem Bäcker- nazi gezeigt.. Was außerdem an den einzelnen Spieltagen zusätzlich ge- zeigt wird, lesen Sie in dieser Pro- grammübersicht. In dieser Saison wird erstmals die Steyrtalbahn in das Szenenspiel aufgenommen. Sonntag, 30. November: Wildbret- schützen - Steyrtalbahn ~ Almabtrieb - Schiffszug (Kohlbauernbua). Sonntag, 7. Dezember: Wildbret- schützen - Krampus und Nikolaus - Schlittage - König David. Sonntag, 14. Dezember: Steyrtal- bahn - Kr~!-11pus und Nikolaus - Scblittage - Agyptiscber Josef. Sonntag, 21. Dezember: Wildbret- schützen - Weihnachtsprogramm (Engel weckt die Hirten auf - Hirten ziehen zur Krippe - Christkindl). Sonntag, 28. Dezember: Steyrtal- bahn - Weihnachtsprogramm - Rauchfangkehrer. Sonntag, 4. Jänner 1981: Wildbret- schützen - Sternsinger und Heilige Drei Könige - Schlittage. Sonntag, 11. Jänner 1981: Steyrtal- babn - Sternsinger un4. Heilige Drei Könige - Flucht nach Agypten (Lot- terie). Sonntag, 18. Jänner 1981: Wild- bretschützen - Herr Express - Fron- leichnamsprozession. Bei genügender Nachfrage zusätz- lich am Sonntag, 25. Jänner 1981 : Steyrtalbahn - Kindstauf - Fron- leicbnamsprozession. ·serien kamen fünf Tänze zum Vortrag, Nr. 1, 3, 4, 5 und 8. Auch hier haben Orchesterfassungen den Tänzen einen größeren Bekanntheitsgrad ermöglicht. Um so erfreulicher war es daher, diese musikantisch ausgezeichneten Komposi- tionen im Original zu hören. Das Duo Peterrnandl-Medjimorec ließ auch hier keinen Wunsch offen. Mit dem Militärmarsch in D von Schubert, DV 733 von 1822, klang der begeistert aufgenommene Klavierabend aus. J. F.

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