Amtsblatt der Stadt Steyr 1980/6
Neue Bücher Bildzeugnisse österreichischer Kultur Franz Hubmann/Christian Brandstät- ter: TORE, FENSTER, GIEBEL - Bild- zeugnisse österreichischer Kultur. 72 Sei- ten mit 48 Farbbildseiten, 26 x 29 cm . Molden-Verlag. Wertvolles Kulturgut als Detail der Ar- chitektur ist bedroht. Wesentliche Bauele- mente , durch Jahrhunderte zu ausdrucks- starken Stilformen entwickelt, werden blindwütig abgetragen. Giebel , Tore, Fen- ster zeigen am deutlichsten die Gestal- tungskraft verschiedener Generationen , namhafter oder anonymer Meister. Histo- risch gesehen waren der Stilwille und die Vitalität neuer Epochen der Untergang älteren Kulturgutes. So wurden im Barock viele gotische Hochaltäre vernichtet. Heu- te wird hauptsächlich aus ma teriellen Gründen zerstört. Giebel werden entklei- det oder abgetragen, ihr Zweck ist in die derze it gültige Wertskala nicht einzuord- nen. Tore werden nach Fahrzeugdimen- sionen verändert, Fenster nach Normpro- dukten ausgerichtet. Das Buch zeigt die schützenswerten Bestände als Einzelform oder auch im Ensemble mit der Land- schaft. Das Anliegen, mehr Verständnis für das mißachtete Kulturgut zu wecken , wird eindringlich und überzeugend in Wort und Bild vorgetragen . Faszination einer Stadt Tano Citeroni (Fotos), Xavier Schnieper (Text): ROM - Ewige Stadt. 204 Seiten mit 140 Farbfotos und 50 Schwarzweiß- Illustrationen im Text. Farbig bedruckter Vorsatz. Format 23 x 30,5 cm. Leinen mit Prägung und farbigem Schutzumschlag. Schuber. Reich-Verlag. Seit bald zweitausendfünfhundert Jah- ren ist Rom „Hauptstadt": Zuerst von It alien, dann unter Kaiser Augustus vom ganzen damalig bekannten Erdkreis , spä- ter Hauptstadt der abendländischen Chri- stenheit, nach der Reformation Haupt- stadt des Weltkatholi zismus . Im Gegen- satz zu allen anderen Hauptstädten Euro- pas hat sich Rom ununterbrochen fortent- wickelt, ist immer im „Mittelpunkt" gewe- sen . Desha lb sind in der heutigen Haupt- stadt Italiens die vielgestaltige Vergangen- heit und die Neuzeit, die Gegenwart, un- löslich mit- und ineinander verschlungen, präsentieren sie sich als - mindestens optische - Gegenwart, so daß für den Steyr Besucher der „Ewigen Stadt" di e Zeit aufgehoben scheint. Der Terra-magica-Bildband macht die- ses lebendige und schöpferische Verwo- bensein des Heute und Gestern verständ- lich, dokumentiert die unausweichliche Faszination dieser Stadt. Die Bilder ze igen anscheinend Bekanntes in neuer, das Post- kartenklischee vermeidender Perspektive, und Unbekanntes, das zu entdecken sich lohnt. Der Text führt den Leser von Quartier zu Quartier, macht auf das Sehenswerte aufmerksam. Dies in einer reflektierenden Form, die den Leser zu eigenem Nach- empfinden und Erleben anregen soll. So werden im Text auch ausgiebig Zitate angeführt, die von berühmten oder be- kannten Rom-Besuchern stammen. Der Autor versteht es, _dem Lese r ein lebendiges Bild dieser Stadt zu vermitteln. Er erzählt von Kunst und Literatur, von Geschichte und Religion, vom Essen und vom Wein, von Bigotterie und Frömmig- keit , von dolce vita und kleinbürgerlicher Idylle, kurz: von allem, was einem Rom- Besucher bei der Konfrontation mit diese r Stadt durch den Kopf gehen kann oder in s Herz zu dringen versucht. Von der Weisheit alter Bauherren und Architekten Johann Kräftner: DER ARCHITEK- TONISCHE BAUM. Ein Buch über das Wechselspiel von Baum und Bauwerk in Landschaft, Park und Siedlung. 128 Seiten mit 48 Bildseiten (32 Farb- und 48 SW- Abbildungen), 21 x 27 cm. Molden -Ver- lag. ,,Wo man baut, pflanzt man Bä ume", zitiert Le Corbusier einen alten türkischen Spruch, ,, bei uns schneidet man sie um" , kommentiert er die Situation unse rer Zeit. Nur wenige Menschen begreifen die in- nige Verbindung, die Baum und Bauwerk aneinanderknüpft und sie so zu den be- stimmenden Faktoren der Kulturland- schaft macht. Daß es im Bereich histori- scher Architekturen meist die Bäume sind , die das Einzelbauwerk wie die Siedlung in die Landschaft einbinden, wird gerne übersehen. Es ist der Baum, der einem engen Innenhof, einer verkehrsreichen Straße die Intimität zu verleihen vermag, die städtisches Leben erträglicher macht. Der einleitende Text des Buches erläu- tert grundlegende Fragen, ergänzt durch erklärende Textabbildungen. Am selben Objekt, mit und ohne Bäume, sollen die Gedanken des Autors deutlich gemacht werden. Im Tafelteil wird der Betrachter mit einer Welt konfrontiert, in der die Einheit von Natur- und Menschenwerk in all ihrer Schönheit erhalten ist. Einmalige Kostbarkeiten John Galey, Kurt Weitzmann, Georg Forsythe: SINAI UND DAS ST. KAT- HARlNEN KLOSTER. 24,5 x 30 cm. 192 Seiten mit 242 Farbabbildungen, Leinen mit Schutzumschlag im Schuber. BEL- SER-Verlag. In einer Talschlucht am Fuße des Dschebel Musa a uf der Halbinsel Sinai liegt das St. Katharinen Kloster, ein fe- stungsähnliches Gebäude, 527 von Kaiser Justinian gegründet , seit langem ein be- deutender Wallfahrtsort. Während die mei sten heiligen Stätten in Jerusalem, Bethlehem und Nazareth von Eroberern immer wieder ze rstört oder beschädigt wurden, ist das St. Katharinen Kloster als einziges der Vernichtung entgangen und konnte ein unvergleichliches Erbe unver- gänglicher Kunst und Kultur bewahren . Die Fotos dieses durchwegs farbigen Bildbandes ze igen dem Betrachter alle Kunstschätze so nah, wie er sie selbst nie sehen könnte; abgesehen davon, daß nur ein kleiner Teil der Klosteranlage für den Besucher zugänglich ist. Die Geschichte des Klosters - von mo- saischer Zeit bis heute - hat Prof. Weitz- mann für das Buch verfaßt. Prof. Forsythe schildert anhand von Grundrissen und Lageplänen die baugeschichtliche Ent- wicklung des Komplexes. Bereits mehrere ausländische Verlage haben sich die Lizenzrechte an dieser Originala usga be des Belser-Verlages gesi- chert. Nur so erklärt sich auch der günsti- ge Verkaufspreis von 78 DM für diesen exzellent gedruckten Bildband. Zauberhafte Landschaft K. D. Francke, F. R. Allemann, G . A. Himmel : PORTUGAL. 220 Seiten, 99 Farb-, 99 Schwarzweißabbildungen, For- mat 24 x 30 cm, Leinen mit farbigem Schutzumschlag und Schuber. Verlag C. I. Bucher. Portugal liegt nicht nur geographisch am Rande Europas, jahrhundertelang lag es auch politisch an der Peripherie. Diese Isolation erklärt zum Teil die großen Ent- deckungsreisen se iner Seefahrer, die je- doch ohne nachhaltigen Einfluß auf Ge- se llschaft und Lebensform blieben. Trotz riesiger Kolonialgebiete sank es rasch in Bedeutungslosigkeit zurück. Erst die Demokratisierung anfangs der siebziger Jahre und die enger werdenden wirtschaftlichen Beziehungen zum übrigen Europa, die Fritz Rene Allemann in die- sem Buch nachze ichnet, haben uns Portu- gal stärker ins Bewußtsein gerufen. Ob das Land in seiner E igena rt verstanden wird, ist fraglich . ,, In einem alten Land hat fast alles seine weit zurückgehenden Wur- zeln", schreibt Gustav Adolf Himmel und geht ein auf Träume, Ideale und Wertvor- stellungen der Portugiesen . Die eindrücklichen Fotos von Klaus Dieter Francke zeigen Portugal als außer- ordentlich vielgestaltiges Land von den Wäldern im Norden zum steppenartigen Alentejo und der großartigen Algarvekü- ste. Sie zeigen den Alltag der Bauern und Fischer, die düsteren romantischen Kathe- dralen und zauberhaften Klöster, die tiefe, an magisches Brauchtum erinnernde Reli- giösität und die etwas melancholische Ur- banität von Porto und Lissabon. 35/219
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