Amtsblatt der Stadt Steyr 1980/11

Neue Bilche Naturschönheiten in Oberösterreich Die Sehnsucht der Menschen nach Er- lebnissen und Begegnungen in der Natur wird immer größer, anderseits engt man den Lebensraum immer mehr ein, so daß es nötig erscheint, Ziele zu fixieren, wo man dem Natürlichen noch mehr oder minder unberührt nahekommen kann. Der OLV-Buchverlag hat daher einen ver- läßlichen Führer geschaffen, der nun als Band „NATURKUNDLICHE WAN- DERZIELE IN OBERÖSTERREICH" vorliegt. Eine Gemeinschaft von fünf sachkundi - gen Autoren - Wilfried Dunzendorfer, Walter Kellermayr, Hermann Kohl, Franz Matscheko und Peter Starke - hat sich hier zusammengefunden und mehr als sechzig lohnende Ausflüge in die Land- schaft Oberösterreichs beschrieben, und zwar so, daß sich jedermann getrost dem Buch anvertrauen kann: Zu Beginn eines Wandervorschlages wird die genaue Lage angegeben sowie die Anreisemöglichkeit mit Auto, Bahn oder Bus. Dann folgt die detaillierte Wanderroute und schließlich die Erklärung und Beschreibung dessen, was an der Exkursion schauens- und be- mer-kensw~rt ist, sei es nun geologisch, mmeralog1sch oder biologisch von Interes- se. Die einzelnen Kapitel sind nach the- matischen Gesichtspunkten zusammenge- faßt und gelten den Seen und Teichen vom Halleswiessee im Salzkammergut bis zu den Schachenteichen nächst Krems- münster, den Flüssen, Bächen und Klam- men, wobei die Donauschlinge bei Schlö- gen ebenso beachtet wird wie die Wolfs- schlucht bei Bad Kreuzen ; im Kapitel Moo~e finden sich neben dem bekannten Ibmer Moos so versteckte Kostbarkeiten wie das Kreuzerbauer-Moos bei Kober- naußen ; im Kapitel Höhlen sind die Dachsteinhöhlen gleichermaßen vertreten wie die Nixluckn bei Losenstein das Ka- pitel Wald und Flur führt unter' anderem zu den Buchsbäumen im Ennstal und zu den Edelkastanien bei Unterach, und im Kapitel Berge und Bodenschätze schließ- lich spannt sich der Bogen vom Traunstein und Dachstein bis zur Molasse des Haus- ruckwaldes um Ottnang. Ergänzt wird der Führer zu „Natur- kundlichen Wanderzielen" in Oberöster- reich durch anschauliche Fotos. Bibliographische Angaben: Naturkund- liche Wanderziele in Oberösterreich: 312 Seiten, 38 Schwarzweißbilder, Skiz- zen, Plastik. S 158.-. 32/396 Die großen Schätze alter Volkskunst Bernward Deneke : ,,EUROPÄISCHE VOLKSKUNST." Propyläen Kunstge- schichte, Supplementband V, 309 Seiten, 581 Abbildungen auf 448 Tafelseiten, da- von 58 farbig, 8 Zeichnungen im Text, Leinen, Ullstein Verlag, Frankfurt. Ihr Reiz ist unbestritten, über die Defi- nition dessen aber, was der Begriff„Volks- kunst" meint, herrscht auch heute, hun- dert Jahre nach dem Beginn der Volks- kunstforschung, noch immer keine Einhel- ligkeit. Zu unterschiedlich sind die ästheti- schen Kriterien, nach denen man Volks- kunst bemißt. Zu lange ist sie unter natio- nalen oder ideologischen Aspekten beur- teilt worden, zu vielfältig, aber auch zu widersprüchlich sind ihre Äußerungen selbst. Abgrenzungsprobleme kommen hinzu, Schwierigkeiten etwa, sie von schlichter Handwerksproduktion, von der Kunst der Naiven oder Laienmalerei zu trennen und ihr Verhältnis zur „hohen" Kunst_ zu klären._Bei aller Beschränkung der wissenschaftlichen Arbeit auf Detail- und Spezialprobleme hat sich in den letz- ten Jahrzehnten das Bewußtsein für über- nationale Erscheinungsformen der Volks- kunst gewaltig verstärkt. Zugleich freilich wuchs auch die Erkenntnis vom Ausmaß des Verlustes: den die Industrialisierung seit dem vongen Jahrhundert in vielen europäischen Ländern mit bis dahin le- bendiger Volkskunsttradition heraufbe- schwor. Wohl nie war deshalb mit dem Blick auf das Verlorene dessen Wertschät- zung so groß wie heute. Dem Untergang der bäuerlich-hand- werklichen Kultur, in deren Bereich der weitaus größte Teil der Volkskunst ent- stand, begegnet das vorliegende Buch den- noch ohne Aufforderung zur Nostalgie . Er Auf den Spuren Adalbert Stifters DER BÖHMERWALD. Auf den Spu- ren A~albert Stifters m Böhmen, Bayern und Osterreich. Texte von Adalbert Stif- ter, Fotos von Gerhard Turnier. - 160 Seiten, mit 117 Farb- und 60 Schwarz- weißabbildungen, Großformat 24x29 cm Leinen, S 745 .-, EDITION MOLDEN. ' Seit vor 200 Jahren Schillers Räuber sich in den „böhmischen Wäldern" trafen, seit Stifter seine Heimat zur Poesieland- schaft entrückte, ist der Böhmerwald, am Zusammenstoß dreier Länder gelegen, eine terra incognita gewesen und geblie- ben. Den „Wald" nennen ihn seine Be- wohner einfach, als gäbe es keinen ande- ren, als sei hier die Realität schon zu einem Symbol geworden. Die meisten Menschen zieht es wohl dorthin, wo die Natur ihnen von selbst entgegenkommt, so sie zahm und über- schaubar ist, wo einen nicht - mit Stifters Worten - ,,ein Gefühl der tiefsten Einsam- keit " überkommt, wenn man sich ihr nä- hern will. Der Wald aber, der da „an der Mitternachtsseite des Ländchens Öster- reich an die 30 Meilen seine Däo.,merstrei- stellt vielmehr den Versuch einer sach- lichen Bestandsaufnahme dar, die nach den für jedes Land typischen Werken fragt , nach ihren jeweils spezifischen Ma- terialien und Schmuckformen, ihren Funktionen im Brauchtum, im Fest- und Alltagsleben. Die Übereinstimmung und Bezüge, die sich dabei sowohl zwischen einzelnen Regionen wie auch von Land zu Land einstellen, ergeben ein überraschend homogenes Bild. Das alte Europa erscheint darin wie eine einzige große Kulturlandschaft, geprägt von Grundmustern, die uns auch in ande- ren Kulturen begegnen oder dort zumin- - dest ihre Parallelen haben . Daß dennoch nicht etwa gleiche soziale Verhältnisse in weit voneinander entfernten Gebieten un- bedingt auch zu einer Konformität der Bildsprache führen, belegen viele Einzel- beispiele mit dem Hinweis auf die Weite des Spielraumes, den sich trotz aller Tradi- tionsgebundenheit und abseits von der offiziellen Kunst die Phantasie ländlicher oder kleinstädtischer Bevölkerungsgrup- pen geschaffen hat. In den hier abgebildeten Zeugnissen ihrer Kunstfertigkeit war die Welt dieser Dorfhandwerker, Hirten, Tagelöhner, See- leute und Bauern oft faszinierend leben- dig. Hilfe zu ihrem Verständnis bieten die Beiträge namhafter Wissenschaftler, die - jeder für sein Land - nicht nur den ökonomischen und gesellschaftlichen Hintergrund der europäischen Volkskunst beleuchten, sondern auch ihre vielfach im Aberglauben und in magischen Vorstel- lungen wurzelnde Herkunft, ihre Verbin- dungen zu Mythen und Legenden sowie ihr mitunter spontanes Reagieren auf Ereignisse der Zeit. fen westwärts zieht", gibt sich · nicht her, wehrt ab, läßt sich nicht durchschauen. Stifter-Verehrer und Liebhaber haben manchmal geglaubt, sich das Kennen- lernen „ihres" Böhmerwaldes ersparen zu können, als habe ihn der Dichter ohnehin konkret genug beschrieben. Das heißt, beide unterschätzen; der Wald ist keine Staffage, der Dichter ist kein Detailmaler. Die heimatliche Umgebung dient ihm als Symbollandschaft für die Demonstration des „sanften Gesetzes", für die milde Un- erbittlichkeit der Natur, die Jahrhunderte währende großartige Gleichgültigkeit, unter der die Burg Wittinghausen zerfällt und verwittert, während der Wald un- beirrt über die Ruinen wächst. So sind denn auch Gerhard Tumlers Fotografien aus dem Böhmerwald zwar Abbildungen konkreter Schauplätze aus Stifters Dichtungen, zugleich aber - die Poesie des Textes auf ihre eigene unnach- ahmliche Weise wiederholend - reduzie- ren sie Natur wie Kultur auf das Wesent- liche, Bleibende und Unveränderliche, auf Wald und Wiese, Feld und Stein, Bauern- haus und Scheune, die im Böhmerwald wie kaum an einem anderen Ort im zivili - sationsverseuchten Europa wie eh und je erhalten geblieben sind.

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