Amtsblatt der Stadt Steyr 1980/10

INHALT Ehrenbürgerwürde der Stadt Steyr für Dr. Ratzenböck und Dr. Hartl, Ehrenring für Josef Schmid! 324/ 325 * 326 Fußgängerzone Berggasse Höhere Bundeslehranstalt für Frauenberufe in Steyr Noch keine verbindlichen Entscheidungsgrundlagen über Zukunft des Wehrgrabens 100 Mill. S für 326 327 zwei Kilometer Straße 328/ 329 Seniorenklub im Haus der Arbeiterkammer 50 Jahre Polizei Steyr Volksbegehren: Verlautbarung über 330 331 das Eintragungsverfahren 332/ 333 6 Mill. S für Sicherung des Althausbestandes Altes Theater wieder 334/ 335 im Rampenlicht 338- 347 Ennskraftwerke spendeten zum Stadtjubiläum eine Flößerstatue 355 Viertelmillion Besucher bei Hallstattausstellung 355 Dominikanerhaus als kirchliches Bildungszentrum für Region Steyr 360 • Bei der Seitenangabe ist die Zahl hinter dem Schrägs trich die fortl aufende Seitenzif- fer des Jahrganges. Steyr AMTSBLATT DER STADT STEYR Redaktion, Gestaltung und verant- wortlich im Sinne des Pressegesetzes: Walter Kerb!, Referat für Presse und Information, 4400 Steyr, Rat- haus, Telefon 24 4 03, FS 28 1 39 EIGENTÜMER, HERAUSGEBER UND VERLEGER Stadtgemeinde Steyr DRUCK Verlagsanstalt Gutenberg, 4010 Linz, Anastasius-Grün-Straße 6 ERSCHEINT MONATLICH Auflage 18.000. Jahresabonnement: S 125.- (inkl. MwSt.) . Schriftliche Abonnementbestellungen nimmt das Referat für Presse und Informa- tion entgegen. ANZEIGENANNAHME Werbeunternehmen Steiner, Steyr, Hochstraße 9 b, Telefon 62 0 21 Titelbild: Kranzmayr 42 / 362 einem Mann, der sich sein Leben lang auf Dichtung einließ . Er rezitiert nicht nur, er lebt all die Balladen. Sie wur- den ein Teil von ihm. Balladen sind poetische Urform, sind episch, lyrisch und dramatisch zugleich. Um, wie Quadflieg, Balladen so hautnah und gegenwärtig sagen zu können, bedarf es eines Menschen, der ein ganzes Leben ausgeschöpft hat; um Verse so ruhig und spannungsgeladen sprechen zu können wie er, bedarf es einer geballten Kraft von innen her. Da ist alles nur für uns jetzt neu durchdacht, nichts ist so wie es immer war. Meist sind es Meisterballaden, man hat sie gelesen und auch schon gehört, jedoch heute erschließt sich der Sinn, Zusam- menhänge treten·klar hervor, und dort, wo es rasch vorüberbraust, läßt man sich kurze Zeit vom Rhythmus tragen, taucht unter im Gesang der „Märchen aus uralter Zeit". Es hieß auswählen aus zwei Jahrhun- derten: vom schlichten Volkslied über Goethes Erlebnislyrik und Schillers Ideenballaden hin zum Romantiker Novalis, der sich der Mystik stark ver- bunden fühlte , ein Verweilen bei Heine und seinen tiefberührenden Balladen, die noch frei sind von selbstzerstöreri- scher Ironie, natürlich C. F. Meyer, Fontane, und schließlich Brecht, der ,,... und mein geflügelt Werkzeug ist das Wort" Will Quadflieg rezitiert im randvollen Stadtsaal Balladen von Goethe bis Brecht A uf dem Podium steht nur ein Stuhl, kein Tisch mit dem obliga- ten Glas Wasser, auch keine heimelige Leselampe, die uns auf erhabene Dich- terworte einstimmen könnte . Hier ar- beitet einer ohne Netz, im freien Fall, nur ausgerüstet mit der Macht der Sprache. Nach einer Weile kommt er, setzt sich und ist zunächst recht allein da oben, da helfen auch nicht Name und Routine, der Sprung muß jedes- mal gewagt werden. Er spricht die ersten Worte, tastet sich vor, um jene Resonanz zu finden, die Vorbedingung ist für diesen Abend. Quadflieg glaubt unbeirrbar an die Kraft der Lyrik: sie tue unserer Seele gut, sie wecke unsere lahmliegende Phantasie, helfe uns, eigene Bilder zu schaffen und sie entgegenzustellen der Reizüberflutung unserer Zeit. Wie ger- ne wollen wir ihm glauben, auch wenn es uns nicht ganz gelingen mag. Wie sollten wir nur in die Nähe kommen seine balladische Begabung zur Revol- te nützt. - Quadflieg bekennt sich zum Pathos, gemeint ist der freudige Mut, echtes Gefühl darzustellen, sich nicht zu schämen, Mensch zu sein. Er ist ein Virtuose der Stimme und der Atembeherrschung; er spricht nach einer inneren Partitur, die es ihm er- möglicht, sich auf jagende Passagen zu begeben, die oft minutenlang andau- ern, und sich darauf selbst aufzufan- gen. Es kommen alle notwendigen Nu- ancen und Schattierungen, nie über- zeichnet, gerade so deutlich, daß wir noch etwas dazutun können, er kaut nicht vor und will kein dichterischer Vormund sein. Will Quadflieg macht aus seiner Kunst keine Philosophie, er sagt, er habe sein Handwerk gelernt und er suche das zu bewahren und zu verteidi- gen, was er als gut und zeitlos gültig erkannt habe. M. Kr.

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