Amtsblatt der Stadt Steyr 1980/8
Fresken am Blumauerhaus werden stilgerecht restauriert Für eine stilgerechte Restaurierung der etwa 450 Jahre alten Fresken am soge- nannten Blumauerhaus, Enge 2, neben dem Unteren Burgtor mußten umfang- reiche Forschungsarbeiten durchgeführt werden, die nun abgeschlossen sind, so daß jetzt der akademische Maler Otto Götzinger mit der Restaurierung bzw. Re- konstruktion der fragmentarisch sichtba- ren Ikonographie beginnen kann. Die im Auftrag der Stadt Steyr durchgeführten Arbeiten sollen bis Herbst dieses Jahres abgeschlossen werden. Als nach der Restaurierung der Fresko- malerei des Unteren Burgtores die Fassa- de des daneben stehenden Hauses unter- sucht wurde, kam unter mehreren Ver- putz- und Färbelungsschichten eine Fassa- denmalerei aus der Zeit um 1520 zum Vorschein, die mit großer Wahrscheinlich- keit Kaiser Friedrich III. und dessen Sohn, Maximilian I., darstellt. Über den Regen- tenfiguren liegt ein gemaltes Gesimse, von steyr dem eine gemalte Quaderung aufsteigt, eingefaßt von Friesen mit einem Akanthus- ornament in Goldtönen. Darüber steht ein Abschlußgesims mit Säulen und ko- rinthischen Kapitellen. Dieser Abschluß war in früher Zeit vermutlich die Krönung der Malerei . Das Haus ist später um ein Geschoß erhöht worden. Da nur mehr spärliche Reste der alten Freskenmalerei vorhanden sind, mußte die Komposition des Gesamtbildes durch eine etwa !00 Farbaufnahmen umfassende Fotodokumentation aller sichtbaren De- tails im Atelier des Restaurators rekon- struiert werden. Daneben wurden vor Ort alle Ergebnisse der Erforschung und Ver- messung auf Klarsichtfolien durchgezeich- net. Für diese aufwendige Bestandsauf- nahme war stets das Gerüst notwendig. Das Fresko unter dem Putz wurde im Dezember 1979 entdeckt. Das Gerüst mit den Netzen wurde den Winter über belas- sen , um den Passanten nicht den „opti- Links im Bild ein Teil der Figuration des alten Freskos, deren Gestalt durch Nachzeichnung der Umrisse sichtbar geworden ist. Die Zeichnung daneben ist die Vorlage für die Neuschaffung der Freskomalerei. - Das Bild rechts unten zeigt das De- tail mit der Darstel- lung der beiden Re- genten. Fotos: Hartlauer sehen Schock" einer „zerstörten Fassade" zuzumuten. Im Frühjahr 1980 wurde das alte Behelfsgerüst gegen ein Stahlgerüst mit größerer Tiefe ausgetauscht. Die Mo- nate dauernde Bestandsaufnahme wäre auf dem früheren Gerüst nicht möglich gewesen. Einige der gut erhaltenen Frag- mente werden nun restauriert. Otto Göt- zinger will die zerstörten und fehlenden Teile in der Maitechnik des „fresco bu- ono" erneuern. Die Figur Kaiser Fried- richs III. wird in einem besonderen Ver- fahren von der Wand abgelöst und im restaurierten Zustand museal aufbewahrt werden. Eine genaue Kopie wird während der Freskomalerei entstehen. Der kulturelle Wert dieser Fassade rechtfertigt den Aufwand, denn sie ist in ihrer Art einmalig. Es gibt nur Vorläufer um 1500, wie den Köldererturm in Inns- bruck, der beim Neubau der Burg zerstört wurde, und die beiden Vöcklabrucker Stadttürme, deren Fresken auf einen Auf- trag Maximilians I. zurückgeben. Diese Stadttürme wurden von Götzinger 1958 und 1965 restauriert. Als Schöpfer des Freskos in Steyr ver- mutet Götzinger einen Künst ler aus dem Kreis um Maximilian I. (Dürer, Kölderer) . Der ausführende Maler mußte auch in Rom gewesen sein, denn er bat Elemente des Titus-Triumphbogens und anderer an- tiker Bauten am Haus in Steyr verarbeitet. 15 / 279
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