Amtsblatt der Stadt Steyr 1980/10

Berichte______ Z arte Bilder, eindrucksvolle Bilder - und dann - ein blutiger Western im Schmollgruberkeller. Margit Palme, die „Dame", wie sie genannt wird, mit ihren feinen weiblichen Figuren, in jeder Pose drückt sie sich selbst aus, stellvertre- tend für die Frau in unserer Welt. Keine Rücksicht auf Mode, keine Gesellschafts- kritik, die so beliebt ist, Schönheit muß nicht versteckt werden, delikate Andeu- tungen in Aquatinta, hinter Kapriziösem ein Schmetterlingsherz. Aramis, der Freie, ohne Identität, aber er kann dennoch nicht entfliehen, ein Sisyphos, wie er ihn zeichnet, die Gestalt der griechischen Sage, dazu verdammt, einen Felsblock auf einen Berg zu wälzen, und der Felsblock entgleitet ihm immer wieder und er muß von neuem beginnen, bis ans Ende der Zeiten, das es nicht gibt. Man sieht Aramis Spiegelbild im Kampf mit dem Felsblock, darüber Lenin, Gebis- se, Lachmünder .. . ein anderes eindrucks- volles Bild: ,,Beschwörung mit zwei Mon- den und Schatten, Mondhörigkeit und wachsende Schlangen." Alles Farbstift mit Bäume und Sisyphos Impressionen zu einer Ausstellung von art &work in der Kirchengasse Bleistift, man vermißt diese Bilder nicht so schnell wie „den schreienden Mund" aus dem Hochhaus, und den letzten heiligen Baum, an den sich der Mensch klammert. Josef Friedrich Sochurek ist ebenfalls ein „Baummensch". Ich zitiere ihn: ,,Ein Baum fasziniert mich einfach . Er ist etwas natürlich Gewachsenes. Der Baum steht für eine menschliche Dimension. Der Baum ist aber bedroht. Nur mehr schein- bar wird er erhalten . . . Dahinter ist er irgendwie schon morsch." Und einige Sät- ze als bezeichnend für die Haltung von Sochurek: ,,Auf diesen Kern der Dinge gilt es zu kommen, ebenso auf das Rund- herum, das komplexe System unserer Zivi- lisation. Und darin verfangen ist der Mensch, vielleicht auch schon verküm- mert." (Federzeichnungen). Manfred Hebenstreit, guter Akt, Tusche mit Wasser, am eindrucksvollsten seine ,,Urlandschaft", Blautöne, ohne Mensch, Steine, Wasser, Öde, die Schöpfung ist _noch nicht vo!J~ndet, doch es zeigt sich ein Licht in der Odnis, der sechste Schöp- fungstag, ,,und Gott sah an alles, was er gemacht hatte ; und siehe da, es war sehr gut". Doch dann kamen die Menschen ... D.D. Liederabend Paul Wolfrum Die dritte Veranstaltung im Alten Thea- ter Steyr, zu der das Kulturamt der Stadt am 23. September einlud, war dem Kunst- lied gewidmet. Der Bariton Paul Wolfrum, oft gehörter Gast als Opernsänger und Liederinterpret, und sein langjähriger Partner am Klavier, Dr. Roman Zeilinger, profilierter Dirigent des Landestheaters Linz, boten ein Programm, welches in mehrfacher Hinsicht bedeutend war. Vor allem war es die innere Geschlossenheit bezüglich Komponist und Dichter. Mit Liedern nach Gedichten von Heinrich Heine (1797 - 1856), des Musikdirektors Robert Franz (1815 - 1892) aus Halle Foto und Gemälde. - Selbstporträt der Malerin Jlona von Ronay mit ihrer Tochter. Fotos: Hartlauer wurde der Abend eröffnet. Schon hier konnte der hörbare Zuwachs an Stimmvo- lumen, ausgefeilter Technik und überzeu- gender Gestaltung bemerkt werden. Die Abfolge der ausgewählten zehn Lieder bot Einblick in die Klangwelt des Komponi- sten. Romantischer Grundklang, kontra- punktische Satzkunst und farbenfrohe Harmonik ze ichnen diese leider fast nie zu hörenden Lieder aus. Der Sänger meister- te diese erste Hürde in ansteigender Lei- stungsfähigkeit. Richard Strauss (1864 - 1949) schrieb acht Lieder op. 10 1883 nach Texten des Tirolers Hermann von Gilm (1812 - 1864). Vier wurden zum Vortrag ausgewählt, von denen die „Zuneigung" am bekanntesten wurde. Obwohl Jugendwerke, sind sie be- reits unverwechselbarer Strauß. Daß Franz Schubert (1797 - 1827) mit fünf Liedern von Friedrich Rückert (1788 - 1856) zu hören war, gab dem Abend ebenfalls eine besondere Note. Der Sänger zeigte auch bei diesem Vortrag seine Qua- litäten, vor all em intensives Einfühlungs- ve rmögen in die jeweilige Klangwelt. Der musikalische Höhepunkt war aber zweifel- los die Wiedergabe der Lieder von Hugo Wolf (1860 - 1903). Dieser fast ausschließ- liche Liederkomponist wurde zum Schöp- fer der Dichterzyklen, in denen des Dich- ters Wesentlichkeit zum Ausdruck kommt. Der Klavierpart erscheint gleichberechtigt und gleich selbständig neben dem Gesang. Dramatische Farbwirkungen in der Har- monik, seelisi;;h-technische Differenzie- rung, romantische Reminiszenzen neben moderner Satzkunst ze ichnen die Lieder von Hugo Wolf aus. Für Sänger und Begleiter also eine grandiose Aufgabe. Fünf Mörike-Lieder, deren 53 der Kom- ponist 1888 niederschrieb, wurden ausge- wählt und fanden eine prachtvolle Inter- pretation. Dr. Roman Zeilinger erwies sich, wie auch bei allen anderen Liedern, als vorzüglicher, souveräner Begleiter, dem es stets gelang, die bestmögliche Ausgewogenheit des Klanges zwischen Sänger und Klavier zu finden . Herzlicher Beifall der an Zahl etwas geringen Zu- schauer wurde dem Duo zuteil. Zwei wei- tere Wolf-Lieder beendeten den gemüt- stiefen Abend . J. F. 17/337

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