Amtsblatt der Stadt Steyr 1980/8

Neue Bilche Frage nach dem Sinn Emil Staiger: ,,GIPFEL DER ZEIT. " Sophokles, Horaz, Shakespeare , Manzoni. 302 Seiten, Leinen, sFr. 34.50.-, Artemis Verlag. Vier klassische Autoren der Weltlitera- tur sind es, mit deren Werk sich Emil Staiger in diesem Buch auseinandersetzt. - Vier Dichter aus verschiedenartigsten Sprachbereichen und Epochen, denen aber eines gemeinsam ist: ihr bis heute unbestrittener maßgeblicher Rang in der Geschichte des europäischen Geistes. Emil Staiger erweitert unser Wissen über So- phokles, Horaz, Shakespeare und Manzo- ni überzeugend und eine Fülle von Fakten mitteilend . Grundfrage in allen vier Arbei- ten ist die leicht zu stellende, aber schwie- rig zu beantwortende Frage nach dem ursprünglichen, von aller Theorie noch unbelasteten Sinn des behandelten Textes. Es gelingt Emil S~_aiger auf diese Weise, unser Bild von Odipus, von Horazens Oden, von Hamlet und den „Promessi Sposi" vom Dunkel vorgefaßter oder land- läufiger Meinungen zu reinigen und die Texte in ihrer unmittelbaren Frische dar- zu~tellen. Die Frage nach Schicksal und Schuld des Königs von Theben, Horazens „höchster Sinn im engsten ·Raum" , die rätselhafte Gestalt des Dänenprinzen mit seinem in allen Dimensionen denkenden Geist, der mit einer konkreten Wirklich- keit in Konflikt gerät, und endlich die ungezwungene Anschauung und natür- liche Reinheit in Manzonis -großem Ro- man: dies alles wird vor dem Leser mit Souveränität entwickelt als urbane Wis- senschaft, die in Staigers Sprache die ge- naue Entsprechung besitzt. Kunstgeschichte In ihrer Juli-Ausgabe beschäftigt sich die Zeitschrift „DIE KUNST und DAS SCHÖNE HEIM" (Verlag Karl Thiemig, München) mit mehreren Themen der eng- lischen Kunstgeschichte, wobei der Bo- gen weit gespannt ist und die getroffene Auswahl einen lebendigen Eindruck ver- mittelt . Den Auftakt bildet ein Beitrag über Clarkson Stanfield (1793 - I867). Der Text schildert die erstaunliche Karriere dieses viktorianischen Malers, der als See- mann begann, dann Bühnen-, Land- schafts- und Marinemaler war und mit seiner Aufnahme in die Royal Academy im Jahre 1835 die größte Ehre erreichte, die einem englischen Künstler offenstand. - Der nächste „englische" Beitrag führt den Leser in das Museum von Sir John Soane, das zwar inmitten der Londoner 24/288 Innenstadt liegt, aber kaum beachtet wird. Üppig mit Farbtafeln ausgestattete Beiträ- ge über die berühmte Manufaktur von Josiah Wedgwood, dessen 250. Geburts- tages in diesen Wochen gedacht wird, sowie über den zeitgenössischen Künstler David Hockney, als „Meister der Gra- phik" präsentiert, runden das Panorama ab. Zu erwähnen ist auch die seit kurzem in jeder Ausgabe erscheinende „Markt- analyse" in der Rubrik „Kunst- und Anti- quitätenmarkt", die sich im Juli mit afri- kanischer Kunst auseinandersetzt. An Enns und Steyr Die vierteljährlich erscheinende Kultur- zeitschrift „Oberösterreich" feiert heuer ihren 30jährigen Bestand. Jedes Heft der von Dr. Otto Wutze! vorbildlich redigier- ten Zeitschrift hat ein Schwerpunktthema und enthält die Fachsparten: Denkmal - pflege, Historische Kunst, Kunst der Gegenwart, Landeskunde, Oberösterreich aktuell und einen Literaturteil. Die Zeit- schrift besitzt einen fachlich fundierten Mitarbeiterstab, der von Wien bis Mün- chen reicht. Es handelt sich hier nicht um eine amtliche Publikation, sondern sie stellt seit 30 Jahren ausschließlich eine private verlegerische Leistung dar, die vom Oberösterreichischen Landesverlag, unterstützt durch Beträge der öffentlichen Hand und treuen Inserenten, erbracht wird. Vor der Presse würdigte Dr. Wutze! besonders die Förderung dieser Kultur- zeitschrift durch die Stadt Steyr. Das Heft 2 des Jubiläumsjahrganges hat als Schwerpunktthema „An Enns und Steyr". Dipl.-Ing. Hermann Goldbacher schildert in seinem Beitrag „Das Ennsmu- seum Kastenreith/Weyer", Entstehung und Aufbau des wertvollen Lokalmu- seums. Prof. Carl Hans Watzinger schil- dert „Das Steyrtal - Natur- und Kultur- bild einer lieblichen Landsachaft". Hans Pilz lädt in Wort und Bild zu „Wande- rungen im Enns- und Steyrtal" ein. Hel- mut Grassner schreibt über „Christkindl - romantischer Weihnachtsort an der Steyr". Dr. Wilfried L. Lipp lenkt mit seinem Beitrag den Blick auf die vielen Häuser in Steyr, die wertvollen Sgraffito- Schmuck tragen und beschäftigt sich mit der Frage der Entstehung dieser histori- schen Ornamentik. Der aus Steyr stam- mende Universitätsprofessor Dr. Siegfried Radler veröffentlicht in diesem Heft einen wissenschaftlichen Beitrag über „Die Hochwasser der Enns und Steyr" . Licht und Farbe Jürgen Andermatt: ,,Inseln im Licht". 96 Seiten, 80 farbige Fotos, Format 30 X 35 cm, Hartdeckeleinband mit Schutzum- schlag, DM 78 .-, Verlag J. H. Schmalfeldt. Jürgen Andermatt hat die Inseln und das Wattenmeer vor der deutschen Nord- seeküste mit seinem Segelboot bereist und seine Impressionen in Farbbildern von traumhafter Schönheit festgehalten. Diese Bilder offenbaren die Faszination des Wechselspieles von Licht und Farbe. An- dermatts Aufnahmen signalisieren Bot- schaften von höchster künstlerischer Qua- lität. Ambitionierten Farbfotografen er- schließen diese Bilder neue Impulse des Sehens. Spitze ist auch die drucktechni- sche Qualität dieses preisgekrönten Bild- bandes. Rilkes Botschaft August Stahl: ,,RILKE-KOMMENTAR II". Kommentar zu den „Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge", zur erzähleri- schen Prosa, zu seinen essayistischen Schriften und zum dramatischen Werk. Mit Einführung, Zeittafel, Bibliographie, alphabetischem Verzeichnis der Sammel- und Einzeltitel, sowie 10 Bildtafeln, 288 Seiten, kartoniert, DM 29 .80, Winkler Verlag. Nach Rilkes Lyrik kommentiert August Stahl jetzt die erzählende Prosa des Dich- ters, seine Essays und kritische Arbeiten , seine kunsttheoretischen und kunstge- schichtlichen Schriften und sein dramati- sches Werk. Im Mittelpunkt steht der Kommentar zu Rilkes Roman „Die Auf- zeichnungen des Malte Laurids Brigge". Die dem Roman zugrunde liegenden bio- graphischen, bildungsgeschichtlichen, lite- ratur- und zeitgeschichtlichen Sachverhal- te sind - dem Text Zeile für Zeile folgend - ausführlich erläutert. Er chronologische Aufbau des Kommentarbandes macht die Beziehung zur Biographie und Werkge- schichte Rilkes leicht überprüfbar und ermöglicht eine synchrone Benutzung bei- der Kommentarbände. Kompetenter Architektur-Führer Friedrich Achleitner: ÖSTERREICHI- SCHE ARCHITEKTUR IM 20. JAHR- HUNDERT. Ein Führer in drei Bänden. Herausgegeben vom Museum für moder- ne Kunst, Wien. Band I: Oberösterreich/ Salzburg/Tirol/Vorarlberg. Ca. 390 Sei- ten, 2600 Objekte, 1020 Schwarzweißab- bildungen, Format 21 X 15 c;.m, Leinen, Schutzumschlag, S 495.-, RESIDENZ- VERLAG. Dieser Führer behandelt Architektur im weitesten Sinn des Begriffs und erfaßt erstmals die gesamte qualitätvolle und charakteristische Bausubstanz, die im 20 . Jahrhundert in Österreich entstanden ist. Es geht dabei nicht nur um die Präsenta- tion der sogenannten „Modeme", sondern um die Darstellung aller baugeschicht- lichen Phänomene, soweit sie Zeugen hi- storischer Entwicklungen und Situationen sind, also etwa auch um Bauten des „ge- wöhnlichen Bedarfs" von anonymen Bau- meistern und Handwerkern. Die Basis des Führers bildet eine Objektliste mit den grundlegenden Informationen (Ort/Bau- zeit/Autor). Innerhalb dieser Liste wird eine Wertung der Objekte vorgenommen, die sich im Umfang der Information (Foto/Plan/ Beschreibung) ausdrückt, so daß es möglich ist, sich an Hand der augenfälligen Objekte ·schnell über die wichtigsten Bauten zu informieren. Der Führer ist geographisch gegliedert und wendet sich an eine breite, am Bauen interessierte Leserschicht, die öffentliche Auftraggeber ebenso umfassen sollte wie private Bauherren. Abgesehen von seiner Brauchbarkeit für den Touristen, sollte der Führer ein Arbeitsbehelf für alle Schulen sein, an denen man sich in Zukunft immer

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