Amtsblatt der Stadt Steyr 1980/7

Festliches Jubiläumskonzert der Steyrer Stadtkapelle Der 300jährige Bestand der Stadtkapelle Steyr wurde am Freitag, dem 13. Juni, im Stadttheater festlich begangen. Im vollbe- setzten Saal präsentierte sich die jubilie- rende Kapelle mit 55 Musikern in ihrer geschmackvollen Uniform. Als Gäste wa- ren die Parforce- und Pless-Horngruppe der Jagdhornbläserkameradschaft Errin- gen unterm Achalm bei Reutlingen/Würt- temberg gekommen. Ihre traditionsreiche Jägerkleidung belebte zusätzlich das deko- rative Gesamtbild der Bühne. Als Solist des Abends konnte der Linzer Pianist Nikolaus Wiplinger gewonnen werden. Die neun Bläser der Parforce-Horngrup- pe (große Naturjagdhörner mit Quintven- til) eröffneten mit einer Jagdfanfare rm vierstimmigen Satz. Vizebürgermeister H. Schwarz begrüßte als Obmann der Stadt- kapelle alle Zuhörer, insbesondere die Vertreter der Schwesterstadt Kettering/ Ohio mit ihrer Civic-Band. Für die ameri - kanischen Gäste führte Frau Anneliese Clar durch das Programm: ihre Erläute- rungen in Deutsch und Englisch wurden vom Publikum beifällig aufgenommen. Das Konzert der Stadtkapelle begann mit der Ouvertüre zu „Oberon" von C. M. v. Weber in einer hervorragenden Über- tragung für Blasorchester. Die Musiker zeigten unter der bewährten, tempera- mentvollen und präzisen Führung von MD Prof. Rudolf Nones erneut ihre be- kannten Vorzüge hinsichtlich Stimmung, Genauigkeit des Spiels und einer wohltö- nenden Klangfülle. Das Hornsolo zu Be- ginn wurde großartig geblasen. Die Ka- pelle steigerte sich im Lauf des Stückes immer mehr bis hin zum großen trium- phalen Abschluß. Höhepunkt des Konzertes war aber ohne Zweifel die Interpretation der ,,Rhapsodie in Blue" von George Gersh- win. Prof. Nones hat für sein Blasorchester eine überaus wirksame und werkgerechte Bearbeitung geschaffen, welche dem Klangkörper auf den Leib geschrieben war, technischen Schwierigkeiten nicht auswich, für welche besonders in den Solopartien hervorragende Solisten zur Hand waren. Den unveränderten Kla- vierpart spielte Nikolaus Wiplinger in be- glückender Manier, lebhaft, e~ühlsam und technisch brillant in bester Uberein- stimmung mit dem Orchester. Das Unge- wohnte dieser Kombination hat sich aus- gezeichnet bewährt. Der Beifall war stür- misch. Nach der Pause gab es Gruß- ·und Gratulationsworte des Landesverbandes der oö. Blasmusiken durch Bezirksob- mann Dir. Alois Forster mit Blumen und einem reizenden Geschenk: drei kleine Posaunen aus der Graslitzer-Werkstatt. Die 15 Bläser der Fürst-Pless-Horn- Gruppe (kleine Jagdhörner ohne Ventile) eröffneten den zweiten Teil mit zweistim- migen Stücken 1m Marschrhythmus: ,,Fürstengruß" und „Eninger Jäger- marsch". Der scharfe, helle Klang dieser Instrumente erzielte beträchtliche Wir- Die Ketteringer Stadtkapelle kon- zertierte mit gro- ßem E1folg beim Musikfest auf dem Steyrer Stadtplatz. Fotos: Hartlauer Das Bild auf der gegenüberliegenden Seite ist eine histo- rische Aufnahme, die die Bürgermu- sikkapelle Steyr im Jahre 1882 zeigt. kung. Den Bläsern ist für die technisch überaus schwierige Darbietung besonders zu danken . Im Anschluß daran konnte die jubilie- rende Kapelle mit wienerischer Musik erneut glanzvoll aufspielen. Schwungvoll und melodisch wurde die Ouvertüre zu Wiener Frauen" von Franz Lehar musi- ~iert. Das prickelnde „Perpetuum mobile" von Johann Strauß begeisterte durch die exakte Darbietung. Die Parforce-Horngruppe, deren Instru- mente dem modernen Hornklang sehr nahe kommen, spielte sich in die Herzen der Zuhörer mit ihren drei Stücken, dem „Rendevouz de Chasse", dem Jägerchor (gekürzt) aus der Oper „Der Freischütz" sowie dem „Jäger aus Kurpfalz" . Mit dem „Radetzkymarsch" von Johann Stra1;1ß Vater erspielte die Stadtkapelle so viel Beifall, daß er wiederholt werden mußte. Als Jubiläumsfestgabe wurde der Stadtka- pelle das erste Exemplar der neu erschie- nenen Ouvertüre „Gut gelaunt" von Karl Derntl durch Bezirksobmann Forster überreicht. Der Marsch „Mit vereinten Kräften", von der Stadtkapelle und der Pless-Horn- Gruppe gemeinsam gespielt, beschloß _das offizielle Programm. Es folgten noch_ reich- lich Zugaben, in denen nochmals die bei- den Jagdhorngruppen zu hören waren. _Als Aufmerksamkeit gegenüber den amenka- nischen Gästen erklang der Marsch „Mili- tary-Escort" von D. Bennett. Für den Ehrenobmann spielte die Stadtkapelle den Schanovsky-Marsch" von Prof. Nones als Geburtstagsständchen. Den Marsch Furchtlos und treu" von J. Fucik mach- t~n sich die Musiker selbst zum Geschenk. Mit dem „Deutschmeister-Regiments- marsch" von A. Jurek wurde überzeugend geendet. Das eindrucksvolle Programm in seiner gutdosierten Vielfalt, wobei der akustische Kontrast zwischen Orchester und Jagdhornbläser den Konzertablauf überaus anregend beeinflußte, kann als mustergültig bezeichnet werden. Der to- sende Beifall der begeisterten Zuhörer war durchaus am Platze. J. F. sieyr

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