Amtsblatt der Stadt Steyr 1980/11
A ls im September 1978 Bürgermei- ster-Stellvertreter Heinrich Schwarz und Stadtrat Manfred Wallner mit zehn Mitgliedern des „Ver- eins zur Förderung von Internationalen Städtefreundschaften" für eine Woche zu Gast bei Familien der Schwesterstadt Ket- tering/Ohio waren und in einer Festsit- zung des Ketteringer Stadtsenates die Bür- ger der mit Steyr nun schon seit neun Jahren befreundeten Stadt zur regen Teil- nahme an den 1000-Jahr-Feiern in Steyr einluden, spürte man bereits, daß diese Einladung begeisterte Aufnahme gefun- den hatte. Kettering ist 1980 25 Jahre alt geworden, seine Bürger sind stolz auf die Geschichte Ohios, die sie bis zu dem durch den deutschen Schriftsteller Fritz Steuben auch in Europa bestens bekann- ten Shawnee-Häuptling Tecumseh zurückverfolgen, aber eine l000jährige Geschichte und Tradition erregt bei jedem Besucher aus Übersee fassungslose Be- wunderung. Und so kamen die Ketteringer in nie erwarteter Zahl nach Steyr: Im Juni 46 aktive Mitglieder der „civic band" mit etwa ebenso vielen Schlachtenbummlern zur TeilJrnhme am 300jährigen Bestands- fest der Steyrer Stadtkapelle, im Juli eine Gruppe von vier Lehrerehepaaren, mit denen die Pläne für eine Weiterführung des Jugendaustausches besprochen wur- den, während der Sommerferien zahl- reiche Ehepaare, Familien mit Kindern, Briefmarkensammler zur Briefmarkenaus- stellung, und am 3. Oktober konnte das Steyrer Schwesterstadtkomitee unter Vor- sitz seines Präsidenten Bürgermeister Weiss und der Bürgermeister-Stellvertre- ter Schwarz und Fritsch 87 Ketteringer Bürger mit den Stadträten Busch und Keister sowie zahlreichen Funktionären des Sister City Committees begrüßen. Wie schon die Mitglieder der Stadtka- pelle im Juni, waren auch diesmal alle Gäste bei Steyrer Familien untergebracht oder wurden, sofern sie im Hotel nächtig- ten, während der ganzen Zeit ihres Auf- enthaltes von Steyrer Bürgern betreut. Wer einmal erfahren hat, welch unkom- plizierte, aufgeschlossene und dankbare Gäste die im Rahmen des Schwesterstadt- programms aus Übersee zu uns kommen- den Besucher sind und wie sie sich freuen, als Freunde in österreichischen Familien aufgenommen zu werden, stellt sich im- mer wieder gerne als Gastgeber zur Verfü- gung und plant vielleicht schon einen Gegenbesuch, zu dem alle Steyrer Freun- de jederzeit eingeladen sind. Um Gästen und Gastgebern Gelegen- heit zum persönlichen Kennenlernen zu Erinnerungsge- schenke aus Kette- ring fiir Steyr: Der Delegationsleiter der Amerikaner, Stadtrat Gerald Busch, überreicht Bürgermeister Franz Weiss ein handgesticktes Bild mit den Stadt- symbolen. 250 Ketteringer feierten · in Steyr das 1000-Jahr-Jubiläum der Schwesterstadt geben, zu Ausflügen und Besichtigungen, je nach Interesse der emzelnen, wu_rden die offiziellen Veranstaltungen nach emem herzlichen Empfang im Casino Steyr auf einen Freundschaftsabend mit Gästen, Gastgebern und Vereinsmitg1iedern iJ?-1 Stadtsaal und eine Führung durch die Altstadt und die Hallstattausstellung be- schränkt. Beim Freundschaftsabend hat eine ju- gendliche Tanzgruppe des Allgemeinen Turnvereines, die Jagdhornbläsergruppe Garsten und die Musikkapelle „Alpen- echo" aus Großraming den Besuchern aus Amerika österreichisches Brauchtum na- hegebracht. Dazu trug auch ein gemein- samer Besuch des Konzertes des Grenz- landchores Arnoldstein bei, das begeistert aufgenommen wurde. Am Sonntag, welcher den Gastgebern zur freien Gestaltung überlassen worden war, konnte man die Besucher mit ihren Steyrer Freunden bei den Erntedankgot- tesdiensten sehen, bei der Heimatveran- staltung des Stelzhamerbundes am Fried- hof, bei der Diaschau im Bummerlhaus, am Tabor und Damberg, in St. Florian, Hinterstoder, Admont oder im Salzkam- mergut. Jeder kam auf seine Rechnung, jeder freute sich, wie schnell man, wenn die Bereitschaft und offene Herzen vor- handen sind, Freundschaften schließen kann. Sprachliche Untersch_iede wurden leicht überbrückt, die Amenkaner staun- Frau Marilou Smith vom Kette- ringer Schwester- stadt-Komitee über- gibt Frau Anneliese C/ar ein Gemälde mil geschichtlichen Symbolen der Ent- stehung Ketterings. Fotos: Kranzmayr ten über die Sprachkenntnisse der Öster- reicher, insbesondere über die der Kinder ihrer Gastgeber - ein erfreulicher Beweis für den guten Sprachunterricht in unseren Schulen. Viele Pläne für die weitere Förderung des Programms wurden geschmiedet. Für den Sommer 1981 ist eine Gruppe von Steyrer Jugendlichen nach Kettering ein- geladen, einige junge Ketteringer möchten etwa zur gleichen Zeit nach Steyr kom- men. Der Abschied am Montag war schwer, nicht einmal die Aussicht auf drei Tage in der Bundeshauptstadt Wien konnte dar- über hinweghelfen. Und wenn früher manche Reisende aus dem amerikani- schen Mittelwesten auf einer Europatour Wien, Salzburg oder Innsbruck besichtig- ten, ohne zu wissen, daß es die a1te Eisenstadt am Zusammenfluß von Enns und Steyr gibt, so sind in diesem Jahr an die 250 Ketteringer über den Ozean geflo- gen, um die Schwesterstadt im Jubil_äums- jahr zu bes1;1_chen ~ und haben, da sie_ n_un einmal in Osterreich waren, auch e1mge andere österreichische Städte besucht, ein Erfolg, auf den der Verein für lnternati?- nale Städtefreundschaften und alle, die ihn, in welcher Form immer, unterstützen, stolz sein können. Ein jeder, der einmal Freunde vom anderen Kontinent aus an- deren Ländern gefunden hat und behalten will , kann es nicht fassen, daß man 'sich vor einigen Jahrzehnten mit den Waffe?, in der Hand gegenüberstand. Emen Bei- trag zur Völkerverständigung zu leisten und Feindschaften zwischen Völkern zu verhindern, ist oberstes Ziel aller ernstge- nommenen Städtepartnerschaften. Daß Steyr und Kettering diese Partnerschaft im Interesse eines friedlichen Zusammenle- bens der Völker mit besonders gutem Erfolg pflegen, kam bei der jährlichen Konferenz der Organisation „Sister Cities International" in San Diego zum Aus- druck. Dort erhielten die beiden Städte die Fortsetzung auf Seite 33 35/399
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