Amtsblatt der Stadt Steyr 1980/11

erforderliche Entwicklungskapazität bei BMW in München, im Hauptwerk Steyr oder bei Prof. List in Graz durch Vergrö- ßerung der vorhandenen Entwicklungsein- richtungen zu schaffen. Bei der Beurtei- lung der Voraussetzungen der Entwick- lung eines so wichtigen und komplexen Produktes, wie wir es in diesem Werk bauen werden, sind auch wirtschaftliche Überlegungen wichtig, aber allein nicht ausreichend. Die Entwicklungsmannschaft dieses Zentrums hat die Aufgabe, eines der besten Produkte dieser Branche der Welt fertig zu entwickeln, es ist dabei auch immer von größter Bedeutung, daß die Mitarbeiter des Entwicklungsdienstes mit ihren Kollegen der Produktion, des Ver- triebes - wenn irgendwie möglich - stän- dig in Kontakt stehen. Aus diesem Grund haben wir diese aufwendige Variante ge- wählt. Durch die Zusammenlegung von Entwicklung, Produktion und Vertrieb an einer Stelle und iri einer Hand wurde für das neuen Unternehmen eine wichtige Voraussetzung für eine zukunftssichere Entwicklung geschaffen: Dieses Entwick- lungszentrum soll durch seine moderne Ausstattung und den kreativen Geist der hier Tätigen eine starke Anziehungskraft auf die gut ausgebildete Jugend ausüben und sich dadurch positiv auf die gesell- schaftliche Struktur der Region auswirken und für die Leitung der Firma eine der wichtigsten Voraussetzungen schaffen, um Diese Weitwinkelaufnahme läßt etwas von der gigantischen Dimension der 40.000 Quadratmeter großen Fertigungs- halle spüren. Foto: Hartlauer deren unternehmerischen Entscheidungen möglichst selbständig und entschlossen treffen zu können und einen gesunden unternehmerischen Geist weiter zu ver- breiten. Herr Prof. List und die Mannschaft seines Institutes in Graz haben bei der Entscheidung, dieses Werk zu bauen, eine wesentliche Rolle gespielt. Ich habe auch bei Einrichtung des BMW-Steyr Entwick- lungszentrums mitgewirkt und wir dürfen hoffen, daß uns diese Zusammenarbeit auch in Zukunft in gleicher Weise erhalten bleibt. Für die anerkennenden, netten Worte meines Kollegen Dr. Radermacher möchte ich mich herzlich bedanken. Diese Zusammenarbeit, diese gute Zusammen- arbeit kommt nicht von ungefähr. Es wa- ren für uns enorme Anstrengungen not- wendig, um neben den eigenen Aufgaben, die in der heutigen Fahrzeugindustrie nö- tig sind, die Mitbetreuung eines so großen, im Aufbau begriffe:qen Unternehmens noch zusätzlich auf sich zu nehmen. Bei allen Mitarbeitern, die diese zusätzliche Last mitgetragen haben und für das gute Klima der Zusammenarbeit gesorgt ha- ben, bedanke ich mich herzlich." Neue Impulse für die Region Steyr Bürgermeister Franz WEISS würdigte die epochale Bedeutung des Projektes BMW-Stey r für die Zukunft der Stadt : „Das Jubiläumsjahr der Stadt Steyr geht dem Ende zu, eine ganze Reihe kulturell wichtiger Veranstaltungen liegen nun hinter uns, und heute wird uns auf der Gegenseite ein Festakt geboten, der die wirtschaftliche Komponente deutlich her- vorkehrt. Ich freue mich sehr, daß dieser Festakt so viel Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung vereint, und natürlich heiße ich Sie, Herr Bundeskanz- ler, hier in Steyr ganz besonders herzlich willkommen, ebenso die Herren Landes- hauptleute, die Herren Generaldirektoren, Präsidenten und Vertreter der Unterneh- mungen. Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, Herr Landeshauptmann, meine Herren Gene- raldirektoren und Präsidenten, verehrte Damen, meine Herren! Heute wird uns in Erinnerung gerufen, daß vor etwa zwei Jahren eine weitblickende, aber auch eine weittragende Entscheidung getroffen wur- de. Sie war weitblickend von BMW und Steyr-Daimler-Puch und weittragend für die gemeinsame Gesellschaft der beiden Unternehmungen, aber auch für die Stadt Steyr. Dieser Schritt war gewiß von der I0/374 unternehmerischen Zielsetzung zum Er- folg und nicht von der Absicht getragen, eine Sozialleistung zu gründen. Ich bin aber sicher, daß der fortschreitende Aus- bau des Werkes beide Aspekte mehr und mehr zusammenführen wird. Diese Er- kenntnis allein würde genügen, eine Rechtfertigung für die hohen öffentlichen Investitionsbeihilfen zu sein. Die Stadtver- waltung hat sich von Beginn an zu diesen Förderungen bekannt und ihre Beiträge vertragsgetreu geleistet. Von 21 Mill. Schilling Barleistung sind bereits zwei Ra- ten in Höhe von sechs Mill. Schilling angewiesen. Der dem Betrieb gewidmete Wohnbau mit 40 Gar9onnieren ist begon- nen; die Straßen, Kanäle und die Wasser- versorgung gemäß unserer Vereinbarung befinden sich im Bau. Nächstes Jahr wird die Stadt eine F ußgeherbrücke über die Enns errichten und zugleich die neue Trinkwasserleitung für die Werksversor- gung verlegen. Schließlich kommt es zur Schließung des innerstädtischen Verkehrsringes mit dem Straßenabstieg in den Wehrgraben . Daraus ergeben sich zweifellos erhebliche Verkehrserleichterungen für den Wirt- schafts- und Pendlerverkehr, zumal auch die Südumfahrung aus dem Ennstal weit fortgeschritten ist. Dies sind alles Maßnahmen, die den Menschen in di esem Raum ebenso wie der Wirtschaft dienen werden. Bezahlt werden sie aus jenen Mitteln, die der Steuerzahler aufbringt; ve rwendet werden diese Gelder aber aus dem Verantwortungsbewußtsein jener Menschen, die dafür die verliehene Kompetenz besitzen. In einer beispiel- haften Zusammenarbeit von Bund, Land und Gemeinde mit den Vorständen der Stammunternehmungen gelang es, dieses Werk für Steyr Zl! sichern. Hier danke ich dem Herrn Bundeskanzler, dem Herrn Landeshauptmann sowie den Herren von BMW und Steyr-Daimler-Puch für die erreichte Lösung. Mein Dank gilt aber auch der hiesigen Geschäftsleitung, Herrn Direktor Doppelfeld sowie Direktor Egger und Direktor Aita für die stets gezeigte Bereitschaft, anstehende Probleme ge- meinsam einer klaren Erledigung zuzufüh- ren. Die Region Steyr erwartet sich natür- lich von diesem Betrieb neue Impulse, zusä tzliche Beschäftigung und eine weitere Aufwertung der bereits jetzt hochentwik- kelten Wirtschaftskraft in unserem Raum. Steyr steht mit dieser Leistung an zweiter Stelle im Lande Oberösterreich. Dies ist nicht zuletzt einem sinnvollen Ausbau der heimischen Infrastruktur, einer großen Leistungsbereitschaft der Arbeitnehmer, verbunden mit einer relativ guten Ein- kommenslage, aber auch - oder vielleicht gerade deswegen - einem hohen Maß an Arbeitsfrieden zuzuschreiben. Als Bürgermeister dieser Stadt danke ich den Entscheidungsträgern, die diese Betriebsansiedlung verantworten, noch aus anderen Gründen. Sie kommen damit dem von mir 1976 vorgelegten und im Februar 1977 vom Gemeinderat beschlos- senen Entwicklungskonzept für die Region Steyr sehr entgegen. Dieses Konzept fand weitum Beachtung, wurde dem Herrn Bundeskanzler und der Regierung unter- breitet und allgemein gutgeheißen. In ei- ner mehrstündigen Verhandlung kamen wertvolle Ergebnisse zustande. Ergebnisse, die jetzt schon wirken. Es war übrigens das erste Mal , daß eine Delegation der Stadt Steyr die Möglichkeit erhielt, Probleme steyr

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