Amtsblatt der Stadt Steyr 1980/10
Kultur- Der kleine Prinz Gastspiel des Ensembles „Theater 58" aus Zürich D as reizende alte Theater in der Berggasse, 1958 aus bautechnischen Gründen stillgelegt, ist aus seinem Dorn- röschenschlaf zu neuem Glanz erwacht. Zur ersten Vorstellung am Freitag, dem 12. September, sprach Bürgermeister Franz Weiss frohe und festliche Worte über die Wiederbelebung dieses schönen, intimen Hauses, das nunmehr wieder zum Kulturträger in unserer Stadt geworden ist. Das Ensemble „Theater 58" aus Zürich spielte „Der kleine Prinz" von Saint Exu- pery. Eine Notlandung des Autors in der Sahara, ein fünftägiger Marsch durch die Wüste bis zur Rettung durch eine Kara- wane, wurden zum ideellen Ursprung für das Stück. Was sucht der kleine, einsame Prinz? Einen Freund, dem er sich vertraut machen kann , denn „was wichtig ist, sieht man nicht" , erfährt er auf seiner Reise. Der König ist gütig und weise, jedoch ein Träumer in der Einsamkeit. Der Eitle will beklatscht sein, damit er seinen Hut zie- hen kann. Der Säufer trinkt, um zu verges- sen, daß er trinkt. Der Geschäftsmann zählt die Sterne, damit sie ihm gehören. Der Laternenanzünder ist der einzige, wel- cher nicht nur sich selbst sieht. Schließlich der Geograph, der Bücher schreibt. Er schickt den kleinen Prinzen zur Erde. Die Schlange, Symbol der gelben Wüste, wird seine Seele wieder zurückführen. Der Fuchs, mit dem er vertraut wird, lehrt ihn die Verantwortung. ,,Man sieht nur mit dem Herzen gut". Der Erzähler (Saint Exupery) wird schließlich sein Freund, den er aber wieder verlassen muß. ,,Die Sterne sind wie Brunnen." Wir suchen sie mit dem Herzen, wie die Freundschaft, die im Lächeln wohnt. ,,Wir vereinigen uns im Lächeln über Sprachen, Kasten und Par- teien." ,,Ein Lächeln ist oft das Wesent- liche, das Unterpfand menschlicher Freundschaft." Ein Lächeln, das Ge- schenk des guten Willens im Menschen." Damit verabschiedet sich der kleine Prinz vom Fuchs und von seinem Freund. Das Ensemble des „Theaters 58" spielte das Stück in der Inszenierung von Andre Revelly in moderner, überaus eindrucks- voller Gestaltung. Großartig Heilmut Greiner in der sechsmaligen Verkleidung, rührend-überzeugend Rita Keller als Prinz. Rudolf Rath war ein vortrefflicher Erzähler, Andre Revelly als Fuchs die Inkarnation der Humanität. Die Stimme von Renate Jahnke als Blume und Schlan- ge fügte sich wohltönend ins Gesamtbild, welches durch eingeblendete Dias und eine einfache, jedoch geschmackvolle Bühnendekoration (Constand Könz) einen geschlossenen Rahmen setzte. 16/336 Szene aus der ,,Kleine Prinz". Weitgereist und viel gesehen Die Bilder der Ilona von Ronay Malerei aus den Jahren 1974 - 1980 im Bummerlhaus Ich möchte zuerst von den Bildern reden, statt einen trockenen Lebenslauf voraus- zuschicken, der unbefangenes Betrachten nur stört. Mit gefielen die Porträts der Malerin am besten, vor allem die reizen- den Kinderbildnisse, keine Verfremdung, Kinder schauen uns an wie sie sind. Um einige Bilder zu nennen: Manuela (3 Jahre alt) , gelb-grün, blasse Farben, oder der kleine Sohn Neudeck, Sigrid Hrad, alle - nehme ich an - in Privatbesitz, und es werden Eltern, Tanten und Nachkommen sich immer wieder an ihnen erfreuen. Sehr effektvoll ein Bild Alexander Werndls im 12. Lebensjahr, Sohn des in Schloß Rosen- egg lebenden Viktor Werndl. Im Mittelpunkt, exponiert dargeboten, das Porträt der Tochter, lieblich und schön, doch mein erster Gedanke war: Botticelli „Kopf der Venus", in der Wen- dung des Kopfes, Augenschnitt und wal- lendem Haar. Aber beim Vergleich mit dem Botticelli zu Hause fand ich es doch sehr verschieden. Lassen Sie mich kurz bei den Porträts bleiben, um einen Satz von Cocteau wie- derzugeben, aus einem Buch, in dem er sich mit Picasso und Chirico befaßt: ,,Der Blick! Man spricht niemals genug davon. Der Blick des Porträ ts spiegelt die Unru- hen ihrer Epoche .. ." Das trifft bei Ilona von Ronay nicht zu, die Kinderaugen leuchten und der Blick der Tochter ist sanft. Die Bilder von Steyr werden sicher Liebhaber und Bewunderer finden, manchmal ist ein Hauch Kokoschka da, dessen Sommerschule in Salzburg sie drei- mal besuchte. Damit sind wir schon bei einem kurzen Umriß ihres Werdeganges: Sie stammt aus der Steyrer Industriellenfamilie Werndl, wurde in Wien geboren und verbrachte viele Jahre auf Schloß Rosenegg, in das sie immer wieder zurückkehrt, aus New York, Kalifornien oder Marokko. Sie besuchte die Akademie der Bildenden Künste in Wien, Kunstschulen in New York und Kalifornien. Doch auch Weitgereiste keh- ren immer wieder in ihre Heimat zurück, und diese ist, so glaube ich, für Ilona von Ronay Steyr und Schloß Rosenegg. D. D.
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